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Cheffe versenken (German Edition)

Cheffe versenken (German Edition)

Titel: Cheffe versenken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Güth
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hatte er immer noch nichts gegessen, denn sein fauliger Atem hatte die nächste Gestanksstufe erreicht.
    »Vielen Dank! Rettung in letzter Sekunde«, pflichtete ich ihm bei.
    »Darf ich?«
    Da saß er schon neben mir. Ich glaubte in dem Gemisch aus Essensaromen und Mundgeruch auch einen Hauch alten Schweißes wahrzunehmen.
    Mein Blick wanderte hilfesuchend zu Alan. Seine eisblauen Augen erschienen im hellen Licht noch strahlender. Er schickte mir ein verschmitztes Lächeln herüber und vertiefte sich augenblicklich wieder in sein Gespräch.
    »Der erste Tag ist immer unglaublich anstrengend, nicht wahr? Lauter neue Gesichter und so viele Namen. Sich die zu merken ist eine echte Herausforderung. Ich erinnere mich noch genau an meinen ersten Tag. Ich kannte niemanden, hatte keine Freunde –«
    Das glaubte ich gern und ging direkt zum nächsten Gang über. Glücklicherweise rettete Edith die Situation.
    »Jens, mit deiner Bildauswahl für den Reisemuffel-Hamburg-Band bin ich noch nicht ganz zufrieden. Ich komme nachher bei dir vorbei. Jetzt sollten wir vielleicht Trixi mal ausreden lassen.«
    Wieso ausreden? Ich hatte nichts zu sagen, doch bevor Powalowski wieder loslegen konnte, überlegte ich mir eine schlaue Frage.
    »Die Pressearbeit. Was ist denn eigentlich mit diesem Paul Wiltmann passiert, und warum musste Frau Strowe seine Arbeit übernehmen?«
    »Unser Pressechef Paul hatte einen tragischen Verkehrsunfall. Er ist mit seinem Porsche über die Bahngleise gefahren. Genau in dem Moment kam ein Zug und paff! Man sagt, er sei mit Drogen vollgepumpt gewesen.«
    »Jens, bitte. Keine unschönen Details beim Essen. Pauls Tod hat uns alle sehr erschüttert. Er war ein sehr begabter junger Mann. Durch seine Pressearbeit war der Verlag wieder in allen Medien präsent. Großartig.«
    Schön, jetzt konnte ich in Ruhe weiteressen, die beiden hatten ein Thema gefunden, das ich sehr unterhaltsam fand.
    »Großartig ist gut«, unterbrach Powalowski. »Der Typ hat gekokst, dass die Reifen qualmten. Oft war er wie elektrisiert, hat Tag und Nacht durchgearbeitet und ist danach noch ordentlich feiern gegangen. Aber ich gebe dir recht. Seine PR war spitze. Ich bin jedenfalls gespannt, ob wir durch die Pressekonferenz der Polizei Neues erfahren.«
    »Und warum erledigt Frau Strowe jetzt seine Arbeit mit?«, hakte ich nach.
    »So schnell nach dem Unfall einen guten Pressemann zu finden, ist nicht leicht. Schon gar nicht für ein Unternehmen in Gütersloh. In München oder Berlin sähe das schon ganz anders aus. Wer will denn hier in der Provinz arbeiten?«
    Wer will denn überhaupt arbeiten?, dachte ich bei mir. Powalowski jedenfalls schien sich vielseitig auszukennen.
    »Zum Glück war die Strowe so hilfsbereit und hat sich für die Zwischenzeit angeboten.«
    »Aufgedrängt hat sie sich«, schoss Edith dazwischen und drosselte abrupt ihre Lautstärke. »War doch ganz einfach für sie, schließlich duzt sie sich mit Bellersen. Wenn du mich fragst, konnte sie sich auf diesem Weg einen weiteren Bereich unter den Nagel reißen. Marketing allein war ihr wohl nicht genug.«
    Edith zog mümmelnd die Mundwinkel nach unten.
    »Was du immer denkst, Edith.«
    Powalowski amüsierte sich über Ediths Theorie, während er abwechselnd kaute und kleine Rülpser unterdrückte.
    »Ich finde, sie macht ihren Job gut. Yvonne ist eben eine echte Powerfrau, und gut aussehen tut sie auch.«
    Na ja. Powalowskis Sympathie für das blonde Vollweib beruhte sicherlich nicht auf Gegenseitigkeit.
    »Und außerdem hilft ihr die viele Arbeit über die Trennung von Alan hinweg.«
    Trennung von Alan?
    »So kann man es auch sehen«, beendete Edith das Thema. »Benno hätte sich jedenfalls nicht von so einer blenden lassen.«
    »Benno? Meinst du Bellersen senior?«
    Ich wusste mittlerweile, dass der Gründer des Verlags Benno hieß. Er war der Vater von Bernold Bellersen. Schon vor vielen Jahren hatte er durch ein tragisches Unglück seine letzte Reise angetreten – ohne Reiseführer. Wieder einmal wurde mir Ediths Alter bewusst. Sie kannte sogar noch den Gründer dieses Betriebes.
    »Ja, den meine ich. Benno gehörte noch zu der Sorte Unternehmer, die wussten, wovon sie sprachen, und die sich um ihre Angestellten kümmerten.«
    In diesem Moment erinnerte Edith mich eher an Fräulein Rottenmeier als an eine Medienfrau, die neueste Reisetrends in aufregende Bücher packte.
    Mit einer ruckartigen Kopfbewegung blickte Edith auf ihre Uhr.
    »Seid ihr so weit? Zurück an

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