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Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Kamp
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mochte es für ihn sein, darüber zu sprechen, wo er doch sonst so gut wie nichts von sich preisgab. Er erzähl te weiter .
    »Dann begann die Zeit der industriellen Revolution und der Kinderarbeit.« Er wandte sich mir kurz zu, sein Blick glitt an mir herab, wanderte wieder zum Fenster und verdunkelte sich um eine weitere Nuance. »So habe ich überlebt, bis sich meine Kräfte entwickelten. 1819, nach einem Unfall in einem der Bergwerke, in denen ich arbeitete, wurde einer von uns auf mich aufmerksam. Er arbeitete als Arzt und erkannte, was ich war. Nachdem er mich zusammengeflickt hatte, übergab er mich meinem zukünftigen Tutor. Der war ein Trickster. Er nahm sich meiner an und das war mein Glück. Mein Schlüssel zur Schulbildung und der Weg zu einem lebenswerteren Dasein. Er war ein ziemlicher Verbrecher, aber ich brauchte ihn. Mir war nichts darüber bekannt, was mit mir geschah. Ich war gerade neunzehn und meine Kräfte entwickelten sich rasant. Er war damals Handelsvertreter und ein echtes Schlitzohr.«
    Sein Gesicht erhellte sich und er lachte kurz über etwas , vielleicht eine Erinnerung , bevor er weitersprach. »Nachdem ich im Ersten Weltkrieg gedient hatte, stand ich in der Gunst eines Adligen und hatte so die Möglichkeit, mich finanziell abzusichern und meine Bildung weiter voranzutreiben.«
    »Du warst im Krieg?«, hörte ich mich einfältig fragen und wollte mir am liebsten auf die Zunge beißen.
    »Ja, Cherryblossom. Damals mussten alle jungen Männer in den Krieg. Auch, wenn ich schon fast einhundert Jahre alt war, hätte man mir das wohl kaum abgenommen. Reicht das erstmal?« Er versuchte zu lächeln, was jedoch eher gezwungen wirkte.
    »Wie oft muss ein Zeitwandler eigentlich Energie rauben?«
    Lennox war sichtlich erleichtert, dass die Frage allgemeiner ausfiel und konnte mir wieder mit seiner normalen Aufgeräumtheit ins Gesicht blicken. »Das kommt darauf an. Wendigos töten meist ungefähr einmal im Jahr, um sich an der Energie des Fleisches zu laben … Nymphen rauben manchmal weniger als einmal in der Woche, und ihre Opfer bemerken kaum mehr als kurzweilige Schwäche. Die Baobhan-Sith manchmal öfter, aus Blutgier. Sie töten ihre Opfer aber eigentlich nie. Trickster nähren sich meist im Überfluss. Sie sind gierig und maßlos. Ich muss ungefähr alle ein bis zwei Wochen einen Träumenden aufsuchen. Ich kann allerdings auch über Körperkontakt Erinnerungen stehlen. Und je nach dem, wie anstrengend mein Leben ist, werde ich dann früher oder später wieder hungrig.« Er sah mich vielsagend an und hob eine Augenbraue, was mich schmunzeln ließ.
    »Oh, du meinst also, ich bin anstrengend und du hättest jetzt übel Lust, meine Energie zu rauben?«
    Ich grinste provokativ und er blitzte mich an, bevor sie sich seine Miene wieder verdunkelte. »Du meinst, ob du Angst haben musst, dass ich jeden Augenblick über dich herfallen könnte?« Er rückte näher an mich heran, sein Blick lag kühl auf meinem und sprühte vor Intensität. Mein Herz setzte kurz aus, bevor es doppelt so schnell weiterschlug. »Hast du Angst? Ich kann deinen Herzschlag wahrnehmen und er flattert wie ein kleiner Vogel im Käfig.« Seine Hand berührte mich sacht oberhalb meiner Brust unter der mein Herz pochte und s ein umwerfendes schiefes Lächeln legte sich auf seine Züge . I ch spürte, wie ich ihm, ohne es zu beabsichtigen, näherkam.
    » Wieso kannst du so etwas wahrnehmen? Ich meine meinen Herzschlag. Kannst du ihn hören?«, flüsterte ich und meine Hand berührte seinen Handrücken .
    »Ja, das kann ich. D eine Sinne werden auch schärfer werden mit der Zeit.« Er kam wenige Zentimeter näher, kaum merklich. Der Winter hüllte mich ein und betäubte meine Sinne, verzauberte mich. »Was hat das zu bedeuten, Hanna?« Seine Stimme war nicht mehr als ein leises Wispern. Er blickte mich mit seinen unergründlichen Augen an und meine Hand machte sich ganz langsam und behutsam auf den Weg zu seiner Wange. Als ich seine kühle Haut sanft berührte, blieben meine Finger an seinen Lippen hängen , strichen sanft darüber . In meinem Körper tobte ein Beben und ein Sturm von unglaublichem Verlangen bahnte sich seinen Weg an die Oberfläche. Ich wollte ihn küssen, in seiner Winterwelt versinken. Langsam, ganz langsam bog ich meinen Rücken durch und meine Lippen näherten sich seinen.
    Sein Atem ging schwerer und beschleunigte sich, ich spürte ihn an meinen halbgeöffneten Mund. Er sah mich durch halbgeschlossene Lider

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