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Cherubim

Cherubim

Titel: Cherubim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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hat?«
    Lukas antwortete nicht sofort. »Die Kopfwunde hat ihn zu einem Dämon gemacht«, murmelte er dann. »Vielleicht war mein Vater sein erstes Opfer. Ich weiß es nicht.«
    »Wir werden es nie erfahren.«
    Lukas schüttelte den Kopf. »Ich ziehe es vor, zu glauben, dass mein Vater tatsächlich an seinem schwachen Herzen gestorben ist.« Er lächelte leicht und wechselte das Thema. »Du hattest ein Leben, bevor dein Mann zurückgekehrt ist. Versuch, es wiederaufzunehmen.«
    Katharina dachte an Richard. »Es ist so vieles geschehen«, sagte sie leise.
    Sie hatte in den vergangenen vierzehn Tagen viel darüber nachgedacht, wie es weitergehen würde. Während sie für Egberts Beerdigung gesorgt hatte und auch für den Umzug ihrer Mutter ins Spital, hatte sie stets nur kurze Gedanken auf die Zukunft richten können, aber sie wusste, dass sie über kurz oder lang eine Entscheidung treffen musste, ob sie Richard Egberts Tod verzeihen konnte.
    Lukas griff nach ihrer Hand. »Er liebt dich«, sagte er.
    Sie wussten beide, dass er von Richard sprach.
    Katharina nickte. »Ich weiß.«
    Da beugte Lukas sich vor und gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange. »Solltest du jemals nach Köln kommen: Ich würde mich über deinen Besuch freuen.«
    Katharina zwang sich zu einem Lächeln. Im Moment war ihr nicht nach Reisen zumute, aber wer wusste schon, wohin Gott ihre Wege zu lenken gedachte?
    »Gern«, meinte sie.
    Lukas verbeugte sich. »Ich danke dir!«
    »Wofür?«
    »Für alles.« Er hob den Fuß und stieß damit gegen die Kiste, die er neben sich gestellt hatte. Das Pferd, das er sich für die Reise geliehen hatte, schnaubte leise. Die Kiste enthielt Egberts alchemistische Gerätschaften, den Dreifuß, die Töpfe mit Pulvern und Zutaten. Die Phiole.
    Nur ein einziges Döschen hatte Katharina für sich behalten. Es enthielt die Substanz, die Egbert aus Raphaels Urin destilliert hatte.
    »Für Egberts Sachen«, sagte Lukas. »Und auch dafür, dass du mich mit Hohenheim bekannt gemacht hast.« Er hatte in den letzten Tagen viel mit dem Medicus aus Einsiedeln gesprochen.
    »Behalte sie einfach in Ehren«, meinte Katharina. »Und denk ab und zu an mich.«
    Lukas nickte. »Das werde ich.« Dann bückte er sich, nahm die Kiste und hob sie hinter den Sattel auf das Pferd, wo eine hölzerne Transportvorrichtung eigens dafür angebracht worden war. Sorgsam schnallte er die Kiste mit Lederriemen fest.
    »Leb wohl!«, wandte er sich ein letztes Mal an Katharina.
    »Du auch!«
    Er tippte sich gegen die Stirn, dann schwang er sich in den Sattel, wendete sein Pferd und ritt davon.
    Katharina blickte ihm nach, bis er um die Ecke verschwand, erst dann ging sie zurück in das große Haus, in dem sie nun ganz allein war.
    Kurze Zeit später schellte es an der Tür.
    Katharina ging öffnen, und vor ihr standen Hartmann Schedel und Wilhelm von Hohenheim.
    Schedel grinste sie freundlich an. »Wir wollten nur einmal nachsehen, wie es Euch geht!«
    »Kommt herein.« Katharina ließ die beiden Männer ins Haus und führte sie in die Küche, wo der Tisch inzwischen außer dem einzelnen Schemel noch einige Stühle bekommen hatte, die Katharina auf dem Dachboden gefunden hatte. »Möchtet Ihr etwas trinken?«
    Schedel verneinte, und auch Hohenheim setzte sich mit einem Kopfschütteln. »Wie geht es Euch?«, fragte Schedel noch einmal.
    Katharina zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht so recht.«
    »Die melancholia ?«
    »Ist zur Zeit nicht da.« Katharinas Blick huschte zu dem Döschen auf dem sonst völlig leeren Regal. Wie oft hatte sie es bereits in den Händen gehalten, hatte dem leisen Gluckern des Wassers zugehört, mit dem Egbert das apricum bedeckt hatte? Und wie oft hatte sie dabei an ihren toten Mann gedacht und versucht herauszufinden, ob sich die Trauer um ihn diesmal anders anfühlte.
    Schedel schien zufrieden. »Das ist gut! Wisst Ihr schon, wie es nun weitergehen soll?«
    »Ehrlich gesagt, nein. Aber ich bin zumindest meine Geldsorgen los.« Katharina setzte sich zu den beiden Männern an den Tisch.
    Hohenheim schaute sie mit einem Stirnrunzeln an. »Ich frage mich die ganze Zeit, wie es möglich ist, dass Menschen so etwas tun!«
    So etwas!
    Katharina fröstelte. Hohenheim sprach von den Morden, das war nur allzu deutlich.
    »Meint Ihr Egbert oder Kunigunde?«, fragte sie.
    Hohenheim überlegte. »Beide.«
    »Waren sie verrückt?« Katharina legte die Hände auf die Tischplatte. »So wie der Engelmörder damals?«
    Schedel zuckte die

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