Cheers, Baby!
oder tot. Als Nachbarn ist es schließlich unsere Pflicht, ihm zu helfen, oder?«
»Wenn er tot ist, können wir ihm nicht mehr helfen. Und wäre er verletzt, würde er stöhnen. Hörst du etwas?«
Sie hielten beide inne und lauschten.
»Kein Stöhnen«, stellte Sharon fest.
»Wahrscheinlich bringt er gerade den Müll nach unten.«
»Aber dann wäre er inzwischen schon wieder oben.«
Sharon hatte sich mittlerweile ins Wohnzimmer vorgewagt. »Hübsch hier. Einfach, aber ohne steril zu wirken. Erdige Farbtöne. Ein Flachbildfernseher. Eine afrikanische Fruchtbarkeitsstatue. Gerahmte Poster mit Szenen aus Filmen an der Wand. Schön, aber nicht teuer. Ein wunderschöner Läufer aus Tibet.«
»Ich glaube, wir sollten jetzt gehen«, meinte Cate.
»Nicht, bevor ich sein Schlafzimmer gesehen habe.«
»In Ordnung, aber beeil dich. Ich fühle mich nicht wohl dabei.«
Sharon trippelte auf Zehenspitzen in ihren hochhackigen Schuhen in das Schlafzimmer.
»Warum läufst du auf Zehenspitzen?«, frage Cate.
»Das weiß ich nicht. Ich kann nicht anders. Wahrscheinlich tut man das eben, wenn man sich in eine Wohnung einschleicht.«
Sie blieb stehen und sah sich in dem Zimmer um. »Ein großes Bett. Und die Bettwäsche ist verknüllt. Ein Mann, der sich im Schlaf hin- und herwirft. Ansonsten ist sein Schlafzimmer aufgeräumt. Auf seinem Nachttisch liegt ein Kreuzworträtselbuch. Ich glaube, mit diesem Mann könnte ich zusammenleben.«
»Du kennst ihn doch gar nicht! Er könnte Jack the Ripper sein.«
»Jack the Ripper ist tot«, erwiderte Sharon.
»Na gut, dann eben Frank the Ripper.«
Cate warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Sie befand sich erst seit fünf Minuten in dieser Wohnung, aber es kam ihr vor wie fünf Stunden.
»Ich habe keine Fotos von Kindern, einer Ehefrau oder einer Freundin gesehen«, bemerkte Sharon.
Sie standen im Schlafzimmer, als Cate und Sharon hörten, wie zwei Räume entfernt die Wohnungstür ins Schloss fiel und der Riegel vorgeschoben wurde.
Cate schnappte nach Luft. Mr. M. war nach Hause gekommen. Ein Albtraum wurde wahr! Lauf!, schoss es ihr durch den Kopf. Lauf! Aber wohin? Das Fenster, dachte sie. Du steigst aus dem Fenster. Allerdings befand sie sich im zweiten Stock. Wahrscheinlich würde sie sich beide Beine brechen. Aber damit konnte sie leben. Dann schlug sie sich gegen die Stirn. Das war dumm. Das Fenster war keine Lösung. Sie mussten sich verstecken. Im Badezimmer? Im Schrank? Cate brach in Panik aus. Sie schwitzte und bekam kaum noch Luft.
Ihr Puls raste. Ihre Gedanken jagten von einer Sackgasse in die andere.
»Das Bett!«, rief Sharon, »Wir kriechen unter das Bett.«
Das Himmelbett aus imitiertem antikem Mahagoni besaß keine Staubrüsche, aber die Tagesdecke war sehr groß und hing bis zum Boden herab. Sharon ließ sich fallen und schob sich auf dem Bauch unter den Lattenrost. Cate folgte ihr. Mit weit aufgerissenen Augen lagen sie nebeneinander.
Sie hörten Schritte auf dem Teppich, dann tauchte ein Paar Schuhe in ihrem Blickfeld auf. Joggingschuhe von Nike. Ungefähr Größe 43. Darüber eine Jeans. Mehr konnte Cate nicht sehen. Die Schuhe wanderten im Zimmer herum. Irgendetwas wurde auf den Nachttisch gelegt. Eine Kommodenschublade des Kleiderschranks wurde aufgezogen und wieder geschlossen. Dann waren die Schuhe wieder neben dem Bett zu sehen. Ein braunorangefarbenes T-Shirt fiel auf den Boden. Die Schuhe wurden von den Füßen geschleudert, und weiße Sportsocken wurden abgestreift. Die Jeans wurde auf den Teppich geworfen, gefolgt von einer dunkelblauen Unterhose. Cate und Sharon starrten auf den Kleiderhaufen und die nackten Füße und hielten den Atem an.
Das ist eine unabwendbare Katastrophe, dachte Cate.
Was um Himmels willen sollten sie sagen, wenn sie erwischt würden? Sharon ist verliebt in dich, obwohl sie dich noch nie gesehen und keine Ahnung hat, wer du bist. Deshalb sind wir in deine Wohnung geschlichen, haben uns alles angeschaut und uns dann unter dem Bett versteckt. Großartig, das käme sicher gut an. Oder auch nicht.
Die Füße marschierten in das Badezimmer, und sie hörten, wie die Dusche angestellt und der Duschvorhang zugezogen wurde.
Cate und Sharon warfen sich einen Blick zu und krochen unter dem Bett hervor. Leise schlichen sie sich auf Zehenspitzen aus dem Schlafzimmer, rannten durch die Wohnung auf den Flur hinaus und stolperten die Treppe hinauf. In Sharons Wohnung angekommen, schlugen sie die Tür hinter sich zu.
»Ich habe einen
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