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Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Kamp
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es tatsächlich zu einem Krieg kommen.« Meine Stimme war nicht mehr als ein entsetztes Flüstern. Henry nickte. Lennox ließ sich in den Stuhl zurücksinken. »Das gab es noch nie! Warum sollte es jetzt dazu kommen?«
    Henry zuckte die Achseln, graue Haarsträhnen fielen ihm vor die Augen und er wischte sie unwirsch zurück.
    »Hast du die Artefakte dabei?«, fragte Lennox aufgewühlt. »Wichtiger ist doch die Frage, was Henry hier macht. Ja, was wollten Sie hier, Henry?« Ben sah ihn fiebrig an.
    »Ich wollte mehr über unsere Vergangenheit erfahren, um zu verstehen, was Hanna so besonders macht. Ich wusste von Mister Whitkamp und seiner Privatbibliothek.«
    »Wie wir …«, stellte Lennox misstrauisch fest. »Und ja, ich habe die Artefakte und die Chroniken der Cherryblossoms«, setzte Henry noch hinzu.
    Er drehte sich zu einer Tasche und zog ein in Leder gebundenes Buch heraus, gefolgt von einem etwa dreißig mal dreißig Zentimeter großen Lederetui. Er legte beides auf den Tisch. Lennox zog das Etui zu sich heran und schlug es auseinander. Ben rückte aufgeregt näher, er zitterte leicht vor Anspannung. Lennox’ Finger zogen zwei Gegenstände hervor, einen silbernen vierzackigen Stern mit einem Rubin in der Mitte, kunstvoll verziert. Der Stein war eingefasst in filigrane eingravierte Flammen. Der andere Gegenstand sah ein bisschen aus wie ein gleichschenkliges Kreuz. Es war golden und genauso mit Symbolen verziert wie der Stern. Seine Enden liefen rund aus und kräuselten sich, wie das Haus einer Schnecke. Ben sah ehrfurchtsvoll auf die Gegenstände und räusperte sich gedankenverloren. Lennox’ Hand strich vorsichtig über diese beiden Dinge, die so viel Unheil, aber auch so viel Segen versprachen.
    »Jetzt sei vorsichtig und bring sie bloß nicht zusammen«, platzte es aus Henry heraus. Lennox sah für einen Moment verwirrt aus und steckte die Artefakte sacht wieder zurück ins Etui. In dem Moment, als die Artefakte aus meinem Sichtfeld verschwanden, breitete sich tiefe Trauer in mir aus.
    Abwesend sah ich aus dem Fenster, es war stockdunkel und Regen prasselte an die Scheibe. Ich fühlte mich so leer, das Stimmengewirr wurde dumpf und verzerrt. Ich verfolgte die Regentropfen auf der Fensterscheibe, die sich wie Tränen einen Weg nach unten bahnten.
    In meinen Ohren setzte ein Rauschen ein, immer lauter und eindringlicher. Enge machte sich in mir breit, als das Dunkel der Nacht außerhalb des Fensters auf mich übergriff.
     
    Ich blinzelte verwirrt in Lennox’ vor Schreck geweitete Augen. Ich lag auf dem Boden und bemerkte erst jetzt, dass meine Lungen krampfhaft nach Luft schrien . Panisch riss ich die Augen auf und sog pfeifend die Luft ein. Und noch einmal und wieder, bis die Leere in meinen Lungen langsam ausgefüllt schien. Husten schüttelte mich und ich krampfte zusammen, zog die Beine an meinen Bauch. Lennox hielt mich an den Schultern und sah mich verbissen an. Ich spürte meine Wangen brennen, der Schmerz bahnte sich langsam einen Weg in mein Bewusstsein.
    »Du hast mich geschlagen?«, krächzte ich benommen. »Du hast einfach aufgehört zu atmen und bist blau angelaufen. Du hast mir richtig Angst gemacht, Hanna.« Bestürzt sah er auf mich herab.
    »Ihr Halbwesen seid echt sonderbar.« Ben blickte besorgt hinter Lennox vor, seine Hände hinter dem Kopf verschränkt. »Wenn du ausgereift bist, kannst du das mit dem Luft anhalten noch mal ausprobieren. Das wirst du dann überleben. Aber jetzt hätte es knapp werden können.« Er versuchte zu lächeln, doch er wurde unsanft von Lennox zurückgestoßen. Lennox nahm mich auf und ehe ich protestieren konnte, wurde ich aus der Küche die Treppe hinaufgetragen. Die Stufen unter uns knarrten laut bei jedem Schritt. Ich sah über Lennox’ Schulter zu Henry, der mir besorgt hinterherguckte. Oben angekommen steuerte Lennox eine offen stehende Tür an.
    Durch eine andere konnte ich einen Blick auf Olivia und Louisa werfen. Die beiden lagen auf einem Bett und dösten.
    Lennox verfrachtete mich sanft in ein anderes Zimmer, auf ein Bett mit Blümchentagesdecke. Ein wenig zitterig verkroch ich mich unter die Decke. Lennox saß abwartend auf der Bettkante, streichelte beruhigend meine Hand und sah mich fragend an. Als Henry im Türrahmen erschien, warf Lennox ihm einen schnellen Blick zu. Ich wusste nicht, was in diesem lag, aber Henry trat sofort den Rückzug an. Ich war zu durcheinander, um ihn aufzuhalten und wusste auch nicht, ob ich es wollte.
    »Ich war

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