Cheffe versenken (German Edition)
Balboa.
Plötzlich tat er mir leid. Ich verspürte den Drang, mich auf ihn zu werfen und seine Wunden auf meine Weise zu heilen.
Genauso plötzlich tauchten abstruse Bilder vor mir auf, und ich blieb wie versteinert stehen: Der Kuss, die Explosion, Sybille, Miss Piggy und sogar Bernold Bellersen drückten sich im Sekundentakt den visuellen Staffelstab in die Hände.
»Wie bist du denn drauf?«, raunzte Steffi mich an.
»Zuerst machst du dieses Prachtstück heiß, und dann trittst du ihm voll in die Eier? Sieht so euer besonderer Kick für einen erotischen Abend aus?«
Mit strafendem Blick schüttelte sie den Kopf, Haare und Stirnband ortsfest.
Zum Glück liefen im Studio jede Menge ausgebildete Ersthelfer herum. Sie brachten Alan ins Sanitäterzimmer, versorgten ihn mit einer speziellen thailändischen Prellungssalbe und legten ihm ein Kühlkissen in den ramponierten Schoß.
Als sie den Raum verließen, hielt ich ihm schuldbewusst eine große Flasche Mineraldrink hin. Geordnete Gedanken waren noch immer nicht in Sicht.
»Sorry, sorry«, stammelte ich.
»Ich hoffe, dass das keine Absicht war. Oh Maaaann, Trixi«, stöhnte Alan. Unter anderen Umständen hätten seine Laute mir besser gefallen.
Nachdem er die ganze Flasche mit einem Zug leergetrunken hatte, ging es ihm besser.
»Sag mal, warum hast du mich vorhin so angepfiffen?«, fragte Alan und wischte sich den maskulinen Schweiß aus dem Gesicht.
»Weiß nicht«, stammelte ich unsicher.
»Wie, du weißt nicht?«
Trotz seiner Blessuren schienen Alans Lebensgeister wieder zu erwachen. Ich spürte, er hatte schlechte Laune.
»Was sollte das heißen, ich hätte Edith in die Luft gejagt? Ich kapier hier gar nichts.«
Nicht schlecht, Alan beherrschte das Ausredenhandwerk.
»Du warst doch gestern Abend im Backstone, stimmt’s?«, antwortete ich zickig.
»Ja, stimmt. Aber als ich eintraf, war der Teufel los. Polizei und Feuerwehr hatten alles abgesperrt.«
»Warum wohl?«, legte ich nach.
»Weil es dort gebrannt hat?«
»Gebrannt ist gut.«
Meine Halbsätze gaben mir das Gefühl, Alan in die Enge zu treiben.
»Ein Papierkorb ist explodiert. Und wen hat es getroffen? Edith. Jetzt tu doch nicht so, als wüsstest du von nichts.«
Alan schüttelte den Kopf und sah mich fragend an.
»Nein, ich weiß tatsächlich von nichts. Ist Edith etwas zugestoßen?«
»Jawohl, sie war im Krankenhaus und hat Schnitt- und Brandwunden.«
Nicht schlecht. Mister Tivendale verstand es meisterhaft, den Unwissenden zu spielen, und wagte sich sogar noch weiter vor.
»Die Arme. Aber warum war sie denn ausgerechnet im Backstone? Ich habe sie dort noch nie gesehen. Wollte sie sich zur Abwechslung mal besinnungslos betrinken?«
Das war doch die Höhe! Dreister ging es ja wohl nicht.
Es wurde Zeit für die alles entscheidende Frage.
»Na, weil ihr zwei dort gestern Abend eine romantische Verabredung hattet?«
Jetzt war es raus.
Alan ließ sich rücklings auf die Liege fallen, warf sich sein Handtuch über den Kopf und begann zu schluchzen.
Bingo! Ich hatte ihn entlarvt. Seine wohlgeformte Bauchdecke begann zu kontraktieren. In kurzen rhythmischen Bewegungen stießen seine Muskeln an den verschwitzten Stoff – ein Anblick, der mich normalerweise hätte schwach werden lassen. Jetzt musste ich stark bleiben.
Zuckend zog Alan das Handtuch von seinem Gesicht, und ich blickte in zwei Augen voller Tränen.
»Trixi! Das ist das Bescheuertste, was ich seit langem gehört habe!«
Alan prustete los und hielt sich schmerzverzerrt den Unterleib. Dicke Lachtränen bahnten sich auf schweißverschmierten Pfaden einen Weg seine Wangen hinab.
»Edith und ich? Romantisch? Im Backstone? Autsch!«
Ein neuer Lachschub durchzuckte seinen Körper.
Wenn ich Alan glaubte, dann wäre dieser Moment eine unglaubliche Erleichterung für mich. Doch was hatte es dann mit Ediths kleinem Verabredungszettelchen auf sich?
»Aber Alan«, versuchte ich es erneut. »Ich weiß, dass ihr verabredet wart.«
»Ich gehe jeden Samstagabend ins Backstone. Da treffe ich mich mit meinen Sportkumpels nach dem Training. Und ich weiß nichts davon, dass Edith jetzt zu unserem Radteam gehört.«
»Und was ist mit eurer Verabredung?«, stammelte ich irritiert.
»Ich habe jedenfalls kein Treffen mit der guten Edith vereinbart. Woher wusstest du denn von unserem romantischen Rendezvous? Hat Edith dir das erzählt?«
Treffer, Alan!
In diesem Moment wurde mir die Peinlichkeit meiner abendlichen Verfolgungsaktion
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