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Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Kamp
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fühlte ihre Hand mein Haar zur Seite streifen. Erschrocken sah ich zu ihr auf, wandte mich ihr hastig zu und brachte einen Sicherheitsabstand von circa einem Meter zwischen uns. Ihre Mandelaugen glitzerten amüsiert, ihre Zähne glänzten in unnatürlichem Weiß und sie beugte sich mir entgegen.
    »Du brauchst keine Angst vor mir zu haben … aber vor den Jungs da draußen solltest du dich hüten.« Sie zwinkerte mir zu und wandte sich zum Gehen. Ich würgte mein Brot durch meinen zu trockenen Hals, schluckte eifrig Wasser hinterher und betrachtete angestrengt ein altes Bild an der Wand, um wieder ruhiger zu werden. Es war eine alte Luftaufnahme des Gebäudes, schwarzweiß und von neunzehnhundertzweiundfünfzig. Olivia brachte mich mit ihrer Art manchmal wirklich durcheinander. Ich fragte mich gerade, ob ich mich irgendwann an ihren kalten sarkastischen Charakter gewöhnen würde, als ein lautes Krachen meine Aufmerksamkeit forderte. Gerade sah ich noch, wie ein großer Baum vor dem Küchenfenster sich ächzend und beängstigend im Sturm neigte, als schon ein dicker Ast mit einem ohrenbetäubenden Klirren durch das Küchenfenster fuhr. Erschrocken riss ich die Arme, mich vor dem Scherbenregen schützend, hoch und wich stolpernd mit angehaltenem Atem zurück, als der Küchentisch schon brüllend auf mich zugeschoben wurde. Ich konnte nicht einmal schreien, so schnell ging alles. Mit einer Wucht, die mir sämtliche Luft raubte, erwischte mich der Tisch, geschoben von dem hereinbrechenden Baum und drohte, mich an der Wand zu zerquetschen. In mir explodierte es. Ein Druck brach aus mir heraus, der mich an die Wand knallen und den Tisch zerbersten ließ. Der Ast wurde nach oben katapultiert.
    Ein Flimmern stahl mir die Sicht und ich wurde mit einem kräftigen Ruck zur Seite gerissen. Olive zog mich aus der Küchentür in den Flur, als die Überreste des Tisches und der Ast mit einem Krachen und Splittern an der Wand zerbarsten. Das Bild von der Wand fiel polternd auf die Bruchstücke. Zitternd starrte ich auf die Verwüstung und auf mein Brot mit Honig, das ich immer noch fest in der Hand hielt. Der Wind heulte durch das zerschlagene Fenster und brachte Laub und Staub mit sich. Meine Haare flogen nur so um meinen Kopf und versperrten mir die Sicht.
    »Na, da wäre das Essen ja gerettet«, trällerte Olivia fröhlich, ließ mich unvermittelt los und sprang auf, sodass ich einen Augenblick wie ein Maikäfer auf dem Rücken lag. Ich sinnierte noch über die Zweideutigkeit ihres Satzes, als die anderen schon alarmiert um die Ecke bogen. Lennox zog mich bleich in seinen Arm und half mir hoch. »Bist du verletzt?« Benommen schüttelte ich den Kopf und musste auf einmal so heftig anfangen zu lachen, dass ich mich vornüber krümmte und bebend meinen Bauch hielt. Ich fragte mich, ob man vom Adrenalin süchtig werden konnte. Ich meinte, mal so etwas gehört zu haben. Als ich mich wieder im Griff hatte, ließ ich mich von Lennox ins Wohnzimmer bringen und biss von meinem Honigbrot ab. Auf Lennox’ Stirn machte sich eine Sorgenfalte breit. Ich strich ihm wortlos mit meiner Hand darüber.
    »Ist wirklich alles in Ordnung?« Ich nahm einen herzhaften Bissen und nickte ihm mit vollem Mund zu, lächelte, so gut es ging .
    Erleichtert atmete er auf und fing auch an zu lachen. »Ich lass dich jetzt nicht mehr aus den Augen«, lachte er mir heiser entgegen.
     
    Olivia und Ben verbarrikadierten die Küchentür, die jetzt rappelnd dem Sturm ausgeliefert war und unter dessen Kraft ächzte. Louisa saß wie eine aufgeschreckte Katze auf ihrem Sessel und blinzelte müde vor sich hin, während Olivia es sich nun auf dem Rand des Sessels bequem machte und ihr beruhigend durchs Haar fuhr. Sie beobachtete mich viel zu genau. Mir lief kurz ein Schauer über den Rücken. Langsam begann sie, mich nervös zu machen.
    »Was war das eben? In der Küche, bevor ich die Zeit gehalten habe. War das eine Druckwelle?«, fragte Olivia mich. Jetzt musste ich nachdenken. Es ging alles so schnell. Ich war mir nicht sicher, was geschehen war. Ich konnte mich an den Schrecken erinnern, aber auch an etwas Neues, eine Wucht, die aus mir zu dringen schien und den Tisch zurückgehalten hatte.
    »Hanna hat eine Druckwelle erzeugt?« Ben klatschte in die Hände und nickte mir anerkennend zu.
    »Ich bin mir nicht sicher.« Es konnte durchaus so etwas gewesen sein. »Bevor ich sie aus der Küche holen konnte, hat sie den Tisch und den Baum, der sie zerquetschen wollte,

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