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Cherubim

Cherubim

Titel: Cherubim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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rot und entzündet in dem hellen Gesicht, und wieder nieste sie.
    »Ihr solltet es mit einem Aufguss von Salbei und Thymian versuchen«, riet Katharina ihr. »Das wärmt die Brust von innen und bekämpft die Entzündung.«
    Aurelia nickte zum Zeichen, dass sie verstanden hatte. Dann wartete sie, bis Bruder Guillelmus wieder nach draußen auf die Gasse getreten war, bat Katharina ins Innere ihres Gelasses und schloss rasch die Tür wieder. »Wir müssen hier entlang«, sagte sie mit derselben gelangweilten Stimme, mit der sie sie willkommen geheißen hatte.
    Ein schmaler Gang führte von dem Gelass fort und tiefer ins Innere des Klosters. Kaum war eine weitere Tür durchquert und hinter ihnen wieder ins Schloss gefallen, seufzte Aurelia tief auf.
    »Ich freue mich, dass Ihr gekommen seid«, sagte sie mit sehr viel munterer Stimme jetzt. »Der Dienst an der Pforte ist so überaus langweilig, dass man davon ganz krank im Kopfe wird!« Sie lächelte Katharina freundlich an, und im Licht der Talglampen, die hier überall von der Decke baumelten, sah Katharina, dass sie hübsche hellblaue Augen hatte. Mit einem Tuch, das sie eigens zu diesem Zweck aus ihrem weiten weißen Ärmel zog, wischte sie sich die laufende Nase ab.
    »Habt Ihr eine Ahnung, was die Mutter Oberin von mir will?«, fragte Katharina.
    Aurelia nickte. »Ich kann es mir denken.« Auch sie schien noch sehr jung zu sein, jedenfalls war ihr Gesicht makellos und glatt. Keine einzige Falte lag um ihre Augen oder ihren Mund, dessen Lippen blass wirkten gegen die Röte der Nasenflügel.
    »Und?«, hakte Katharina nach.
    Doch da zuckte Aurelia die Achseln. »Sie wird es Euch gleich selbst mitteilen. Sagt, stimmt es wirklich, was man sich erzählt? Seid Ihr die Frau, die während des Großen Wahnsinns der Hexerei angeklagt wurde und im Loch saß?«
    Im Gegensatz zu Bruder Guillelmus war diese junge Nonne offenbar bestens über die Geschehnisse vom August im Bilde. Katharina presste die Zähne zusammen. »Ja«, antwortete sie knapp.
    »Wie aufregend! Ich meine, im Loch zu sitzen. Die Tage hier im Kloster sind ja schon furchtbar genug, aber das Loch?« Ein wohliger Schauer lief der Nonne über den Körper, und sie rieb sich die Hände, als habe sie soeben ein gutes Geschäft abgeschlossen.
    »Es ist nicht sehr empfehlenswert«, meinte Katharina und richtete ihren Blick auf eine Engelsstatue, die von einem Wandvorsprung auf sie hinabblickte und deren Augen blank wie Kieselsteine wirkten.
    Aurelia ließ sich in ihrer Begeisterung nicht beirren. »Sie haben Euch freigesprochen, nachdem sie Euch getaucht haben, nicht wahr?«
    Jetzt hob Katharina beide Hände. »Ich spreche nicht so gern darüber«, sagte sie kühl.
    Da endlich bemerkte Aurelia ihre Abwehr. »Oh! Natürlich! Entschuldigt. Jedenfalls: Ich freue mich, dass ich Euch kennenlernen durfte.« Sie bogen nach links ab, dann gleich nach rechts und noch einmal nach links. Nun hatten sie offenbar einen älteren Teil des Klosters erreicht. Die Gänge hier waren breiter als zuvor, und die Wände bestanden nicht aus Ziegeln, sondern aus großen, sorgfältig behauenen Steinen. Aber auch hier war alles karg und völlig ohne Sinn für Bequemlichkeit eingerichtet. Keine Teppiche lagen auf den kalten Steinfliesen, keinerlei Schmuck hing an den Wänden, abgesehen von einem schlichten Holzkreuz über jeder Tür, die von demGang abzweigte. Linkerhand befand sich eine offene Säulenreihe, durch die man in einen kleinen, überaus gepflegten Garten schauen konnte. Die Büsche und Bäume, die darin standen, waren kahl, und die Erde hatte einen eisigen Schimmer. Trotz der Kälte und des mit großen Schritten herannahenden Winters waren zwei Nonnen damit beschäftigt, in dem Garten zu arbeiten. Sie hatten dafür ihre schneeweißen Gewänder gegen praktischere graue getauscht, aber ihre Schleier trugen sie genauso akkurat wie Schwester Aurelia das tat. Mit großen Scheren beschnitten sie einen niedrigen Baum, an dem noch einige trockene Blätter hingen.
    »Bitte wartet hier einen Augenblick.« Schwester Aurelia klopfte an eine breite zweiflüglige Tür und trat dann in die dahinterliegenden Gemächer. »Die Heilerin ist jetzt da«, hörte Katharina sie sagen, und die darauffolgende Antwort konnte Katharina nicht verstehen, weil sie mit wispernder Stimme vorgebracht wurde.
    »Gut. Dann warten wir«, sagte Aurelia und kam zurück auf den Gang.
    Als die Tür hinter ihr wieder geschlossen wurde, beugte sie sich vertraulich zu Katharina

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