Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)
fühlte mich bedrückt und gekränkt, aber auch schuldig, weil ich übers Ziel hinausgeschossen war.
»Vielleicht solltet ihr ein wenig dankbarer sein. Immerhin versucht er seit geraumer Zeit, unseren Engel hier zu schützen und zu stärken. Und das Leben hat er ihr auch schon mal gerettet, wenn ich mich recht erinnere.« Olivia deutete auf mich, stand erhaben auf und ging Ben nach.
»Olivia, warte! Es tut mir leid.« Ich beeilte mich, ihr in die Küche zu folgen, Lennox blieb wütend sitzen.
Ich stockte in der Tür, als ich Ben am Küchentisch sitzen sah. Den Kopf müde auf seinen Arm gebettet, schaute er aus dem Fenster. Olive betrat die Küche.
»Verzieh dich, Olive«, raunte er ihr unfreundlich entgegen.
Sie lachte einmal hektisch auf und drehte sich mir zu. »Okay, soll ich Hanna auch mitnehmen?«
Provozierend grinste sie mich an und trat an mir vorbei auf den Flur. Hastig hob Ben den Kopf und versuchte, seinen Gesichtsausdruck eilig in Ordnung zu bringen. Er schien verlegen zu sein. Das passte nicht zu ihm. Zerknirscht trat ich von einem Bein aufs andere. »Es tut mir leid«, presste ich angestrengt hervor und senkte den Blick.
»Aber was du gesagt hast, war auch …«, er unterbrach mich und winkte mich zu sich. »Mir auch … ich würde nie mit deinem Leben spielen … ich ... du bist mir viel zu wichtig.« Er sah still an mir vorbei. »Wollen wir es einfach vergessen?«, schlug ich zaghaft vor.
»Gute Idee.« Er nickte und lächelte mich süß an. Seine Hand legte sich sanft auf meine und ein Kribbeln durchlief mich dabei viel zu intensiv. Unwillkürlich schloss ich die Augen und legte meinen Kopf leicht in den Nacken. Seine Hand strich sacht meinen Arm hinauf. Er hielt die Luft an und ich spürte seinen forschenden Blick genau auf mir. Ich riss mich aus der Woge von verwirrenden Empfindungen und öffnete die Augen. Er sah mich interessiert an und ein Lächeln zuckte in seinem Mundwinkel. Ich blinzelte unsicher und entzog mich .
»Es wirkt anscheinend auch bei mir«, flüsterte er zärtlich. Verblüfft schob ich den Stuhl zurück und stand auf.
»Wir sollten üben, wie du an deine Kraft kommst. So, wie es aussieht, sitzen wir hier noch ein wenig fest«, bemerkte er sachlich und war wieder ganz der Alte.
Der Sturm hatte sich immer noch nicht gelegt, es donnerte und blitzte unentwegt. Wir gingen zurück ins Wohnzimmer. Louisa schlief schon wieder auf einem Sessel und schnarchte leise vor sich hin. Lennox und Olivia lasen in einer der Hexenchroniken und sahen nur kurz auf, um sich anschließend wieder dem Buch zu widmen.
Ben forderte mich auf, mich vor ihm auf den Boden zu setzen. Ich tat, wie mir geheißen und er setzte sich etwa einen Meter von mir entfernt vor mich.
»Du musst dich konzentrieren. Schließ die Augen und sammle dich , suche deine Mitte .« Er beobachtete mich, was es nicht gerade einfacher machte, mich zu sammeln. Suche deine Mitte! Sehr lustig. Wo sollte die sein? Da, wo der Bauchnabel saß, oder in der Brust? Vielleicht auch im Kopf? Leise seufzte ich auf. Vorsichtig blinzelte ich durch meine Wimpern hindurch und fing Bens tadelnden Blick auf. Ich k n iff die Augen wieder fest zusammen, atmete ruhig ein und aus, wieder ein und aus, und so weiter. Versuchte, alle Geräusche um mich herum auszublenden. Es gelang mir ganz gut, ich spürte meinen Herzschlag langsamer werden. Ich spürte tief in mich hinein, suchte nach irgendetwas Ungewöhnlichem, etwas Neuem – außer dem ungewöhnlichen hormonellen Zustand. Ich glaubte, etwas zu finden, als mein Magen unerbittlich knurrte. Peinlich berührt schnellte ich zurück an die Oberfläche und sah in Bens amüsiertes Gesicht.
»Ich nehme an, Hunger gehört nicht zu dem, was ich suchen sollte?«, fragte ich zaghaft. Ich musste mir ein Lachen verkneifen, stand auf und ging in die Küche, um mir ein Stück Brot zu holen. Glücklicherweise war auch noch genügend da, und ein Glas mit Honig stand auch daneben. Gierig schmierte ich mir eines der Brote und biss herzhaft hinein. Während ich im Schrank nach einem Glas kramte, trat Olivia hinter mich.
»Kannst du oder willst du deine Kraft nicht finden?«, fragte sie blasiert und musterte mich von oben bis unten . Ich schluckte schwer an meinem zu trockenen Brot und hielt das Glas unter den Wasserhahn.
»Ich meine, selbst ich kann deine Energie in dir lodern spüren, du bist wirklich sehr appetitlich.« Sie kam mir mit einem Mal etwas zu nah. Ich spürte ihren Atem in meinem Nacken und
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