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Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Titel: Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Bergmann
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Punkt und bewegen Sie sie in eine Richtung fort. Sie werden auf dem genau entgegengesetzten Punkt landen, ohne Ihren Weg zu verlassen.“
    Saduri folgte der Aufforderung.
    „Verblüffend“, sagte er nach einer kurzen Weile. „Auf wen, meinen Sie, trifft Ihr Symbol zu?“
    Lynx saß völlig entspannt in seinem Sessel und sah so harmlos drein, dass niemand geargwöhnt hätte, dieser Mann würde jemals auch nur eine Straße bei Rot überqueren.
    „Auf jeden Weg der Verwandlung. Der Mörder schreitet voran zum Friedensnobelpreis und wenn er weitergeht, verwandelt er sich vielleicht wieder in den Mörder zurück. Der Atheist wird zum Glaubensfanatiker, der extreme Linke zum extremen Rechten, der noble Banker zum Finanzier des Terrors. Alle behalten ihre Richtung bei, aber nicht ihren Standpunkt. Der wechselt mit der Bewegung. Das trifft auf viele Leute zu in unserem Geschäft.“
    Scheich Saduri bemühte sich um einen ebenso arglosen Blick wie sein Gast, ahnte aber, dass er ihm trotz beträchtlicher Erfahrung nicht ebenso gut gelang.
    „Wie würden Sie dieses Geschäft definieren?“
    Sein Gegenüber lachte leise.
    „Waffen, Öl, Drogen, Politik, Macht – letztlich Geld. Und – weil ich es schon angesprochen habe - natürlich Terror als vielseitig geeignetes Instrument.“
    „Sie meinen, das eine hängt am anderen?“
    „Die Abhängigkeit des Ölpreises von der Nervosität der Märkte ist bekannt. Die Strategie, die Märkte in dosierter Nervosität zu halten, ist lange Zeit glänzend aufgegangen. Ihre Investitionen in die eine oder andere Gruppe löwenherziger Dschihadisten haben sich hervorragend amortisiert.“
    Der kleine Mann machte eine abwehrende Handbewegung.
    „Ich weiß nicht, worauf Sie anspielen.“
    Lynx dachte kurz nach.
    „Ein Beispiel: Die ANyM Prospektionsgesellschaft. Zu 100 Prozent im Eigentum Ihrer Bank. 2,8 Millionen Dollar für einige Hektar afghanischen Ödlands. Der glückliche Verkäufer überwies 2,75 Millionen sofort weiter. Nach mehreren Stationen landete das Geld beim eigentlichen Empfänger. Einer äußerst bekannten Persönlichkeit in der Hierarchie des Terrors.“
    Der Araber wischte ein imaginäres Staubfädchen vom Tisch.
    „Das geht uns nichts an. Wir verfolgen wirtschaftliche Interessen und kaufen, wenn wir Erträge erwarten.“
    „Das Geschäft ging vor sechs Jahren über die Bühne. Ihre Leute haben sich nicht einmal die Mühe gemacht, so zu tun, als ob sie nach irgendetwas Wertvollem suchten.“
    Saduri verzog den Mund.
    „Es ist keine gute Zeit, um in Afghanistan Bodenschätzen nachzuspüren.“
    „Aber vielleicht eine gute Zeit, um den Barrel-Preis noch einmal um einige Dollar zu erhöhen.“
    Der Puls des Geschäftsmanns belebte sich.
    „Sie haben einen ungewöhnlichen Ruf, Mr. Lynx. Woran denken Sie?“
    Lynx betrachtete ihn durch braun gefärbte Kontaktlinsen.
    „Haben Sie einen Moment Geduld.“
    Er holte aus einem Seitenfach seiner Brieftasche eine 2-Euro-Münze und legte sie auf den Tisch. Es war eine spanische Münze. Respektlos drückte er die Spitze eines Kugelschreibers in das rechte Auge von Juan Carlos I. Für alle elektronischen Lauscher verzerrte sich die folgende Besprechung zu einer unentschlüsselbaren Kakophonie von zerhackten, gequälten Lauten.
    Als Lynx ging, hatte er sich für den Fall, dass sein Verbrechen gelang, ein Honorar ausverhandelt, das dem mehrfachen Jahresgehalt eines Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika entsprach. Sein Klient würde ein Vielfaches lukrieren. Und viele andere auch. Rund um die Welt. Denn 1 Dollar plus pro Barrel bedeutet einen zusätzlichen Umsatz von 80 Millionen Dollar pro Tag. Bei einer Steigerung von 20 Dollar ergibt das 1,6 Milliarden täglich. Täglich . Doch selbst das war nur ein Aspekt des bösen Handels.
    Auch Scheich Saduri verblieb sehr zufrieden. Eine seiner größten Sorgen bestand darin, die religiösen Fanatiker, die allerorten aus dem Boden schossen, halbwegs im Zaum zu halten. Saduri wollte den Westen keineswegs niederringen. Er und seine Freunde lebten prächtig von der Wirtschaftskraft des Westens. Nicht etwa von jener mittelalterlicher Gottesstaaten. In Anbetracht der besonderen Situation, die ihn Florenz aufsuchen ließ, erschien ihm der überraschende Besuch des Mannes, der sich – mit wirklich erstklassigen Referenzen – als Lynx angekündigt hatte, deshalb als ein wahres Geschenk des Himmels.

52___
    Elena bestätigte ihren Ruf als anstrengende Zuhörerin. Eine, die

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