Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
ihm beizustehen, das schmerzliche Gefühl des Verrats zu teilen, das er nun schon zum zweiten Mal in wenigen Monaten verspüren musste, auch wenn er es im Augenblick noch durch einen berechtigten, unermesslichen Zorn überspielte. Ich weiß, antwortete ich und versprach ihm: Ich werde ihn finden.
Schließlich entfernte sich Nick einige Schritte von seinem Vater, denn offenbar schien eine Entscheidung getroffen worden zu sein. »Mein Vater hat sich dazu entschlossen, im Zweifel für den Angeklagten zu sein. Davon ausgehend, dass ihr Jamie keine Gewalt angedroht habt, bleiben euch vierundzwanzig Stunden, um herauszufinden, wer der Verantwortliche ist. Solltet ihr uns nicht binnen vierundzwanzig Stunden den entsprechenden Namen und euer Versprechen geben, dass die Bedrohung nicht mehr besteht, werde ich den Bürgermeister anrufen und ihm mitteilen, dass das Haus Cadogan Menschen bedroht hat, und zwar meine Familie. Diesem Anruf werden Anrufe bei der Tribune, der Sun-Times und jedem Fernsehsender im Ballungsraum Chicago folgen. Ich werde ihnen wohl auch noch einige andere Dinge mitteilen müssen, über die ich Bescheid weiß. Dann werden sie unter Raves in Zukunft keine Technopartys mehr verstehen«, sagte er und betonte das Wort besonders, damit wir seine Drohung auf keinen Fall missverstehen konnten.
»Euer sogenannter Prominentenstatus«, fuhr Nicholas fort, denn er schien mit seiner Hetzrede noch nicht am Ende zu sein, »wird euch dann auch nicht mehr helfen. Es gibt genügend Leute, die die Anhörung im Kongress für einen Witz gehalten haben und glauben, dass ihr eine ernsthafte Bedrohung für die Menschen darstellt. Es gibt mehr als genügend Leute, die glauben, dass wir alle besser dran wären, wenn das Vampirproblem sich einfach in Luft auflösen würde.« Nick schnippte drohend mit den Fingern. »Hui.«
Ich sah zu Ethan hinüber und bemerkte, dass seine Augenfarbe zu einem Glasgrün wechselte. Auch er hatte offenbar Schwierigkeiten, nicht die Kontrolle zu verlieren. Dennoch schaffte er es, seine Augen nicht silbern anlaufen zu lassen, und zeigte auch keine Fangzähne.
»Ich kann Jamie nicht vor der Bedrohung durch andere schützen«, antwortete Ethan schließlich. »Und ich kann auch nicht garantieren, dass dieses Problem in vierundzwanzig Stunden gelöst sein wird, vor allem, da wir mehr als die Hälfte der Zeit bewusstlos sein werden.«
Nick wirkte völlig unbeteiligt. »Dann würde ich vorschlagen, dass du und deine kleine Soldatin mal einen Gang hochschaltet.«
Ethan blickte zu Boden und sah dann wieder auf. Sein Blick war aber nicht auf Nicholas gerichtet, sondern auf Papa Breckenridge. »Sie sollten die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass Jamie aus einem bestimmten Grund bedroht wird. Es könnte sein, dass er zu vielen Leuten auf den Schlips getreten ist oder sich in Sachen eingemischt hat, die ihn nichts angehen. Wenn wir weitere Nachforschungen anstellen, könnte es passieren, dass diese Dinge öffentlich bekannt werden. Sind Sie darauf vorbereitet? Auf Antworten, die Sie lieber im kleinen Kreis behalten möchten?«
Ich war mir nicht sicher, auf welche Dinge Ethan sich bezog oder ob er einfach bluffte. Aber ich musste ihm meine Anerkennung zollen – die Retourkutsche war ihm gelungen.
Nick öffnete den Mund, um Ethan zu widersprechen, doch sein Vater streckte seine Hand aus. »Nicholas«, warnte er ihn und wandte sich dann an meinen Vater. »Er ist mein Sohn. Ich werde ihn schützen, um jeden Preis. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
»Klar und deutlich«, antwortete mein Vater.
»Vierundzwanzig Stunden«, wiederholte Nick und wandte sich Richtung Tür.
Ich legte eine Hand auf seinen Arm, um ihn aufzuhalten. Der Körperkontakt half nicht dabei, den Zorn in seinem Blick verschwinden zu lassen.
»Hat Jamie im Moment einen Job?«
Er schürzte die Lippen. Ich hatte das Gefühl, dass es nicht mehr viel brauchte, und er würde mich anknurren.
»Ich werde ihm nicht wehtun, Nick. Du verlangst eine Menge von uns, vor allem, weil wir nichts mit der Bedrohung deines Bruders zu tun haben. Wenn du willst, dass wir herausfinden, was hier vor sich geht, musst du uns auch etwas geben.« Als er mich einfach nur weiter anstarrte, fügte ich flüsternd hinzu: »Quid pro quo, Nick.«
Nick befeuchtete seine Lippen und nickte dann. »Kapitalanlagen«, sagte er. »Er verkauft Kapitalanlagen.«
Volltreffer.
»Leite mir die E-Mail weiter«, bat ich ihn. »An meine alte Adresse.«
Er sah mich einen Moment
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