Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
Ich hatte also falschgelegen, als ich dachte, dass mein Vater keine Fragen stellen würde, wenn wir ihm Informationen anboten, die Robert vielleicht helfen konnten.
Na los! forderte mich Ethan telepathisch auf, und ich trug meinen Text vor.
»Ich möchte mich stärker bei den gesellschaftlichen Aktivitäten der Familie einbringen. Bedenkt man meine neue Aufgabe im Haus und die Position unserer Familie, dann könnte mein Engagement, sagen wir, für beide Seiten von großem Nutzen sein.«
Mein Vater lehnte sich zurück und streckte einen Arm über die Rückenlehne seines Stuhls. Er tippte sich mit einem Fingerknöchel ans Kinn. Niemand hätte skeptischer wirken können als er. »Warum jetzt?«
»Ich bin jetzt in einer anderen Lage«, sagte ich. »Ich habe andere Verantwortlichkeiten. Andere Fähigkeiten.« Ich warf Ethan einen Blick zu. »Andere Verbindungen. Ich bin alt genug, um zu verstehen, dass der Name Merit einige Dinge leichter macht. Zum Beispiel macht er es leichter, Bündnisse zu schmieden.« Ich berührte das Cadogan-Medaillon an meinem Hals. »Und in diesem Fall kann ich aktiv daran teilhaben, ein Bündnis zu schmieden.«
Er betrachtete mich, dachte schweigend nach und nickte kurz. »Ich nehme für den Augenblick einfach mal an, dass du mich nicht belügst. Aber du hast meine Frage trotzdem nicht beantwortet.« Er wandte sich an Ethan. »Warum jetzt? Warum heute Abend?«
Ethan glättete seine Hose am Knie mit einer Handbewegung. Diese Bewegung geschah so beiläufig, fast schon achtlos, dass ich wusste, er hatte sich dazu zwingen müssen. »Die Breckenridges … mischen sich in unsere Welt ein.«
»Mischen sich ein«, wiederholte mein Vater. »Inwiefern?«
Ethan zögerte einen Sekundenbruchteil und entschloss sich dann – einseitig, wie ich betonen möchte –, meinem Vater zu vertrauen. »Wir haben in Erfahrung bringen können, dass Jamie Breckenridge plant, einen sehr schädigenden Artikel zu veröffentlichen.«
»Schädigend für Vampire?«
Ethan nickte zustimmend. Er verstellte sich, reichte meinem Vater nüchtern Tatsachen weiter, ohne dabei erkennen zu lassen, wie besorgt und verängstigt er noch vor nicht allzu langer Zeit gewesen war.
»Und wenn ich vermute, dass der Inhalt des Artikels zu … heikel ist, um ihn hier wiederzugeben?«
»Dann vermuten Sie richtig«, sagte Ethan. »Ich nehme an, dass sie nichts in dieser Richtung gehört haben?«
»Nein, das habe ich nicht«, sagte mein Vater. »Aber ich nehme an, es ist kein Zufall, dass das Anwesen der Breckenridges euer erster Anlaufpunkt ist?«
»Tatsächlich war es ein Zufall«, antwortete Ethan. »Aber ein glücklicher Zufall.«
Mein Vater hob zweifelnd die Augenbrauen. »Wie dem auch sei, ich nehme an, dass ihr bemerkt habt, dass Julia als einzige Breckenridge heute Abend zu Hause ist?«
»Ich fand das merkwürdig«, sagte Ethan.
»Das fanden wir alle«, stimmte ihm mein Vater zu. »Und wir kannten den Grund dafür nicht.« Langsam richtete er seine Augen auf mich. »Aber vielleicht kennen wir ihn jetzt. Vielleicht sind sie wegen gewisser … Besucher nicht hier.«
Sein Blick war vorwurfsvoll, und ich hatte ihn nicht verdient. Weder der Artikel noch die Abwesenheit der Breckenridges hatten etwas mit mir zu tun. Nun, zumindest war ich mir dessen nicht bewusst. Aber er war trotzdem nur zu gern bereit, jemandem die Schuld anzulasten.
Bezaubernd, lautete Ethans telepathischer Kommentar.
Hab ich doch gesagt, war meine Antwort.
Ethan stand auf. »Ich weiß es zu schätzen, dass Sie sich die Zeit genommen haben, Joshua. Ich gehe davon aus, dass die Informationen, die wir ausgetauscht haben, vertraulich behandelt werden?«
»Wenn ihr das so wollt«, sagte mein Vater, ohne sich die Mühe zu machen aufzustehen. »Ich gehe davon aus, dass ihr bei euren Nachforschungen diskret vorgehen werdet? Ich habe Verständnis dafür, dass dies für euch von großer Bedeutung ist, was immer es auch sein mag, aber diese Leute – diese Familien – sind meine Freunde. Es wäre keine gute Idee, Gerüchte aufkommen zu lassen oder unangemessene Bemerkungen über sie zu machen.«
Ethan hatte sich von meinem Vater abgewandt, und ich bemerkte, wie ein Ausdruck der Verärgerung über sein Gesicht huschte, vermutlich aufgrund der Behauptung, dass seine Bemerkungen »unangemessen« sein könnten. Nichtsdestotrotz steckte er die Hände in die Taschen, ganz der kontrollierte Pokerspieler, und als er sich wieder umdrehte, war sein Gesichtsausdruck freundlich
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