Cheffe versenken (German Edition)
haben gedacht, wenn du schon nicht auf eine normale Einladung erscheinst, versuchen wir es mit einer spontanen SMS. Spontan ist doch dein Ding. Hat ja auch geklappt«, sagte Annika.
Rahel schaute mit großen Augen auf die Gruppe und warf mir einen fragenden Blick zu.
»Das sind meine alten Schulfreunde«, erklärte ich. »Hab dir doch von ihnen erzählt.«
»Und ich war mal ihr Freund«, fügte Simon schwer atmend hinzu, während er mit Annikas und meiner Hilfe wieder auf die Beine kam. Rahel musterte Simon und verzog das Gesicht.
›Jetzt mal halblang, du Witzbold‹, wollte ich sagen, ließ es aber aus Mitleid bleiben. Stattdessen gab ich zu, dass mir der kleine Tritt ziemlich peinlich war. Da organisierte die ganze Truppe eine Waldparty wie in alten Zeiten, und ich schlug gleich einen von ihnen um.
Simon und Annika hatten damit gerechnet, dass ich den Weg durch den Wald nehmen würde – wie früher. Doch warum ich gleich zugetreten hatte, verstanden sie nicht. Meinen eigentlichen Erscheinungsgrund behielt ich lieber für mich.
Auf einem Holztisch vor der Scheune standen Bierflaschen und Chips.
»Auf die alten Zeiten«, prostete Annika mir zu.
»Und auf Trixi Rübezahl, unseren Kung-Fu-Waldschrat«, meinte Simon versöhnlich.
Sein schlaues Gesäusel erinnerte mich an etwas.
»Ich habe gestern Morgen deinen tollen Bericht im Radio gehört.«
Simon richtete sich auf. Rahel stutzte.
»Danke für das Kompliment«, hauchte er und kam näher. »Ein Lob aus deinem Mund habe ich besonders gern. Welchen Bericht meinst du denn?«
Ich verdrehte die Augen und nahm einen Schluck Bier.
»Den über Paul Wiltmanns Tod. Hast du zufällig schon etwas von der Pressekonferenz der Polizei mitbekommen?«
»Nein, wie du siehst, habe ich heute Abend frei. Da sind die Kollegen dran. Warum fragst du danach?«
»Nur so –«
»Trixi arbeitet jetzt bei Bellersen«, warf Rahel dazwischen.
Glückwunsch! Konnte die vorlaute Göre nicht einfach ihre Klappe halten? Ich wollte doch nur ein paar Informationen erhaschen.
»Sieh mal einer an! Du arbeitest für den Bücherguru? Das ist gut«, sagte Simon. »Dann weiß ich ja, wen ich fragen kann, wenn ich etwas über den Verlag erfahren will.«
»Tut mir leid, betriebliche Schweigepflicht«, beendete ich das Thema und fragte lieber Annika nach ihrem Job. Simons penetrante Neugierde fehlte mir noch.
Ich freute mich wirklich, Annika wiederzusehen, und nach weiteren vier geleerten Bierflaschen hatten wir uns in einen wahren Erinnerungsrausch gequatscht. Rahel hörte interessiert zu und mampfte Chips. Um kurz vor zehn zupfte sie an meinem Ärmel.
»Ich glaub, wir müssen nach Hause«, flüsterte sie. »Wenn Mama aus dem Kino kommt, und ich bin nicht da – ?«
Rahel hatte recht. Erst brachte ich sie in Gefahr, dann landete sie mitten in einer Horde von alkoholisierten Alt-Jugendlichen. Verantwortungsvolle Aufsicht ging anders.
»Dann bis nächstes Jahr«, rief ich der Gruppe zu, als wir uns auf den Weg zu unseren Rädern machten. »Und noch mal danke für die Einladung. Beim nächsten Mal bitte mit Absender.«
»Gleiches Datum, gleicher Ort!«, johlte Tim zurück.
»Und ich melde mich bei dir, Trixi!«, schmetterte Simon hinterher. »Vielleicht besuche ich dich mal bei der Arbeit.« Zu seinem Glück hatte ich ihn doch nicht bleibend geschädigt.
Nachdem ich Rahel vorschriftsmäßig in ihrem Zimmer abgesetzt hatte, taumelte ich ins Bett und spürte einen intensiven Liegeschwindel.
Wunderheiler
Ohne zu zögern war ich Alans Einladung gefolgt. Wir saßen an einem kleinen Tisch in der mongolischen Steppe. In der Mitte des Tisches ragte ein bunter Sonnenschirm empor. Im Schatten genossen wir ein delikates Dinner. Das kleine Tischchen war gefüllt mit frischen Köstlichkeiten. Alan erzählte mir von seinen Kochkünsten, und ich schaute die ganze Zeit über in seine eisblauen Augen. Auch wenn die Sonne uns nichts anhaben konnte, wurde mir immer heißer. Das Tischchen war winzig, und wir saßen nah beieinander. Plötzlich spürte ich, wie Alan mit seinem Fuß vorsichtig mein Bein berührte und sich langsam hochtastete. Mein Atem wurde schneller. Alans zärtliche Hände liebkosten meine. Ohne ein Wort beugten wir uns vor. Ich fühlte bereits die Wärme seines Gesichts, als knarzend der Sonnenschirm zusammenklappte. Mit voller Wucht schlugen unsere Köpfe zusammen. Edith stand neben dem Tisch und schielte indiskret unter den Schirm.
»Trixi, hast du heute Urlaub?«
Ich schlug die
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