Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
menschlichen Peinlichkeiten hatten, passte ich mich an und versuchte Versäumtes nachzuholen.
»Wir feuern die Zicke an«, erklärte mir Lindsey und knabberte an ihrer Pizzakruste.
»Ich dachte, sie wären alle Zicken«, bemerkte ich.
Nach mehreren Minuten Werbung stand Malik vom Bett auf.
»Liegt es an mir?«, fragte ich scherzhaft. »Ich kann auch duschen gehen.«
Er lachte in sich hinein, und das Fernsehbild spiegelte sich in dem Medaillon, das um seinen Hals hing, und auf noch etwas – einem schmalen Silberkreuz, das von einer dünnen Silberkette herabging. So viel zu dem Mythos.
»Es liegt nicht an dir«, sagte Malik. »Ich muss nach Hause.« Er setzte einen Fuß zwischen die Vampire auf dem Boden, die völlig ungerührt waren von seinen Versuchen, nicht auf sie draufzutreten.
»Runter da vorne!«
»Aus dem Weg, Vampir«, sagte Margot und warf eine Handvoll Popcorn in seine Richtung. »Beweg deinen Hintern!«
Er winkte ihnen gut gelaunt zum Abschied und verließ das Zimmer.
»Warum muss er denn nach Hause?«, fragte ich Lindsey.
»Hm?«, fragte sie geistesabwesend, während sie weiter auf den Fernseher starrte.
»Malik. Er sagte, er müsse nach Hause. Warum muss er denn nach Hause?«
»Oh«, sagte Lindsey. »Zu seiner Frau. Sie wohnt mit ihm zusammen. Sie haben eine Suite auf deiner Etage.«
Ich blinzelte. »Malik ist verheiratet?« Es war nicht der »Malik«-Teil, der mich überraschte, sondern der »Verheiratet«-Teil. Ein verheirateter Vampir wirkte irgendwie sonderbar. Nach dem, was ich bisher mitbekommen hatte, glich das vampirische Dasein in etwa dem Leben in einem Studentenwohnheim. In einer Art Verbindungshaus zu wohnen war für eine Langzeitbeziehung normalerweise nicht gerade hilfreich.
»Er ist immer verheiratet gewesen«, sagte Lindsey. »Sie wurden zusammen verwandelt.« Sie warf mir einen Blick zu. »Du wohnst auf demselben Flur wie sie. Es wäre deinen Nachbarn gegenüber wirklich freundlich, wenn du mal Hallo sagst.«
»Ich bin kein wirklich guter Nachbar«, gab ich zu, als mir klar wurde, dass Malik der einzige Vampir war, von dem ich wusste, dass er auf der ersten Etage wohnte, und das hatte ich erst vor vier Sekunden erfahren. »Wir brauchen eine Kennenlernparty«, meinte ich.
Lindsey schnaubte. »Was sind wir denn? Erstsemester oder was? Kennenlernpartys sind bloß Ausreden, um sich zu betrinken und mit Leuten rumzuknutschen, die man kaum kennt.« Langsam senkte sie den Blick auf Connors Hinterkopf und lächelte lüstern. »Andererseits …«
»Andererseits würdest du Lucs Herz brechen. Vielleicht lassen wir das mit der Kennenlernparty erst mal.«
»Du bist so eine Mutti.«
Ich lachte prustend. »Darf ich dir Hausarrest erteilen?«
»Unwahrscheinlich«, sagte sie und zog das Wort dabei in die Länge. »Jetzt halt die Klappe, und sieh dir die gemeinen Menschen an.«
Ich blieb bis zum Ende der Sendung, bis die Pizza aufgegessen war, bis die Vampire vom Fußboden aufstanden, sich streckten und verabschiedeten. Ich war froh, dass ich mich aufgerafft hatte, froh, dass ich Zeit mit einem Vampir verbracht hatte, der nicht der dreihundertvierundneunzig Jahre alte Meister des Hauses war. Ich hatte eine Menge Spaß an der Universität verpasst, mich mehr um das Lesen und Studieren gekümmert, als es vermutlich gesund gewesen war, denn ich hatte immer gedacht, Freunde könnte ich mir auch später suchen. Und dann kam der Abschluss, und ich kannte niemanden aus meinem Jahrgang so gut, wie ich es gerne gehabt hätte. Nun hatte ich die Gelegenheit, das nachzuholen – Gelegenheit, in jene um mich herum zu investieren, anstatt mich in intellektuellen Details zu verlieren.
Ich bog auf dem Weg zur Treppe um die Ecke und war so in Gedanken versunken, dass ich fast vergessen hatte, dass Ethan ebenfalls im zweiten Stock wohnte.
Aber dort stand er.
Er stand im Türrahmen des Apartments, das früher Amber gehört hatte – seiner früheren Gefährtin und der Frau, die ihn an Celina verraten hatte. Er blickte auf, als ich näher kam, aber zwei kräftige Kerle traten mit einer großen Kommode zwischen uns, und wir verloren den Blickkontakt.
»Nur noch ein paar Fuhren«, sagte einer mit einem starken Chicagoer Akzent, als sie den Flur entlanghumpelten. »Dann sind wir fertig.«
»Ich danke Ihnen«, antwortete Ethan und drehte sich zu ihnen, um dabei zuzusehen, wie sie unter dem Gewicht der Möbel ächzten.
Ich wunderte mich über dieses Arrangement. Vampire wären mit den schweren
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