Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)
aufmerksam in die Runde.
»Ich könnte nach Mister Whitkamp suchen, mich ein wenig umhören. Ich weiß, wo sein Arbeitsplatz ist. Außerdem könnte ich mich zusätzlich im Ort umhören, ob weitere Fremde hier aufgetaucht sind , die uns beunruhigen sollen «, schlug Henry vor.
»Das hört sich ganz vernünftig an.« Ben nickte eifrig. Lennox versteifte sich und grübelte. »Ich weiß nicht … vielleicht sollten wir alle zusammenbleiben. Oder es sollte jemand mit Henry mitfahren, nur für den Fall …« Henry fuhr Lennox über den Mund.
»Hab schon verstanden, Lennox, alter Freund, dass du mir nicht traust. Es ist verständlich! Aber denkst du wirklich, dass ich meine Hanna gefährden würde? Sie ist wie mein eigenes Kind. « Lennox hob entschuldigend die Hände, als er Henrys verletzten und müden Blick auffing.
»Wir sollten zusammenarbeiten, um Hannas willen. Sie ist in Gefahr und es wird nicht leicht, sie aus der Schusslinie zu bringen. Was seid ihr alle kompliziert!? Ist es nicht eigentlich ganz einfach? Henry sucht den Hexenmeister, wir planen von hier aus weiter und brechen dann gemeinsam auf.« Olivia tippte bei jedem Wort mit ihren Fingernägeln auf den Holztisch, als würde sie damit die Logik ihrer Worte unterstreichen.
»Also, gut. Irgendwelche Einwände?« Einstimmig schüttelten sie den Kopf.
»Gut, dann wird es so sein.« Lennox sah ernst in die Runde. Er versuchte weiter, über Handy irgendeinen Kontakt zum Rat herzustellen, über alte Kontaktmänner, über sichere Telefonleitungen des Rates, sogar über einen Hexerzirkel in Nordirland – vergebens.
Lennox sah aus dem Fenster. Die Sonne schickte am östlichen Horizont die ersten Strahlen über die Welt, als Henry sich verabschiedete und das Gehöft mit seinem Wagen verließ. Jetzt hieß es: Warten ...
Tiefkühlkost
Ich schlug die Augen auf, bemüht, mich zu orientieren. Nach und nach sickerten mir die letzten Ereignisse dickflüssig ins Gedächtnis. Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch das schmale Dachfenster auf das Bett, in dem ich mich zusammengerollt hatte. Henry! Ich musste ihn sprechen. Hektisch richtete ich mich auf und rollte aus dem Bett. Schwankend kam ich zum Stehen. Ich hatte mich eben noch so ausgeruht gefühlt. Jetzt tanzten tausend Sterne vor meinen Augen, die ich zu ignorieren versuchte. Dabei schlich ich vorwärts, in die Richtung, in der ich die Tür vermutete, und rannte prompt gegen ein Hindernis. Ich stöhnte auf, rieb mir das Knie, blieb dann doch erst einmal stehen und wartete auf bessere Sicht.
Die Sterne verschwanden endlich und ich konnte erkennen: Ich stand genau vor einem riesigen Kleiderschrank. Wo ich schon mal davor stand, dachte ich, könnte ich ebenso gut hineinschauen. Gesagt – getan. Vorsichtig zog ich die Tür auf und stürzte erschrocken zurück. Mein Herz schlug mir heftig gegen die Brust, mein Nacken prickelte und mein Mund klappte auf. Zwei hohle Augenhöhlen eines Totenschädels glotzten mir leer entgegen. Der ganze Schrank war vollgestopft mit Knochen, einer größer als der andere. Grässliche Tierschädel aneinandergereiht und dieser menschliche Schädel, der mir starr entgegenstierte, als würde er mich kennen. Ich kam ins Straucheln, als ich rückwärts ging. Haltsuchend griff ich nach vorn, erwischte einen alten Mantel, der an einer Kleiderstange hing und zog ihn mitsamt der Kleiderstange mit. Unsanft schlug ich mit weitaufgerissenen Augen rücklings auf dem Fußboden auf, als sich der Kleiderschrank ein Stück neigte durch die Wucht, mit der ich die Kleiderstange aus seinem Inneren gerissen hatte. Ich hielt den Atem an, starr vor Schrecken sah ich zu, wie einige der Knochen und Schädel sich von ihrem angestammten Platz lösten und auf mich zurasten. Panisch füllte ich meine Lunge mit Luft und stieß einen durchdringenden Schrei aus, der mir in den Ohren klingelte.
Krachend kamen die Knochen auf dem Boden auf, ein Schädel rollte bis zu meinem Fuß. Jetzt erst kam Bewegung in meine Glieder. Angeekelt und panisch trat ich ihn und seine Freunde hektisch von mir fort und wimmerte vor mich hin, als jemand ins Zimmer hereinstürzte. Ben packte mich kräftig an den Armen und zog mich auf die Beine. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Schulter und versuchte, meinen rennenden Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bringen. In meinem Körper pulsierte es vom plötzlichen Adrenalinrausch. Ungläubig drehte ich meinen Kopf vorsichtig zum Kleiderschrank. Mit mehr Ruhe an Bens Seite sah ich genauer
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