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Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Kamp
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und drehte sich fort. Enttäuschung breitete sich wegen der ungeklärten Situation in mir aus und zog schwer an mir.
    »Idiot«, zischte ich ihm hinterher, als Ben und Olivia in die Küche eintraten. Eilig drückte ich mich auf dem Weg ins Wohnzimmer an ihnen vorbei. Ich hätte schwören können, diebische Freude in Bens Blick erkannt zu haben, was mich noch wütender machte.
     
    Als ich in das kleine Wohnzimmer kam, bemerkte ich Louisa, wie sie an der Fensterbank stand und in den Herbstwind hinaussah. Eine knorrige alte Eiche ragte direkt vor dem Haus in die Höhe. Sie war mir schon aufgefallen, als wir gestern hier ankamen. Der Baum wand sich verschnörkelt in Richtung Himmel, dann und wann ging ein Ast völlig waagerecht zur Seite, was aussah, als würden diese Äste zu einem anderen Baum gehören. Louisa sah mich mit ihren Pfefferkuchenaugen an und lächelte mir überschwänglich zu.
    »Hast du Lust, hinauszugehen?«, fragte ich sie leise. Ihre Augen leuchteten, sie verstand tatsächlich alles, was sie hörte, und ich freute mich. Ich wandte mich in Richtung Flur und Louisa kam mir nach. Wir packten uns die Jacken und ich rief kurz in die Küche, dass wir uns draußen die Beine vertreten würden, als Lennox mir hinterherkam. Louisa drehte sich um und ging dann voraus durch die Haustür, ließ mich mit Lennox allein im Flur zurück. Zerknirscht sah er mich an und ließ seine Hand sacht über meine Wange gleiten. »Es tut mir leid.« Seine Stimme war leise und bittend. Meine Wut verrauchte. Meine Gedanken zerflossen und ich wollte mich nur in seine Arme lehnen. Ich war allerdings auch ernsthaft bestrebt, es ihm nicht so leicht zu machen und versuchte angestrengt, meine Pläne und Gedanken zusammenzuhalten. Sanft, mit seinem schiefen Lächeln im Gesicht, das ich so liebte, zog er mich an sich. Meine Gedanken lösten sich in einem wirbelnden Nichts auf und ich ließ mich seufzend in seine Arme fallen, benebelt von seinem unglaublichen Winterduft.
    »Ich will dich einfach zu sehr.« Er küsste mich auf den Mund. Seine Worte gingen mir im Kopf herum. Er wollte mich! Und er war alles, was ich wollte, alles, was ich jemals wollen würde. Ich kniff die Augen zu und hörte auf zu denken, ließ mich einfach gehen. Er küsste meinen Hals und strich mir mit seiner Hand den Rücken hinab. »Du kostest mich meinen Verstand, weißt du das?«, raunte er in mein Haar.
    »Hm …« war alles, was ich erwidern konnte, er hatte gerade alle mein Gedanken in Nichts aufgelöst. Wir standen einige Zeit einfach so da und lagen uns in den Armen.
    Als wir uns voneinander lösten, fühlte ich mich glücklich und zuversichtlich und trat hinaus in den Herbstwind, in dem Louisa mit wehendem Haar auf mich wartete. Ich zog meine Jacke fester um mich und ging ihr entgegen. Der Wind trieb Wirbel mit buntem Laub vor sich her, aber es war nicht sehr kalt. Die Sonne schien durch die hohen Bäume des kleinen Waldes östlich des Hauses und ließ den Hof in goldenen Tönen erstrahlen. Ein Lächeln huschte mir übers Gesicht, wegen der Schönheit der Natur. Große Sonnenblumen neigten sich dem Wind und die Ähren eines nicht gemähten, schon fast braunen Kornfeldes wogen in den Böen unablässig hin und her. Ich lief über eine Wiese, einen Hügel hinauf. Das Gras kitzelte meine Hände, mit denen ich es beim Laufen berühren konnte. Es stand kniehoch. Nach einigen hundert Metern sah ich zurück. Es war ein malerischer Anblick, wie sich das kleine Tal mit dem Kornfeld, dem urigen Backsteinhaus und dem kleinen Wäldchen vor mir erstreckten. Himmlisch! Das Licht ließ alles so weich erscheinen, wie in einem Traum.
    Ich sah mich weiter um und überlegte. Was suchte ich? Ich entdeckte einen großen kahlen Baum, nicht weit hinter mir. Der Wind ließ seine Äste, die ähnlich nasser Pinselspitzen in den Himmel ragten, vor- und zurückwiegen. Ein Gefühl, ähnlich einer Erinnerung, streifte mich. Dieser Baum … hatte ich ihn schon einmal gesehen? Er kam mir vertraut vor. Der Wind frischte auf, ich fröstelte und zog die Jacke fester. Ich sah Louisa mir zuwinken und setzte mich in Bewegung, wieder hinunter zum Haus. Mein Weg führte vorbei an dem kleinen Wäldchen und ich nahm den Duft der Tannen in mich auf. Das Rauschen der Bäume hüllte mich ein in seine Sinfonie aus leisem beständigem Singsang und ich atmete die Frische der Luft tief ein. Es tat gut, hier draußen zu sein.
    Louisa nahm meine Hand und zog mich mit um die Häuserecke zum Gewächshaus, das sie

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