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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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bald wie möglich aufzubrechen. In Ihren Unterlagen steht sicher nichts davon, aber mir ist eingefallen, dass ich zusammen mit einem anderen Mann unterwegs war, der vor mir reanimiert worden sein muss.«
    »Das ist schon möglich, wenn dieser andere früher als Sie auf das Schiff gebracht wurde.«
    »Das dachte ich mir. Vielleicht ist er auch gar nicht erst ins Hospiz gekommen, weil es bei ihm keine Komplikationen gab. Sein Name ist Reivich.«
    Sie schien überrascht, aber nicht so sehr, dass ich misstrauisch geworden wäre. »Ich erinnere mich an einen Mann mit diesem Namen. Doch, er war hier. Argent Reivich, nicht wahr?«
    Ich lächelte. »Ja; das ist er.«

Acht
    Argent Reivich.
    Es musste eine Zeit gegeben haben, zu der mir der Name nichts bedeutete, aber das konnte ich mir kaum noch vorstellen. Zu lange schon bestimmte dieser Name – und nicht nur er allein, sondern die Tatsache, dass der Mann noch immer existierte – mein ganzes Universum. Dafür erinnerte ich mich noch gut daran, wann ich ihn zum ersten Mal gehört hatte. Es war an jenem Abend im Reptilienhaus gewesen, als ich Gitta beibrachte, mit einem Gewehr umzugehen. Daran dachte ich zurück, während ich Amelia zeigte, wie sie sich gegen Bruder Alexei zur Wehr setzen konnte.
    Cahuellas Palast auf Sky’s Edge war ein langes H-förmiges Gebäude inmitten von üppig wuchernder Dschungelvegetation. Auf dem Dach erhob sich ein weiteres H-förmiges Stockwerk, in allen drei Dimensionen etwas kleiner gehalten, sodass es von einer breiten, mit einer Brüstung versehenen Terrasse eingerahmt wurde. Wollte man von dieser Terrasse aus den etwa hundert Meter breiten Rodungsstreifen um das Reptilienhaus sehen, dann musste man an die Brüstung treten und über den Rand schauen. Die dunkle Dschungelmauer ragte so hoch auf, als wollte sie im nächsten Moment wie eine grüne Flutwelle auf die Terrasse herabstürzen. Die Nacht entzog dem Dschungel alle Farbe, machte ihn unendlich in seiner Schwärze und erfüllte ihn mit den fremden Geräuschen tausend einheimischer Lebensformen. Auf Hunderte von Kilometern im Umkreis gab es keine andere menschliche Behausung mehr.
    Die Nacht, in der ich mit Gitta trainierte, war ungewöhnlich klar, der Himmel war von den Baumwipfeln bis zum Zenith mit Sternen übersät. Sky’s Edge hatte keine großen Monde, und die wenigen beleuchteten Habitats, die den Planeten umkreisten, befanden sich unter dem Horizont, aber die Terrasse wurde von Dutzenden von Fackeln erhellt. Die Flammen loderten aus den Mäulern der goldenen Hamadryaden-Skulpturen, die auf steinernen Sockeln an der Wand aufgereiht waren. Die Jagd war Cahuellas große Leidenschaft, und sein sehnlichster Wunsch war, eine fast ausgewachsene Hamadryade zu fangen. Im Vorjahr hatte er nur ein einziges, unreifes Exemplar erwischt, das er jetzt im Keller unter dem Reptilienhaus gefangen hielt.
    Bei jenem Jagdausflug hatte ich noch nicht lange für ihn gearbeitet, und seine Frau hatte ich überhaupt zum ersten Mal gesehen. Sie hatte ein paarmal eine von Cahuellas Jagdflinten in die Hand genommen, aber man merkte deutlich, dass sie zuvor noch nie eine Waffe angefasst hatte. Cahuella hatte mich gebeten, ihr ganz zwanglos etwas Schießunterricht zu geben, so lange wir noch zu Hause waren, und das hatte ich getan. Gitta hatte zwar Fortschritte gemacht, aber eine gute Schützin würde sie sicher niemals werden. Das spielte auch keine Rolle. Sie hatte kein Interesse an der Jagd. Obwohl sie den Ausflug mit stoischer Ruhe hatte über sich ergehen lassen, konnte sie Cahuellas primitive Begeisterung für das Töten von Tieren nicht teilen.
    Bald musste sogar Cahuella einsehen, dass er nur seine Zeit vergeudete, wenn er aus Gitta eine Jägerin machen wollte. Dennoch legte er Wert darauf, dass sie lernte, mit einer Waffe umzugehen – diesmal mit einem kleineren Modell und zum Zweck der Selbstverteidigung.
    »Wozu?«, fragte ich. »Sie bezahlen doch Leute wie mich dafür, dass Leute wie Gitta sich keine Sorgen um ihre Sicherheit zu machen brauchen.«
    Als wir dieses Gespräch führten, standen wir allein in einer der leeren Zellen des Vivariums. »Weil ich Feinde habe, Tanner. Sie sind ein guter Mann, und Sie haben gute Leute unter sich – aber sie sind nicht unfehlbar. Ein Einzeltäter könnte unsere Verteidigungseinrichtungen immer noch unterlaufen.«
    »Das schon«, gab ich zu. »Aber wenn er so gut ist, dann bringt er es auch fertig, Sie oder Gitta abzuknallen, bevor Sie überhaupt etwas davon

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