Cheffe versenken (German Edition)
Lieblingssportkurs unterwegs bist.«
Wieder ein Zwinkern.
»Ach, da muss ich wohl mal ein Wörtchen mit Rahel reden. Erstens darf sie niemandem sagen, wo ich gerade bin. Du hättest ja schließlich auch ein mordender Psycho sein können. Und zweitens ist dein Auftritt im Club kein Grund, Resis Trainingsgruppe ins Chaos zu stürzen.«
»Ich habe nichts ins Chaos gestürzt, das sich nicht stürzen lässt«, entgegnete Alan gelassen und nippte an seinem Energiedrink.
Es war Zeit für eine kleine Abkühlung seines aufgeheizten Egos. Mit einem beherzten Ruck hopste ich von meinem Barhocker und wedelte mit meinem Handtuch ein paar Formen in die testosterongeladene Luft.
»Ich geh jetzt duschen«, warf ich dem verdutzten Alan leichthin zu. »Habe heute noch viel vor. ARBEITEN.«
Alan nahm meine Hand.
»Wie du willst. Eins musst du mir aber versprechen: Beim nächsten Mal gehen wir zusammen Rad fahren. Dann zeige ich dir mal meine Lieblingssportart.«
»Bestimmt nicht, Alan. Ich hasse Radfahren.«
Wie ein verschwitzter Pfau stolzierte ich Richtung Umkleidekabine.
»Ich weiß«, hauchte Alan mir nach.
Wochenanfang
Montagmorgen und es fehlten acht läppische Pressetexte. Nach dem Zwischenfall im Fitnessstudio hatte ich mir vorgenommen, noch am Sonntag alles fertigzustellen. Doch mit einem verlockenden Videoangebot namens »Biss zum Irgendwas«, das Rahel illegal runtergeladen hatte, brachte sie mein Zeitmanagement aus dem Gleichgewicht, so dass ich weniger schaffte als geplant.
Die Texte, die ich fertig hatte, schienen mir allerdings wirklich gelungen. Ich war mir sicher, dass ich Miss Piggy nicht nur überzeugen, sondern auch begeistern würde.
Um 8 Uhr 54 betrat ich das Büro. Meine Pünktlichkeit würde Edith umhauen. Doch sie war nicht da. Am Telefon hatte sie gesagt, sie wolle mir alle Einzelheiten aus dem Krankenhaus erzählen. Ich setzte mich an den Schreibtisch, startete den Computer und öffnete mein Mailprogramm. Drei neue Nachrichten blinkten im Posteingang. Ich fühlte mich fast ein bisschen wichtig. Nur zu, der Tag konnte kommen. Ich war gewappnet.
Nachricht 1 war Alans Verabredungsanfrage vom Freitag, Nachricht 2 eine Terminanfrage aus dem Chefsekretariat: Einladung zur heutigen Redaktionssitzung um 9 Uhr im Raum Wangerooge.
Wie bitte? Um 9 Uhr. Wer um alles in der Welt war auf die Idee gekommen, so kurzfristig eine Einladung zu verschicken? Mir blieben nur noch 2 Minuten, um die dritte Nachricht zu lesen.
Eine aktuelle Mail von Alan. Mein Herz machte einen unkontrollierbaren Hopser.
Guten Morgen, Trixi. Hast du Muskelkater? Wenn ja, dann kenne ich ein Mittel dagegen: Bewegung. Du schuldest mir noch eine Radtour. Wie wär’s mit morgen Abend? Bis später. A.
Mit der verlockenden Aussicht auf unsere nächste Verabredung schnappte ich mir meinen Stapel fertiger Pressetexte und machte mich auf den Weg nach Wangerooge.
Auch dieser Besprechungsraum hatte wenig mit dem Ort gemein, nach dem er benannt war. Ich hoffte, dass Wangerooge wenigstens frische Luft bot. Stattdessen gab es überhaupt kein Tageslicht. Kaltes Neonlicht verlieh dem Zimmer eine deprimierende Note. Zum Glück kam ich gerade noch rechtzeitig. Die üblichen Verdächtigen versammelten sich um den großen Tisch. Auch Henner Claassen war anwesend. Nur Edith und Bernold Bellersen fehlten. Mit einem »Guten Morgen allerseits« begrüßte ich die Kollegen, als mein Blick auf Alan fiel. Er winkte kurz und bot mir einen freien Stuhl neben sich an. Ich zögerte nicht und setzte mich zu ihm.
»Schön, dass du da bist. Hab den Platz extra für dich freigehalten«, flüsterte er mir zu. Sein Aftershave war das Beste, das meine Nase seit langem einatmen durfte. Mein Herz machte einen kleinen Luftsprung. Yvonne Strowe hantierte hektisch an einem Laptop.
»Scheiß Kiste. Warum läuft das Ding nicht?«
»Ich denke, die Stromzufuhr ist unterbrochen«, antwortete Powalowski beflissen.
Frau Heyster betrat den Raum mit einem Tablett voller Tassen und einer großen Kaffeekanne. Als sie die schimpfende Miss Piggy sah, sagte sie beiläufig: »Sorry, Yvonne. Der Akku ist leer. Einfach nur das Kabel anschließen und ab in die Steckdose.«
Sie stellte das Tablett auf dem Tisch ab und begann die Tassen zu verteilen.
»Super Idee mit dem Kaffee. Danke, Frau Heyster«, lobte ich sie und goss mir ein.
Yvonne schaute vom Rechner auf und schüttelte den Kopf. Noch ahnte sie nicht, dass ich ihr bald meine genialen Texte um die Schweineöhrchen hauen
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