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Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Titel: Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Bergmann
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Euro auf den Tisch und ging. Vor der Ankunftshalle nahm er ein Taxi und fuhr vom Flughafen in die Stadt, wo er in einem kleinen Hotel ein Zimmer mietete. Er legte sich aufs Bett, schlief zwei Stunden, duschte und aß einen Toast in der Bar. Dann wählte er die Nummer seines Kontaktmanns. Harry Keronian. Sie trafen sich eine dreiviertel Stunde später am südlichen Eck der Piazza dell‘ Indipendenza. Mike hatte ein Foto von Keronian gesehen und erkannte ihn problemlos. Harrys Gesicht begann oben mit einer fliehenden Stirn und endete unten im Kragen seines Hemdes, weil es zwischen dem ebenfalls fliehenden Kinn und seinem Hals keinen Übergang gab. Nicht den kleinsten Grenzpfosten, sozusagen. Diese doppelte Flucht verlieh ihm keine Schönheit, aber doch eine gewisse Balance, in die sich ein breiter Mund, eine lange Nase und flinke, wässrig blaue Augen drängten. Sein Kopf saß auf einem mittelgroßen, schmalen Körper. Er stand auf Füßen, die auch einem Riesen als sichere Fundamente gedient hätten. Pfeilgerades Haar hing wie ein Store aus dünnen, blonden Schnüren bis auf seine Schultern. Als Donahue ihn ansprach, geriet er außer sich vor Aufregung.
    „Sie kommen gerade von drüben, Sir? Sie haben meinen Bericht gelesen, Sir? Es ist eine große Sache, Sir, nicht wahr? Ich habe es sofort gewusst, als ich es gesehen hatte. Das ist eine große Sache, Harry, habe ich gedacht. Das müssen sie drüben wissen. Das bist du deiner Heimat schuldig, als Patriot. Ich bin ein Patriot, Sir. Ich wollte sofort nach Nine-Eleven ..., also ich wollte mich sofort freiwillig melden, Sir. Obwohl ich zu jung war. Das heißt, ich habe mich sofort freiwillig gemeldet, denn das war die selbstverständlichste Pflicht für mich, Sir. Für jeden Amerikaner, Sir, nicht wahr? Und Sie kommen gerade von drüben, nicht wahr? Aber sehen Sie, meine Füße, Sir. Es sind die Füße eines Patrioten, das schwöre ich, aber bei der Musterung haben sie gesagt, es sind Füße, die nirgendwo hinpassen und ich solle damit besser in die Prärie gehen, weil sie verdammt viel Platz bräuchten. Das war natürlich ein Scherz von denen, Sir. Kein besonders gelungener, finde ich. Denn ein Patriot bin ich, Sir, von Kopf bis Fuß. Und ...“
Harry sprühte vor Patriotismus wie ein Springbrunnen. Donahue hörte ihm noch eine Weile gleichmütig zu, dann sagte er: „Ja. Halten Sie jetzt die Klappe.“
    „Jawohl, Sir. Natürlich, Sir. Ich verstehe, Sir. Entschuldigen Sie. Ich halte die Klappe, Sir. Ganz bestimmt.“
    Donahue setzte sich in Bewegung und schlenderte durch die Baumreihen, Harry an seiner Seite wie ein aufgeregtes Hündchen auf Riesenpfoten.
„Sie erwähnen in Ihrem Bericht einen Antonio Parello, der Ihnen die DVD gab. Warum hat er das getan?“
    „Toni, Antonio Parello ist Student wie ich, Sir. Ein lustiger Kerl, bei dem man aber nie genau weiß, warum er etwas tut.“
    „Einer der gerne Späße macht, wie?“
    Harry nickte aufgeregt.
    „Ja Sir. Aber ... Oh nein, Sir. Es ist nicht, wie Sie denken. Ich glaube, er wollte mich wirklich dafür interessieren. Es war ihm ganz ernst. Er stammt aus einer alten Familie, Sir, von deren Reichtum nicht viel übrig geblieben ist. Er hat ständig Geldschwierigkeiten, andererseits mögen wir ihn ganz gern und ...“
    „Wer ist wir?“ unterbrach der Agent.
    „Wir, Sir? Na ja, eine Clique von Studenten halt. Wir treffen uns regelmäßig, es geht ganz international zu hier. Leute aus ganz Europa, dem Nahen Osten, Übersee ...“
    „Kann Parello sich das leisten?“
    „Eigentlich nicht, Sir, würde ich sagen. Er hat bestimmt nichts dagegen, wenn er eingeladen wird. Andererseits hat er immer noch hervorragende Beziehungen in der Stadt. Gute Gesellschaft, Sie verstehen?“
    Donahue verstand. Der Italiener vermittelte Kontakte, die seinen reichen Kumpeln schmeichelten, weil es etwas war, das sie sich mit ihrem Geld nicht kaufen konnten. Im Gegenzug duldeten sie den Habenichts in ihrem Kreis und hielten ihn wohl auch aus.
    „Und warum, meinen Sie, gab er den Film gerade Ihnen?“
    Harry zögerte erstmals kurz.
    „Nun, Sir, zum einem bin ich nicht sicher, ob er ihn nur mir gegeben hat. Es war schon spät am Abend und Toni beginnt seine Runde gewöhnlich viel früher. Er hatte auch schon ziemlich einen sitzen, obwohl man ihm das nur anmerkt, wenn man ihn gut kennt. Zum anderen weiß er, dass mein Vater sein Geld mit Kränen, Hebeeinrichtungen und solchem Zeug macht. Da hat er wohl gedacht, dass er an einem Ding wie

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