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Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Titel: Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Bergmann
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Interesse für den 164 und seine Insassen gezeigt. Das änderte sich. Immer öfter wandten sich unkenntliche Gesichter hinter Vollvisierhelmen zum Wageninneren. Gesten folgten. Manche unklar, viele eindeutig. Die Biker fingen an, sich ein Vergnügen daraus zu machen. Einer kam ganz nahe und schlug mit der Hand auf das Dach des Wagens. Andere folgten seinem Beispiel. Sie klopften auch gegen die Scheiben. Alles bei 150 km/h.
    „Das ist doch kein Zufall, Mike“, sagte Chiara. „Was meinen Sie?“
    „Sie wollen uns einschüchtern.“
    Vanetti stöhnte.
    „Was mich betrifft, ist es ihnen schon gelungen.“
    Donahue ignorierte ihn.
    „Ich weiß nur noch nicht, weshalb. Wenn sie uns anhalten wollten, hätten sie das längst versucht – oder in unsere Reifen geschossen.“
    Vanetti begann am ganzen Körper zu zucken, was augenblicklich Elenas Interesse fand.
    „In die Reifen schießen! Bei dem Tempo sind wir tot, wenn sie in unsere Reifen schießen. Bei uns ist das auch nicht erlaubt. Machen Sie endlich was, verdammt noch mal!“
    „Eine deutsche Motorradgang“, sinnierte Donahue. „Die uns über eine halbe Stunde lang folgt, ohne etwas zu unternehmen. Und plötzlich führen sie sich auf wie die Irren ...“
    Da sah er den Vorwegweiser. München geradeaus, Tauernautobahn rechts ab. Er lachte auf.
    „Sie wollen uns ablenken und dorthin dirigieren, wohin wir ohnehin wollten. Und deshalb ändern wir den Plan. Haltet euch fest.“
    Die Motorradtraube hatte sich so dicht um den Volvo geschlossen, dass sie von oben wie ein einziges, vielzelliges Wesen erscheinen mussten, das sich mit Dutzenden Leuchtaugen voran bewegte. Sie fuhren auf der mittleren von drei Spuren. Rechts kam eine Einfahrt hinzu, die Fahrbahn umfasste jetzt vier Spuren. Und dann, rasend schnell, gabelte sie sich. Die beiden linken Spuren geradeaus, die rechten zur Tauernautobahn. Die meisten ihrer Begleiter auf der rechten Seite ließen sich zurückfallen, nur einer klebte stur neben ihnen. Wie eine fahrende Absperrung gegen einen Spurwechsel. Chiara sah das Profil des Fahrers und war beinahe sicher, dass es sich um den Mann handelte, der den Kaffee über ihren Arm geleert hatte.
    „Sorry“, sagte Donahue trocken und zog den Wagen im letzten Moment nach rechts. Sie touchierten das Motorrad, das vom Volvo abprallte wie ein Billardball von der Bande und im stumpfen Winkel gegen die Leitschiene raste. Der Strahl seines Scheinwerfers stieg hoch auf, drehte sich mehrmals und verschwand. Der Volvo jagte weiter. Zwei, drei Minuten lang herrschte entsetztes Schweigen.
    „Und wenn das Ganze nur ein blöder Scherz von den Typen war?“ fragte Chiara mit schwankender Stimme.
    „Ist nicht dein Ernst“, sagte Donahue kühl.
    Sie registrierte das Du. Irgendwie waren sie binnen Stunden wohl selbst zu einer Gang geworden.
    „Ist nicht mein Ernst“, gab sie zu. Ihre Stimme schwankte nicht mehr. „Nur ein Reflex der verlorenen Normalität.“
    Elena zog sie an sich, gab ihr einen Kuss auf die Wange und flüsterte ihr zärtlich ins Ohr: „Schön gesagt, Klugscheißer.“
    Donahue blickte nun sehr häufig in den Rückspiegel.
    „Sieht so aus, als würden sie sich wieder sammeln. Wenigstens einige davon. Ein paar haben es direkt geschafft, andere müssen gewendet haben. Aber sie halten jetzt Abstand.“
    Chiara und Elena hatten sich umgedreht und knieten auf der Rückbank.
    „Da kommt etwas von hinten“, bemerkte Elena einige Minuten später. „Etwas Großes und Schnelles. Zwei davon. Könnten Lastwagen sein.“
    „Unmöglich“, sagte Vanetti. „Wir fahren ...“ Zum ersten Mal warf er einen Blick auf den Tacho und schauderte. „Wir fahren 175. Das schafft kein Lastwagen.“
    „Tut mir Leid, mein Held“, sagte Elena. „Es sind Lastwägen. Zugmaschinen ohne Hänger. Und sie kommen rasch näher.“
    „Renntrucks“, knurrte Donahue. „Wenn die uns überholen, haben sie uns in der Zange. Und wir können nicht viel dagegen tun. Das Fossil kommt nicht über 180.“
    Die Autobahn hatte hier nur zwei Fahrspuren. Donahue setzte sich in die Mitte und pendelte ein wenig hin und her.
    „Sie sind hinter uns!“ rief Chiara.
    Die Trucks fuhren bis auf 5, 4, 3, einen halben Meter an das Heck des Volvo heran. Die aufgeblendeten Scheinwerfer leuchteten das Wageninnere aus, mit ohrenbetäubenden Signalen wollten sie das Auto zur Seite fegen.
    „Wir schaffen es nicht!“ fluchte Donahue, als er sah, dass sich der rechte Truck unter Ausnutzung des Pannenstreifens so

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