Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
Kellner im Smoking aufgenommen, der ein Tablett mit Essen trug, und bedeutete ihm mit einem Finger näher zu kommen. Dank einiger Galas, bei denen ich als Kind einen Blick riskieren durfte, wusste ich, dass die Kost auf Wohltätigkeitsveranstaltungen ein wenig in Richtung »merkwürdig« tendierte – Espuma dies und Canapé das. Doch was ihr an Hausgemachtem fehlte, machte sie leicht durch schiere Menge wieder wett.
Der Kellner kam zu uns und sah uns aus wasserblauen Augen gelangweilt an. Dann hielt er uns das Tablett und eine Handvoll Servietten hin, auf die ein »B« eingeprägt war.
Ich begutachtete die angebotenen Hors d’œuvres, die ästhetisch auf Steinsalz gebettet waren. Eins bestand aus kleinen, blassen Würfeln einer Substanz, die in einem aus Endivienblättern geformten Becher lag. Ein anderes war ein aus mehreren rosafarbenen Schichten geformter Trichter. Abgesehen von der Endivie hatte ich keine Ahnung, was ich da vor mir hatte.
Ich blickte mit gehobenen Augenbrauen zu dem Kellner auf, um ihn um Hilfe zu bitten.
»Ein Parfait von Garnelen auf Garnelenschaum«, sagte er mit einem Nicken in Richtung der rosafarbenen Schichten, »und Ceviche aus Thunfisch und Endivie.«
Beides äußerst merkwürdige Meeresfrüchte-Kombinationen, dachte ich, aber da ich schon immer sehr mutig gewesen war, was Kochkunst betraf, nahm ich von beidem etwas.
»Du und Essen«, murmelte Ethan und schien sich dabei zu amüsieren.
Ich biss in die Endivie. Sie zu einer Ceviche zu verarbeiten, kam mir komisch vor, aber ich hatte den Heißhunger eines Vampirs, und der war bei Weitem nicht so wählerisch wie der Rest von mir. Ich hob meinen Blick von der Vorspeise, während ich aß, und hielt inne, als mir klar wurde, dass die Gruppe Gleichaltriger mich quer durch den Raum anstarrte. Sie redeten miteinander, und als offensichtlich eine Entscheidung getroffen worden war, kam eine von ihnen auf uns zu.
Ich aß auf und schlang das Parfait herunter, das zwar gut war, aber für meinen Junk-Food-verdorbenen Gaumen zu exotisch schmeckte. »Haie, auf zwei Uhr.«
Mit erhobenen Augenbrauen warf Ethan einen Blick auf das gegnerische Team und schenkte mir dann sein strahlendstes Lächeln, das seine Zähne aufblitzen ließ. »Menschen auf zwei Uhr«, wies er mich zurecht. »Zeit für ein wenig Schauspielkunst, Hüterin.«
Ich nahm einen kleinen Schluck meines Champagners, um den Geschmack aufgeschäumten Schalentiers von meiner Zunge zu tilgen. »Ist das eine Herausforderung, Sullivan?«
»Wenn das nötig ist, Hüterin, dann ja.«
Die braunhaarige Anführerin des Ensembles näherte sich uns. Ihre schlanke Figur steckte in einem paillettenbesetzten silbernen Kleid. Ihre Entourage sah ihr von der anderen Saalseite aus zu.
»Hallo«, sagt sie höflich. »Du bist Merit, nicht wahr?«
Ich nickte.
»Ich weiß nicht, ob du dich an mich erinnerst, aber wir waren zusammen im Tanzkurs vor unserem Debütantinnenball. Ich bin Jennifer Mortimer.«
Ich kramte in meinem Gedächtnis und versuchte ihr Gesicht einzuordnen. Sie kam mir irgendwie bekannt vor, aber ich hatte den größten Teil meines Debütantinnenballs damit zugebracht, mich gedemütigt zu fühlen, weil ich in ein wogendes weißes Kleid gequetscht worden war, nur um vor den Reichen Chicagos wie eine Kuh bei der Viehauktion vorgeführt zu werden. Auf die Leute in meiner Umgebung hatte ich kaum geachtet.
Ich tat aber so, als ob ich mich an sie erinnerte. »Es freut mich, dich wiederzusehen, Jennifer.«
»War Nick Breckenridge nicht dein Begleiter? Ich meine, beim Debütantinnenball?«
Nun, auf ihn hatte ich geachtet, also nickte ich und verwendete mein Champagnerglas, um auf Ethan zu deuten, der Jennifer betont ungerührt zugehört hatte. Ich nahm an, dass ich diesen Teil unserer gemeinsamen Vergangenheit noch nicht erwähnt hatte. »Ethan Sullivan«, stellte ich ihn vor.
»Es ist mir ein Vergnügen«, sagte Ethan.
»Darf ich …« Sie lächelte verlegen und sah betreten zur Seite, während sie an einem Ring an ihrer rechten Hand spielte. »Dürfte ich … vielleicht eine Frage stellen?«
»Sicher.«
»Ich habe eben bemerkt … das mit den Vorspeisen …«
»Wir essen ganz normal«, lautete Ethans ruhige Antwort. Er hatte schneller als ich verstanden, was sie wissen wollte, was irgendwie witzig war, denn genau das war auch meine erste Frage gewesen, nachdem ich in einen Vampir verwandelt worden war.
Jennifer lief hochrot an, nickte aber. »Okay, alles klar. Es ist bloß, das
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