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Cheffe versenken (German Edition)

Cheffe versenken (German Edition)

Titel: Cheffe versenken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Güth
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privaten Gründen seine Nähe suchte.
    Doch dieser Plan ging nicht wirklich auf. Simon und ich betraten ein hübsches, modern eingerichtetes Büro. Ich war einigermaßen beeindruckt, denn es war um Klassen freundlicher als die Arbeitsverliese bei Bellersen. Mein Neid wuchs sekündlich.
    »Ist das dein Büro?«, eröffnete ich unser Gespräch.
    »Na klar!«, sagte Simon und reichte mir unaufgefordert ein Glas Wasser. Dabei legte er einen schlaffen Arm um mich, den ich energisch von meiner Schulter wischte.
    »Schon verstanden, du Wilde! Magst es lieber in kleinen Schritten. Das kannst du haben.«
    Noch so ein Ausrutscher, und Simon sollte mich wirklich wild erleben. Ein kurzer Blick aus dem Fenster sagte mir, dass er beim Sturz aus seinem geöffneten Bürofenster mindestens acht Meter tief fiele.
    Immerhin bot er mir einen Stuhl an.
    »Was machst du eigentlich genau beim guten alten Bellersen?«, fuhr Simon mit einem leicht beleidigten Unterton fort.
    »Ich arbeite in der Redaktion«, gab ich zurück. Was ging es ihn an, in welcher Position ich dort arbeitete.
    »Trifft sich gut.«
    »Wieso?«
    Irgendwie lief unser Gespräch nicht in die gewünschte Richtung.
    »Vielleicht hast du ja die eine oder andere interessante Information für mich«, flüsterte Simon, während er sich gefährlich nah zu mir vorbeugte. »Paul Wiltmann und so.«
    »Gute Idee«, log ich ihn an. »Allerdings bin ich erst seit ein paar Tagen dort, und wie du weißt, schreibe ich an der Verlagschronik.«
    »Da hast du sicherlich Zugang zum Archiv, oder?«, folgerte Simon. Wie schaffte dieser Büffelkopf es bloß, meinen genialen Rechercheplan zu durchkreuzen? Bleib cool, Trixi. Ich lehnte mich vor und schaute möglichst konzentriert drein.
    »Schon, aber auf dem verstaubten Dachboden gibt es nichts Interessantes. Nur alte Bücher. Und darum habe ich an dich gedacht.«
    Es war an der Zeit, den Spieß umzudrehen.
    »Wieso an mich?«, fragte Simon entgeistert.
    »Du bist ein guter Journalist und berichtest regelmäßig über den Fall Wiltmann.«
    Meine Lügen verursachten mir ein mittelschweres Unbehagen. Hoffentlich fing meine Nase nicht an zu wachsen.
    »Vielleicht kommst du an Informationen, die ich für die Chronik verwenden kann. Meine Kollegen haben wenig Zeit, mir alle Zusammenhänge zu erklären. Und auch die Polizeimeldungen kommen gefiltert über die Leitung, stimmt’s?«
    Simon sah mich fragend an. Sein wulstiger Mund stand offen. Diesen wunderbar unästhetischen Zustand musste ich nutzen.
    »Sagen dir die Namen Hans Rieken und Juliane Sanders etwas?«
    Endlich war es raus. Offensichtlich begriff Simon erst jetzt den Grund meines Besuchs, denn sein Mund schnappte mit einem hohlen Plopp zu. Schnelle Auffassungsgabe war nicht gerade seine Stärke, und ich fragte mich, welche Kompetenzen ihn überhaupt zu diesem Job befähigten.
    »Ahaa! Nein, diese beiden Namen sagen mir gar nichts.«
    Er machte eine Pause.
    »Du hast recht, vielleicht habe ich ja die eine oder andere Informationsquelle, die für dich interessant sein könnte. Zum Beispiel die Polizeiakte über deinen Chef Bernold Bellersen. Er ist bei den Kollegen nicht ganz unbekannt. Aber so einfach, wie du dir das vorstellst, ist das natürlich nicht.«
    Unvermittelt zwinkerte er mir zu. Mit diesem plumpen Ekel war einfach kein vernünftiges Gespräch möglich. Ich wusste, worauf er hinauswollte.
    »Komm schon, Simon«, versuchte ich einen letzten Anlauf. »Du weißt, dass ich deine Anmache nicht mag. Und unser One-Night-Stand ist Jahre her. Ich dachte, wir wären weiterhin Freunde – und jetzt eben auch Kollegen.«
    »Also, Freundschaft klingt gut – mir schwebt da aber schon etwas mehr vor. Wie wäre es mit einem zweisamen Dinner im Parkhotel? Wir hätten einen ganzen Abend Zeit für uns und, wenn es sein muss, auch die Nacht.«
    Jetzt lehnte er sich siegessicher zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Ich sprang auf und schnappte meine Tasche.
    »Armer Wicht«, murmelte ich.
    »Überleg es dir, Trixi. Ich rufe dich morgen an. Ansonsten gehe ich gern mit deiner Vorgesetzten Yvonne Strowe aus. Wir verstehen uns auf vielen Ebenen. Vielleicht interessiert es sie, mit welchen Methoden ihre Mitarbeiterin arbeitet. So von Journalist zu Journalistin.«
    Das saß. Simon grinste, und ich hastete aus dem Studio.

Wapelstern
    Ich war viel zu nervös wegen meiner Abendverabredung, als dass ich mich lange über Simons Erpressungsversuch aufgeregt hätte. Nach unserem kurzen

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