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Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Kamp
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hatte.« Ben starrte mit unruhigen Augen ins Leere und fuhr leise fort: »So ist es ja dann auch gekommen. Sie starb, als ich siebzehn war.« Er sah Henry jetzt völlig aufgeräumt an und wartete auf eine Reaktion.
    »Wie Sie sehen, Henry, wir verlieren alle dann und wann. Und manchmal finden wir auch.« Henry senkte kurz den Blick und straffte sich. »Da könntest du recht haben, mein Junge.«
    »Henry, sagen Sie nicht mein Junge . Ich könnte Ihr Vater sein, vergessen Sie das nicht.« Nervös blinzelnd sah sich Henry um , sich der gekippten Stimmung schmerzlich bewusst.
    »Nun gut, anderes Thema: Was genau haben Sie alle mit meiner Nichte vor?« Henry nahm eine beherrschte Haltung ein und machte damit unmissverständlich klar, was er von Bens Zurechtweisung hielt.
    »Wir wollen Hanna nur sicher zu ihrem Vater bringen.« Ben runzelte die Stirn und fixierte Henry erneut mit intensivem Blick. »Denken Sie, dass das die beste Lösung ist, Ben? Sie zu ihrem Vater zu bringen, meine ich.« Henry verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich in dem knarrenden Stuhl zurück. »Wieso sollte es nicht die beste Lösung sein? Im Krieg wäre sie dort am Sichersten. Außerdem ist er ihr Vater, Lennox hat direkten Befehl, sie zu ihm zu bringen.«
    »Mal abgesehen von Lennox’ Befehlen, was wäre, wenn Hanna der Grund des Krieges wäre? Ist sie dann wirklich am Sichersten beim Rat?« Henry versteifte sich.
    »Sie meinen nicht im Ernst, dass Hanna irgendeinen Grund liefern könnte für so eine Katastrophe.« Ben belächelte Henry süffisant. »Hanna selber nicht, aber Dominik Dawn. Was wäre, wenn Hanna und ihre Schwestern aus einem guten Grund erschaffen worden sind?«
    »Was sollte das für ein Grund sein?« Nagendes Unbehagen wuchs in Ben heran und breitete sich in seinen Adern aus. »Das solltet ihr herausfinden. Bevor Sie Hanna ihrem Vater und dem Rat ausliefern.« Henrys Blick fiel flehentlich aus. »Sie sehen Gespenster, Henry.« Ben stand auf und räumte das Geschirr fort, erfasst von Zweifeln, die er nicht empfinden wollte.
     
    Lennox und Olivia stiegen die hölzerne Treppe zum Keller hinunter. Sie knarrte und ächzte beängstigend unter ihrem Gewicht. Unten angekommen, drückte Olivia einen alten losen Stromschalter, der eine einsame Glühbirne aufflammen ließ.
    »Und es werde Licht«, scherzte sie und schubste Lennox vor sich her. Der Keller roch moderig und war überall von Spinnweben verhangen, jahrzehntealter Staub zog sich über alles, was sich hier unten befand. »Sieh mal, das nenn’ ich mal eine Gefriertruhe, die ist ja riesig. Da könnte man bestimmt eine ganze Kuh reinstecken.« Olive ging staunend auf sie zu und strich über den verrosteten Griff. »Olive, komm mal kurz.« Lennox schob ein Regal mit alten Einmachgläsern zur Seite. Olive trat heran und musste scheußlich husten, als eine dicke Staubwolke ihr entgegenwehte. »Findest du es nicht auch seltsam, dass hier auf dem Boden überall Schleifspuren sind, als wenn das Regal hier ständig hin- und herbewegt werden würde?«
    »Lass mich erst mal wieder Luft bekommen, dann kann ich vielleicht auch etwas merkwürdig finden«, brachte sie zwischen Hustenanfällen hervor. Tränen rannen ihr vor Anstrengung über die Wangen.
    Lennox verdrehte die Augen. »Stell dich nicht so an, Olive.« Sie gab Lennox einen Tritt in die Kniekehlen, was ihn vorwärtstaumeln ließ. Lachend stützte er sich hastig an der Wand vor ihm ab und stürzte beinahe eine düstere steile Treppe hinunter, als die Wand urplötzlich zur Seite glitt.
    »Na, sieh mal einer an.« Olive sah beeindruckt zu Lennox, der sich wahrscheinlich schon fallen gesehen hatte und sie jetzt mit entsprechend zornigem Blick strafte. »Wir steigen hinab.« Lennox tastete nach einem Lichtschalter, fand aber nichts außer feuchtem Stein. Olive räusperte sich gespielt laut und hielt Lennox eine Fackel entgegen. »Sieh mal, mein Lieber, ich sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht. «
    Sie deutete auf ein Ölbecken rechts neben dem Eingang und schwenkte ein Feuerzeug vor seiner Nase. Lennox blinzelte überrascht und nahm ihr die Fackel aus der Hand, um sie ins Öl zu tauchen. Mit einem Zischen entzündete sich die Fackel und sie machten sich an den Abstieg. Die Treppe ging nicht sehr tief, höchstens zehn Stufen hinab. Olive murrte missmutig hinter Lennox auf. Sie konnte es nicht leiden, tief unter der Erde zu sein. Ende der sechziger Jahre war sie einmal von einer Lawine verschüttet worden.

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