Cherryblossom 2 - Nymphenherz (German Edition)
und sah sich nach ihr um.
»Doch, doch. Nur eine Scherz«, beruhigte sie ihn und stopfte eine widerspenstige Locke zurück in ihren Knoten. Jetzt konnten sie das Haus bereits sehen und traten aus dem Schutz des Waldes heraus. Rechts von ihnen war ein See und weiter vorn die gepflegte Gartenanlage.
Es brannte kaum Licht im Haus. Sie pirschten sich heran.
»Es gibt einen Weg durch einen alten Teil der Katakomben. Es ist wa hrscheinlich, dass wir dort ungesehen hereinkommen. Es dürfte in jedem Fall leichter sein, als durch die Haustür selbst«, flüsterte Lennox und sah sich über die Schulter nach den anderen um.
»Katakomben, toll«, flüsterte Olivia ironisch und folgte Lennox , der eilig in Richtung des Sees lief. Er fand den Einstieg sofort. Es handelte sich um ein etwa zwei mal zwei Meter großes einfaches Erdloch, in das sich ein Ausläufer des Sees ergoss.
»Das ist nicht dein Ernst?« Olivia Stimme klang gepresst. Sie fasste nach Lennoxʼ Arm und ließ ihn schnell wieder los, als er gar nicht reagierte und in das knietiefe Wasser sprang. Bald schon wurde es flacher und der Tunnel begann von mit Baumwurzeln durchzogener Erde in Mauerwerk überzugehen. Es wurde immer dunkler und bald tasteten sie sich halb blind voran.
Jetzt war es Luca , die fluchte, als sie an irgendwas hängenblieb.
»Schhh, leise «, herrschte Lennox die beiden Frauen an.
Unbeirrt tastete er sich weiter und nach einer Biegung wurde es heller. Weit voraus erleuchteten Fackeln den schmalen Weg.
Nach einer gefühlten Ewigkeit wurden wir von Mister Gray persönlich abgeholt und durch das halbe Haus geleitet. Als wir vor einer mir unbekannten Tür standen, die zuvor unsichtbar gewesen war, fasste Louisa meine Hand fester.
»Wir haben einen langen staubigen Weg vor uns. Deshalb bitte ich euch, diese Gewänder überzuziehen.« Mister Gray nahm einem der Bediensteten einen schweren purpurroten Mantel ab und hängte sich diesen über die Schultern.
Wir taten es ihm gleich. Ben half mir dabei und ich hielt den Saum meines weißen Kleides höher. Mister Gray schritt stumm voran die schmalen Stufen der steilen Treppe hinunter in den Schlund des Kellers.
Vorsichtig kam ich nach und versuchte meine Schleppe nicht allzu sehr über den Boden schleifen zu lassen. Immer tiefer drangen wir in den Bauch des Gewölbes vor. Nur einzelne Fackeln beleuchteten die engen Gänge, die wir jetzt entlanggingen.
Wie aus weiter Ferne hörte ich das Plätschern von Wasser. Zuerst wie ein undichter Wasserhahn und dann wie kleine Wellen , die sich am Ufer brachen. Ich versuchte an einer Gabelung in dem linken Gang etwas zu erkennen. Nichts. Es war stockdunkel in dieser Richtung und wir gingen nach rechts. Unsere Schritte halten laut von den Wänden wider. Jetzt hörte ich die Zischlaute eines mächtigen Heizungskessels und erkannte das riesige Ungetüm in einem Raum, in dem sich auch Vorräte zu stapeln schienen.
»Wo führen Sie uns hin? Ich meine, warum findet die Zeremonie …«, ich wich einer dicken Spinnwebe aus und stolperte beinahe mit den hohen Schuhen über einen bröckeligen Stein, »…hier unten statt?«
Mister Gray drehte sich nicht zu mir um. »Es sind die Minuten des Schweigens«, ermahnte er mich und ich biss mir auf die Lippe. Er hatte mir mehrfach erläutert, dass es mit zur Zeremonie gehörte, dass auf dem Weg dorthin kein Wort gesprochen werden sollte. Wahrscheinlich, um die Braut in den Wahnsinn zu treiben, falls sie dort noch nicht angekommen war.
Der Weg zum Altar, die heiligen Minuten davor und danach. Ich verzog mein Gesicht. Ben angelte nach meiner Hand und drückte sie sacht, um mich zu beruhigen. Aufmunternd nickte er mir in diesem Halbdunkel zu und ich versuchte gleichmäßiger zu atmen.
» Das ist hier wie in einem offenen Grab«, dachte Louisa.
Dachte Louisa? Mein Blick zuckte zu ihr, und sie sah mich angestrengt an . Ich schüttelte mich.
Jetzt wurde der Gang breiter und begann sich hoch über uns zu wölben, wie ein steinernes Tor.
Mister Gray hielt inne und nickte Ben zu. Der trat mit schnellen Schritten an mir vorbei, reihte sich vor mir ein und erst jetzt sah ich Magnus auf ihn zu eilen. Er hatte sich die Kapuze seiner Purpurrobe tief ins sein Gesicht gezogen und zwinkerte mir nur kurz zu, bevor er sich neben Ben stellte und mir die Sicht versperrte.
In mir spürte ich die Ungeduld aufsteigen wie einen zu hohen Wasserspiegel.
Ich fuhr zusammen, als mein Vater neben mir auftauchte und mir die rote Robe abnahm. Er
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