Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
wohlfühlst, deine Pläne mit mir zu besprechen, dann hättest du mich vielleicht im Haus bleiben lassen sollen.«
Er sah mich sehr lange an, als ob er versuchte, mich mit seinen stahlgrauen Augen zu durchbohren. Als ob er versuchte, meine Absichten aufzudecken. Ich musste mich beherrschen, während dieser Stille nicht mit den Füßen zu scharren.
»Ich will wissen, warum du hier bist«, sagte er schließlich. »Im Haus meiner Eltern. Dem Haus meiner Familie.« Wenn man vom Misstrauen in seiner Stimme ausging, war es wohl kein Zufall, dass Julia die einzige Breckenridge auf der Party war.
Ich verschränkte die Hände hinter dem Rücken und sah ihn an. »Es ist an der Zeit, dass ich mich an meine Pflichten gegenüber meiner Familie erinnere.«
Seine Antwort war ein ungläubiger Blick. »Ich kenne dich seit zwanzig Jahren, Merit. Familiäre Pflichten stehen auf deiner Prioritätenliste nicht sonderlich weit oben, vor allem, wenn diese Verpflichtungen Abendgarderobe mit einschließen. Versuch es mit einer anderen Antwort.«
Ich wusste nicht, was er vorhatte, aber ich war ganz bestimmt nicht bereit, ihm meine Geheimnisse auf einem Silbertablett zu präsentieren. »Sag mir, warum du vor Haus Cadogan warst.«
Er sah mich an, und sein Gesichtsausdruck war eine einzige Herausforderung: Warum sollte ich deine Fragen beantworten?
»Quid pro quo«, meinte ich nur. »Du beantwortest meine Fragen, und ich beantworte deine.«
Er befeuchtete seine Unterlippe, während er schweigend mein Angebot überdachte. Dann sah er mir in die Augen. »Ich stelle Nachforschungen an«, sagte er.
»Du schreibst einen Artikel?«
»Ich habe nicht gesagt, dass ich einen Artikel schreibe. Ich sagte, ich stelle Nachforschungen an.«
Okay, also stellte er Nachforschungen an, aber nicht um einen Artikel zu schreiben – über Vampire oder andere. Aber weswegen stellte er Nachforschungen an? Und wenn er Fragen hatte, warum suchte er dann in einer Horde Paparazzi vor unserem Haus nach Antworten, anstatt seine eigenen Beziehungen zu nutzen? Und was viel interessanter war: warum Nick und nicht Jamie?
Nick steckte die Hände in die Taschen und nickte mir zu. »Quid pro quo. Warum bist du hier?«
Ich überlegte kurz, bevor ich es ihm sagte. »Wir stellen unsere eigenen Nachforschungen an.«
»In Bezug auf wen?«
»Nicht in Bezug auf jemanden, sondern in Bezug auf etwas. Wir versuchen, unsere Leute zu schützen.« Nicht die ganze Wahrheit, aber wahr genug.
»Wovor?«
Ich schüttelte den Kopf. Bis jetzt hatten wir nur an der Oberfläche gekratzt. Es war an der Zeit, der Sache auf den Grund zu gehen. »Quid pro quo. Wenn wir schon über die Breckenridges sprechen, wie geht es deiner Familie? Wie geht es Jamie?«
Nicks Haltung veränderte sich so schlagartig, dass ich fast einen Schritt zurückgewichen wäre. Sein Gesicht verzog sich zu einer wütenden Grimasse, seine Nasenflügel bebten, und er ballte die Hände zu Fäusten. Eine Sekunde lang hätte ich schwören können, dass ich einen Hauch von Magie verspürte – aber dann war er schon verschwunden.
»Lass deine Finger von Jamie«, presste er zornig hervor.
Ich runzelte die Stirn und versuchte zu verstehen, welchen Anlass es für seinen plötzlichen Zorn geben könnte. »Ich habe nur gefragt, wie es ihm geht, Nicholas.« Vor allem, um herauszufinden, ob er uns an die Raubtiere verfüttern will, nur um bei Papa Breckenridge Eindruck zu hinterlassen, aber das brauchte Nick nicht zu wissen. »Warum soll ich meine Finger von Jamie lassen? Was glaubst du denn, was ich mit ihm tun werde?«
»Er ist mein Bruder, Merit. Ungeachtet der gemeinsamen Vergangenheit unserer Familien, ungeachtet unserer gemeinsamen Vergangenheit, ich werde ihn beschützen.«
Ich sah ihn missbilligend an und stemmte die Hände in die Hüften. »Hast du etwa den Eindruck, dass ich deinem Bruder Schaden zufügen werde? Denn ich kann dir sagen – und es auch noch versprechen –, dass ich das nicht tun werde.«
»Und Vampire sind für ihre Vertrauenswürdigkeit bekannt, nicht wahr, Merit?«
Das tat weh, und es schockierte mich. Das ging weit über Feindseligkeit oder das Bedürfnis, den eigenen Bruder schützen zu wollen, hinaus. Das war ein Vorurteil, aus Ignoranz und Verbitterung geboren. Ich konnte ihn einfach nur anstarren.
»Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll, Nick«, sagte ich leise. Ich war zum einen schockiert, zum anderen bestürzt darüber, dass eine Freundschaft so schiefgehen konnte.
Nick hatte
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