Cherryblossom 2 - Nymphenherz (German Edition)
sah mich nicht an, ich konnte sein Gesicht überhaupt nicht erkennen, sah lediglich an seiner Haltung und der Aura, die seine Gestalt unter der Robe umgab, dass er es war.
Weitere Gestalten tauchten auf. Louisa wurde zappelig hinter mir. Ich wusste, dass sie sich gerade alleine fühlte und ich versuchte mit der linken Hand hinter meinem Rücken ihre zu fassen. Die rechte lag auf dem Unterarm meines Vaters, der mich gleich den weiteren Weg geleiten würde.
Mit Mister Gray an der Spitze setzten wir uns wieder in Bewegung. Es wurde heller hier unten, aber die Stimmung wurde erdrückender. An den Wänden, die jetzt mindesten drei Meter auseinander standen, hingen Gaslaternen, deren Schein viel weiter reichte, als der der vereinzelten Fackeln.
Vor uns tat sich ein riesiger Saal auf. Die Kuppel konnte ich kaum ausmachen, sie schien von versteinerten Baumwurzeln gehalten zu werden , die sich an den sechs Wänden hinaufschlängelten und sich zu einem Dach verwoben. Ich legte meinen Kopf in den Nacken, um besser sehen zu können und wurde mit einem Ruck an meinem Arm daran erinnert, mich zu konzentrieren. Ein Summen von vielen Stimmen setzte ein, das sich in dem Raum ausbreitete.
Ich sah wieder nach vorn, versuchte an Ben und Mister Gray vorbeizusehen. Beide gingen im Gleichschritt voran und mein Vater versuchte sich und mich in denselben zu bringen.
Jetzt erkannte ich die hässlichen kleinen Gnome und ihren Herrn. Er wartete mit einigen anderen Zeitwandlern an einem glatten Stein, ähnlich einem Opferaltar, der am Ende des Raumes stand, umgeben von unzähligen Kerzen, die ihn erhellten. Ich sah zu Boden, während sein Blick auf mich fiel und seine Miene sich verhärtete. Unter unseren Füßen befanden sich dünne Linien, die in den Stein gemeißelt waren. Sie verbanden sich zu kreisförmigen Gebilden, ähnlich den Malereien auf dem Kellerboden in England, in dem man mich zur Hexe erweckt hatte. Ich entdeckte Sylvie, deren Augen vor Aufregung leuchteten, und Mister Jasper Hall, der eine Verbeugung andeutete.
Der Gesang der Hexer und Zeitwandler schwoll an und brach abrupt ab. Mein Vater tätschelte meine Hand und ich sah mich hektisch um. Ich wusste, dass jetzt der Moment gekommen war, in dem Ben und ich vor dem Altar Aufstellung nehmen mussten. Mein Dad brachte mich an das steinerne Ungetüm, vor dem Ben bereits stand und übergab meine Hand der seinen. Ben lächelte zuversichtlich. Ich schwitzte fürchterlich und unterdrückte den Drang, mir über die Stirn zu wischen. Ich wollte weg! Aber nicht, weil ich Ben so gar nicht heiraten wollte. Es war etwas anderes, das ich nicht sicher benennen konnte. Ich verzog meinen Mund und sah zu Ben. Irgendwas ging hier vor. Etwas, das nicht dazugehörte. Meine Beine wippten von ganz alleine unruhig und ließen mich wanken. Ben verstärkte seinen Griff und runzelte die Stirn. Er schien in sich zu ruhen. Ganz locker, Hanna , versuchte ich mich zur Räson zu bringen.
Mister Gray und ein noch älterer Hexer stellten sich hinter den Altar uns gegenüber. Mein Vater trat zu ihnen mit einem der Artefakte in der Hand, die einem Dämon sowohl Macht versprachen, als auch den Untergang für ihn bedeuten konnten. Er führte das mit Flammen verzierte goldene gleichschenklige Dreieck zu dem silbernen Gegenstück, das Mister Gray ihm entgegenhielt. Nur zusammen würden sie ihre Kraft entfalten. Das Summen der Leute in diesem Raum begann von Neuem. Mister Gray brachte das silberne Kreuz mit dem funkelnden Rubin in der Mitte zu dem goldenen Dreieck, das mein Vater hielt. Der Rubin und die eingravierten Flammen schienen zu pulsieren, als sich beide Gegenstände vereinten. Ich erinnerte mich an das letzte Mal, als ich das sah. Bei meiner Ermächtigung zur Hexe auf dem Whitkamp Anwesen in dem Keller des Backsteinhauses war es ähnlich gewesen. Wie diese zwei Teile, hungrig aufeinander, sich fanden und zu rotieren begannen.
Ben war wie hypnotisiert und auch mich ließ die Spannung im Raum nicht kalt. In mir begann es zu vibrieren. Bens Griff um meine Hand lockerte sich. Das Artefakt nahm mich gefangen. Wie damals, als ich es das erste Mal sah, sammelten sich Tränen in meinen Augen. Ein Rauschen setzte in meinen Ohren ein. Atmen, Hanna! , ermahnte ich mich. Damals hatte ich alles um mich herum vergessen, selbst das Luftholen, und war ohnmächtig geworden. Dieser Gegenstand löste bei Dämonen ein wahres Gefühlschaos aus, und auf Hexenwesen hatte es eine starke Anziehungskraft. Nun, ich war beides
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