Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
lautete mein Kommentar. »Aber das Essen ist normalerweise ziemlich gut.«
Ich machte mir nicht die Mühe, an die Vordertür zu klopfen, und ich wartete auch nicht darauf, in das Haus hereingebeten zu werden. Ob ich es nun wollte oder nicht: Dies war das Haus meiner Familie; meiner Meinung nach brauchte ich keine Einladung. Außerdem hatte ich bei meinem ersten Besuch nach meiner Wandlung auch nicht gewartet. Und hier war ich, die verlorene Tochter, die nach Hause zurückkehrte.
Pennebaker, der Butler, stand mitten im Foyer, das aus Beton und Glas bestand, und begrüßte jeden Gast mit einem formellen Nicken. Als ich mich ihm näherte, rümpfte er entrüstet die Nase.
»Peabody«, sagte ich zur Begrüßung. Ich liebte es, ihn auf den Arm zu nehmen.
»Pennebaker«, korrigierte er mich mit einem Knurren. »Ihr Vater ist gerade in einer Sitzung. Mrs Merit und Mrs Corkburger empfangen die Gäste.« Er richtete seinen eiskalten Blick auf Ethan und hob eine Augenbraue.
»Das ist Ethan Sullivan«, warf ich ein. »Er ist mein Gast. Er ist willkommen.«
Pennebaker nickte herablassend und schaute auf die Gäste hinter uns.
Nachdem wir diese Hürde genommen hatten, führte ich Ethan hinein und zu dem lang gestreckten Betonsaal an der Erdgeschossrückseite, in dem meine Elten ihre Gäste empfingen. Auf dem Weg dorthin kamen wir an schmucklosen eckigen Fluren vorbei, die in Sackgassen endeten. Vorhänge aus Stahlgeflecht verdeckten keine Fenster, sondern nackte Betonwände. Eine Treppe führte zu einer Nische, in der ein einzelnes modernes Kunstwerk zur Schau gestellt wurde, das das Wohnzimmer eines wahnsinnigen Serienmörders hätte zieren können. Meine Eltern nannten den Baustil »nachdenklich machend« und behaupteten, er wäre eine Herausforderung an den architektonischen Mainstream, an die üblichen menschlichen Erwartungen, was »Treppen« und »Fenster« zu sein hätten.
Ich bezeichnete den Baustil als »zeitgenössischen Psychopathen«. Es wimmelte nur so von Leuten in schwarz-weißer Kleidung, und aus einer Ecke lieferte ein Jazzquintett die Hintergrundmusik. Ich sah mich um und suchte nach Zielobjekten. Keiner der Breckenridges war zu sehen, und mein Vater zeichnete sich ebenso durch Abwesenheit aus. Nicht, dass das eine schlechte Sache gewesen wäre. Aber ich entdeckte etwas, das im gleichen Maße mein Interesse weckte, direkt an den Fenstern, die sich an einer Raumseite entlangzogen.
»Mach dich bereit«, warnte ich Ethan mit einem breiten Grinsen und führte ihn in die Schlacht.
Meine Mutter und meine Schwester standen Seite an Seite und betrachteten die Menge vor sich. Die Köpfe hatten sie zusammengesteckt, da sie offensichtlich tratschten. Und daran gab es eigentlich keinen Zweifel. Meine Mutter gehörte zu den führenden Damen der Chicagoer Gesellschaft, und meine Schwester war eine vielversprechende Nachfolgerin. Klatsch und Tratsch gehörten zu ihrem Alltagsgeschäft.
Meine Mutter trug ein konservativ wirkendes blassgoldenes Kostüm – ein Etuikleid und eine Bolerojacke, die hervorragend zu ihrer schlanken Gestalt passten. Meine Schwester, deren Haare genauso dunkel wie meine waren, trug ein ärmelloses blassblaues Cocktailkleid. Ihre Haare hatte sie zurückgebunden; ein dünner, glänzend schwarzer Haarreifen sorgte dafür, dass jede ihrer dunklen Strähnen am richtigen Platz saß. Und in ihren Armen befand sich der Sonnenschein meines Lebens, der gerade auf einer kleinen, rundlichen Faust herumknabberte – meine Nichte Olivia.
»Hallo, Mom«, sagte ich.
Meine Mutter drehte sich zu mir, runzelte die Stirn und glitt mit ihrer Hand über meine Wange. »Du siehst dünn aus. Isst du genug?«
»Mehr, als ich in meinem ganzen Leben gegessen habe. Es ist herrlich.« Ich umarmte Charlotte kurz. »Mrs Corkburger.«
»Wenn du glaubst, dass ich dich nicht beschimpfen werde, nur weil ich meine Tochter im Arm halte«, sagte Charlotte, »dann irrst du dich gewaltig.« Ohne mit der Wimper zu zucken – und ohne mir zu erklären, warum sie vorhatte, mich zu beschimpfen –, reichte sie mir meine achtzehn Monate alte Nichte und das Schlabberlätzchen, das auf ihrer Schulter lag.
»Meh, meh, meh«, sang Olivia vergnügt und klatschte in die Hände, als ich sie in meine Arme nahm. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie meinen Namen sang. Olivia, bei der das Merit-Gen für die dunklen Haare zu fehlen schien, war genauso blond wie ihr Vater, Major Corkburger, und ihr engelhaftes Gesicht und die hellblauen Augen
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