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Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Titel: Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Bergmann
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lasterhaftesten und dümmsten Typen noch irgendeine gut verborgene Seite zu entdecken, in die sie sich unsterblich verliebte. Zweimal war sie verheiratet gewesen. Ihr Erster hatte ihr bereits in der Hochzeitsnacht ein blaues Auge verpasst. Der Zweite, ein notorischer Lump und Tagedieb in ständigen Geldschwierigkeiten, versuchte sogar, sie an einen Bekannten zu verkaufen – im Tausch gegen einen fast neuwertigen Hinterreifen für seine Moto Guzzi.
    „Es ist ja nur für eine Nacht“, hatte er ihr treuherzig versichert. „Ich muss den Reifen haben, das verstehst du doch.“
    Zumindest darin hatte er sich getäuscht.

36___
    Es gibt viele kleine und größere Welten in unserer Welt. Sie leben nebeneinander, miteinander, durcheinander gemischt, fließend, Größe und Temperatur, aber auch manches andere wie Farbe, Licht, Klang, Stimmung und Form ändernd. Jeder Mensch ist eine solche Welt. Natürlich auch jede Pflanze, jedes Tier, jeder Stein etc. Und jede Gemeinschaft bildet eine weitere Welt. Es gibt viele verschiedene Gemeinschaften, die sich auf vielfältige Weise überschneiden und durchdringen. Auf vielen Ebenen, in vielen Räumen. Viele Räume und Gläser später hatte Antonio seine Mission erfüllt. Hans hatte seine Scheibe bekommen, Harry und ... Ein Unbekannter. Die letzte DVD hatte er einem Unbekannten anvertraut. Er wusste nicht einmal genau, wie er ausgesehen hatte. Ein älterer Italiener, beleibt, kahl, sehr verständnisvoll. Sehr sympathisch, wenn man reichlich getrunken hatte. Professorales Wesen. Vielleicht tatsächlich ein Professor. Das war zwei Tage her. Antonio entschied, dass er Chiara mit diesem Detail nicht belästigen würde. Sie hatte ohnehin genug um die Ohren. Es war ihr gelungen, eine halbe Seite des alten, verschlüsselten Textes zu entziffern. Die ersten Zeilen einer Biografie, wie sie aus jener Zeit keine zweite kannte. Sie hatte – nach der täglichen Arbeit, die sich unerträglich lange hinzog – den Großteil des Manuskripts mit seinen unverständlichen Buchstabenfolgen eingetippt. Eine aufwändige Aufgabe, da sie es nicht wagte, jemanden einzuweihen, der ihr die sinnlosen Kombinationen diktierte. Dann gab sie endlich den Schlüssel ein, den sie ihm Zählverfahren der ersten beiden Seiten ermittelt hatte. Der Beginn des Textes lag in sehr fehlerhafter, aber einigermaßen verständlicher Form vor ihr, der Rest blieb Chaos.
    Sie bedachte den Verfasser des Berichts mit einer Auswahl von Schimpfwörtern, die manchem Zuhälter die Schamesröte in die Wangen getrieben hätte. Als Verfasserin einer wissenschaftlichen Arbeit und eines amüsanten Kompendiums zum Thema ‚Variationen italienischer Schimpfwörter im 20. Jahrhundert‘ galt sie als absolute Autorität auf dem Gebiet.
    Der alte Guido Vanetti hatte sich offenbar nicht mit einer Verschlüsselung begnügt. Er wechselte seine Codes. Sie musste also zunächst heraus bekommen, nach welchem System er seine Abschnitte gegliedert hatte. Und dann Abschnitt für Abschnitt gesondert entschlüsseln. Sehr zeitraubend und mühsam. Chiara fügte noch einige bösartige Verwünschungen hinzu.
    Etwas Neues erfuhr sie immerhin: in Wien lebte ein Vanetti, dessen Vorfahren ein Handelsgeschäft betrieben hatten. Damit befasste er sich allerdings nicht mehr, er arbeitete als Astronom. Sie fand die E-Mail-Adresse seines Instituts und seine Wohnadresse im elektronischen Telefonbuch.
    Und noch etwas: Der Knopf, den sie im Gutskeller aufgelesen hatte, stammte aus dem 17. oder 18. Jahrhundert. Den Fund der altmodischen Kleidungsstücke im Geschäft der Pornopuppen bekam sie allerdings nicht mit, weil Guidos Manuskript ihre gesamte Zeit und Aufmerksamkeit einforderte.
     

37___
    Washington
    Am frühen Nachmittag landete Donahue in Washington. Sein Gepäck ließ er am Flughafen zurück. Ein Taxi brachte ihn nach Arlington, wo er sich am Fairfax Drive absetzen ließ. Er schlenderte ein paar Blocks weiter, genoss die Frühlingssonne, wartete kurz vor einer automatischen Türe und betrat eines der unscheinbaren mehrstöckigen Gebäude. Er ging zu dem Wachmann, der in seinem Glasverbau saß und ihn erst ansah, als er direkt vor der Scheibe stehen blieb. Er wusste, dass der Mann ihn auf seinen Monitoren längst vorher beobachtet hatte, schon draußen vor dem Haus, und dass er ohne vorläufige Bild-Identifikation gar nicht bis in die Halle gekommen wäre.
    „Sir?“ tönte es aus einem Lautsprecher.
    Donahue nannte seinen Namen und den dazugehörigen Code.
    Im

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