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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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merken.«
    »Das heißt, er müsste so gut sein wie Sie, Tanner?«
    Ich dachte an die Verteidigungseinrichtungen, die ich außerund innerhalb des Reptilienhauses aufgebaut hatte. »Nein«, antwortete ich. »Er müsste verdammt viel besser sein als ich, Cahuella.«
    »Und solche Leute gibt es da draußen?«
    »Es gibt immer Leute, die besser sind als man selbst. Die Frage ist nur, ob jemand anderer bereit ist, sie für ihre Dienste zu bezahlen.«
    Er stützte sich auf eines der leeren Terrarien. »Dann braucht sie das Training zur Selbstverteidigung umso mehr. Auch eine geringe Chance ist besser als keine Chance.«
    Das hatte eine gewisse Logik. »Dann werde ich ihr einiges zeigen – wenn es unbedingt sein muss.«
    »Warum so widerwillig?«
    »Waffen sind gefährlich.«
    Cahuella lächelte. Die Leuchtröhren in den leeren Terrarien spendeten ein mattgelbes Licht.
    »Dazu sind sie schließlich da.«
    Bald danach fingen wir an. Gitta war eine willige Schülerin, aber sie lernte längst nicht so schnell wie Amelia. Das war keine Frage der Intelligenz, sie hatte nur ein fundamentales motorisches Defizit, eine angeborene Schwäche bei der Koordination von Hand und Auge, die nie zutage getreten wäre, hätte Cahuella nicht auf diesem Unterricht bestanden. Das sollte nicht heißen, dass Gitta ein hoffnungsloser Fall gewesen wäre, aber sie plagte sich einen vollen Tag lang mit den einfachsten Grundbegriffen herum, die Amelia binnen einer Stunde beherrscht hätte. Früher als Militärausbilder hätte ich mich mit diesem sinnlosen Spielchen nicht herumgeärgert, sondern es irgendjemandem übertragen, ihr eine Aufgabe zu suchen, für die sie besser geeignet war – beim Nachrichtendienst vielleicht.
    Aber Cahuella wollte nun einmal, dass Gitta mit einer Waffe umzugehen lernte.
    Und ich gehorchte. Das fiel mir nicht weiter schwer. Es war Cahuellas Sache, wie er mich einsetzen wollte. Und es gab wahrhaftig unerfreulichere Aufträge als den, meine Zeit mit Gitta zu verbringen. Cahuellas Frau war wunderschön: ein auffallend nordisches Gesicht mit hohen Backenknochen, eine schlanke, geschmeidige Gestalt, durchtrainiert wie eine Tänzerin. Vor dem Schießunterricht hatte ich sie nie angefasst, es hatte ja kaum einen Anlass gegeben, mit ihr zu sprechen, obwohl ich oft genug von ihr geträumt hatte.
    Nun klopfte mir jedes Mal, wenn ich mit sanftem Druck auf ihren Arm, ihre Schultern oder ihr Kreuz ihre Haltung korrigierte, das Herz bis zum Hals. Wenn ich etwas erklärte, bemühte ich mich, so leise und ruhig zu sprechen, wie es der Situation entsprach, doch in meinen Ohren klang es wie das Krächzen eines Stimmbrüchigen. Falls Gitta an meinem Benehmen etwas auffiel, so ließ sie es sich nicht anmerken. Sie konzentrierte sich voll auf die Lektion, die wir gerade durchgingen.
    Ich hatte in diesem Bereich der Terrasse einen Hochfrequenzgenerator installiert, der einen Prozessor in Gittas Schutzbrille ansprach. Es handelte sich um ein Gerät für die militärische Standardausbildung aus dem riesigen Vorrat von Diebes- und Schwarzmarktwaffen, den Cahuella im Laufe der Jahre zusammengetragen hatte. Wenn Gitta die Schutzbrille trug, erzeugte es in ihrem Sichtfeld geisterhafte Gestalten, die auf der Terrasse herumzulaufen schienen. Nicht alle waren Feinde, aber Gitta hatte nur den Bruchteil einer Sekunde Zeit, um zu entscheiden, wen sie zu erschießen hatte.
    An sich war es ein Witz. Erstens hätte nur ein besonders hochkarätiger Killer überhaupt eine Chance, ins Reptilienhaus einzudringen, und zweitens würde jemand von diesem Kaliber niemals so viel kostbare Zeit vergeuden, dass Gitta ihre Entscheidung treffen konnte.
    Es war die fünfte Lektion, und Gitta stellte sich gar nicht so ungeschickt an. Immerhin schoss sie in neunzig Prozent der Fälle auf die richtigen Ziele, und mit diesem Fehlerspielraum konnte ich vorerst leben. Es blieb nur zu hoffen, dass ich nie das eine von zehn Opfern sein würde, das ihr nicht nach dem Leben trachtete.
    Aber ich vermisste immer noch eine gewisse Effizienz beim Abschuss. Wir verwendeten scharfe Projektilmunition, denn die Strahlenwaffen, die uns zur Verfügung standen, waren zu schwer und zu unhandlich für die Selbstverteidigung. Ich hätte es zur Sicherheit so einrichten können, dass die Waffe nur abgefeuert werden konnte, wenn Gitta oder ich nicht in der Schusslinie waren, von Cahuellas kostbaren Hamadryaden-Skulpturen ganz zu schweigen. Aber ich fand, wenn die Waffe immer wieder blockierte,

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