Chasm City
sich ab zu einem dumpfen Ziegelrot, das Schiff sank die letzten Meter nur unter seinem eigenen Gewicht und setzte auf. Die Halbkugeln fingen den Stoß mit muskelartiger Elastizität ab. Dann war es eine Weile still, und endlich wurde aus der vorderen Wand wie eine Zunge eine Rampe ausgefahren, bis sie den Boden berührte. Aus der Luke am oberen Ende fiel ein greller bläulichweißer Lichtschein, in dem sich die Konturen der Dschungelvegetation scharf abzeichneten. Aus dem Augenwinkel sah ich Tiere in Deckung huschen.
Zwei übergroße, spindeldürre Gestalten erschienen in der erleuchteten Tür.
Cahuella stieg vor mir aus und ging auf die Rampe zu.
»Sie wollen an Bord?«
Er schaute zurück, eine Silhouette im Gegenlicht. »Sie haben es erfasst. Und Sie kommen mit.«
»Ich hatte noch nie mit den Ultras zu tun.«
»Dann ist das jetzt Ihre große Chance.«
Ich verließ den Wagen und folgte ihm. Ich hatte eine Pistole bei mir, aber es kam mir albern vor, sie in der Hand zu halten. Also steckte ich sie in den Gürtel und fasste sie nicht mehr an, bis wir wieder zurück waren. Die beiden Ultras warteten schweigend oben an der Rampe, einer lehnte in leicht gelangweilter Pose am Lukenrand. Auf halbem Wege zum Schiff kniete Cahuella nieder, schob das Gestrüpp beiseite und scharrte mit den Händen auf dem Boden herum. Ich glaubte zu sehen, wie er ein verbeultes Blech freilegte – aber bevor ich es genauer erkennen oder gar identifizieren konnte, drängte er bereits zum Weitergehen.
»Kommen Sie schon. Ultras sind nicht gerade für ihre Engelsgeduld bekannt.«
»Ich wusste nicht einmal, dass sich ein Ultra-Schiff im Orbit befindet«, sagte ich leise.
»Das wissen auch nur wenige.« Cahuella betrat die Rampe. »Sie halten sich im Moment noch ganz still, nur so können sie bestimmte Geschäfte durchführen, die nicht möglich wären, wenn jeder wüsste, dass sie hier sind.«
Die Ultras, ein Mann und eine Frau, waren so dünn wie zwei Gerippe. Ein Exoskelett aus lebenserhaltenden Systemen und Prothesen umgab ihren Körper. Die Gesichter waren bleich und hohlwangig, die Lippen schwarz geschminkt und die Augen mit Khol umrandet, wodurch ein Eindruck von puppenhafter Starre entstand. Das dunkle Haar war zu einem kunstvollen Schlangennest aus steifen Locken aufgetürmt. Die Arme des Mannes bestanden aus leuchtenden Maschinen und pulsierenden Zuleitungen, die in Rauchglas eingegossen waren, während die Frau ein ovales Loch im Unterleib zur Schau trug.
»Lassen Sie sich nicht aus der Fassung bringen«, flüsterte Cahuella. »Besucher zu schockieren, gehört zu ihren Geschäftsmethoden. Sie können wetten, dass der Captain die zwei ausgeflipptesten Exemplare geschickt hat, die er finden konnte, nur um uns zu verunsichern.«
»Und das ist ihm gelungen.«
»Vertrauen Sie mir; ich kenne die Ultras. Im Grunde sind sie die reinen Waschlappen.«
Wir schlenderten gemächlich die Rampe hinauf. Die Frau, die im Türrahmen lehnte, richtete sich auf, kräuselte die Lippen und sah uns ausdruckslos an. »Sie sind Cahuella?«, fragte sie.
»Ja, und das ist Tanner. Tanner begleitet mich. Das steht nicht zur Diskussion.«
Sie musterte mich von Kopf bis Fuß.
»Sie sind bewaffnet.«
»Ja«, sagte ich. Es erschütterte mich nicht allzu sehr, dass sie die Pistole unter meiner Jacke entdeckt hatte. »Wollen Sie behaupten, Sie wären es nicht?«
»Wir haben andere Mittel. Bitte treten Sie ein.«
»Die Pistole ist kein Problem?«
Die Frau grinste – zum ersten Mal zeigte sie so etwas wie ein Gefühl. »Nicht ernsthaft, nein.«
Sobald wir an Bord waren, wurde die Rampe eingezogen und die Luke geschlossen. Die Atmosphäre war so steril wie in einem Operationssaal, zarte Pastelltöne, spiegelblanke Maschinen. Zwei weitere Ultras – Pilot und Copilot – lümmelten bequem zurückgelehnt, halb versteckt unter Kontrollanzeigen und dünnen, biegsamen Steuersonden auf riesigen Beschleunigungsliegen. Beide waren nackt, ihre Haut war purpurrot, und sie hatten unglaublich bewegliche Finger. Auch sie hatten ihr Haar zu steifen Dreadlocks geflochten, nur waren es bei ihnen noch mehr als bei den beiden anderen.
Die Frau mit dem Loch im Bauch sagte: »Bring uns schön sachte nach oben, Pellegrino. Wir wollen nicht, dass unsere Gäste aus den Pantinen kippen.«
Ich sah Cahuella an und flüsterte: »Wir fliegen mit?«
Er nickte.
»Amüsieren Sie sich, Tanner. Ich tue es auch. Wenn die Gerüchte stimmen, kann ich den Planeten schon bald nicht
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