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Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse

Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse

Titel: Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chloe Neill
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Trauerte er um sie? War er wütend? Beschämte es ihn, dass er ihren Verrat nicht vorhergesehen hatte? Oder grübelte er über die Dinge nach, die heute geschehen waren, machte er sich Sorgen über Nicholas, Celina und den möglichen Krieg, in den sie uns auf die eine oder andere Weise trieb?
    Ein dunkelroter Schimmer zeichnete sich am Horizont ab. Da ich kein Bedürfnis verspürte, von der Sonne erwischt und zu Asche verbrannt zu werden, weil ich es mir mit einem Taschenbuch im Garten gemütlich gemacht – oder meinem Meister nachspioniert hatte –, kehrte ich in das Haus zurück. Auf meinem Weg sah ich mehrfach zu ihm auf, doch er bewegte sich keinen Millimeter.
    Mir kam Peter Gabriel in den Sinn und sein Text, wo er über jemanden singt, der nur arbeitet, um zu überleben. Genau das tat Ethan. Tagaus, tagein hielt er Wache für mehr als dreihundert Vampire Cadogans. Wir waren eine Art Königreich, und er war der Schlossherr, der symbolische und tatsächliche Herr unseres Hauses. Unser Überleben war eine Bürde, wofür er die Verantwortung allein zu tragen hatte, und das seit dem Tod Peter Cadogans.
    Es war eine Verantwortung, und das wurde mir in diesem Augenblick bewusst, mit der ich ihn betrauen konnte. Ethans größter Fehler, zumindest, soweit ich das beurteilen konnte, war sein Unvermögen, diese Verantwortung von allem anderen zu trennen.
    Von allen anderen.
    Und so ertappte ich mich dabei, wie ich in einer Nacht Ende Mai auf dem Rasen einer Vampirvilla in Hyde Park stand und zum Gesicht eines Jungen in einem Armani-Anzug aufschaute, eingerahmt von schwerem Gestein. Ein Feind, der zu einem Verbündeten geworden war. Welche Ironie, dachte ich, dass ich heute einen Verbündeten verloren hatte, nur um einen neuen zu gewinnen.
    Ethan fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
    »Woran denkst du?«, flüsterte ich. Ich wusste, dass er mich nicht hören konnte.
    Wo war der Ghettoblaster, wenn man ihn dringend brauchte?
    Kapitel Elf
    In welchem unsere Heldin in das Büro des Direktors gerufen wird
    Ich schreckte aus dem Schlaf hoch und saß aufrecht im Bett. Die Sonne war endlich untergegangen und schenkte mir die wenigen bewussten Stunden, die mir während meines ersten Sommers als Vampirin vergönnt waren. Ich fragte mich, ob das Leben im Winter anders verliefe, wenn wir das Wachsein länger genießen konnten.
    Andererseits mussten wir auch den Schnee genießen, den uns die Großen Seen brachten. Das bedeutete sehr viele kalte, dunkle Stunden. Ich merkte mir schon mal vor, mir eine warme Ecke in der Bibliothek zu suchen.
    Ich stand auf, sprang unter die Dusche, kämmte meine Haare zum Pferdeschwanz und zog die Trainingsklamotten an, die mir heute zu tragen befohlen worden waren. Obwohl ich offiziell keinen Dienst hatte und mich auf Mallorys Ich-geh-doch-nicht-so-weit-weg-Party und ein anschließendes Date mit Morgan freuen konnte, waren die Wachen Cadogans und meine Wenigkeit zu einer Gruppenübung eingeteilt, damit wir lernten, bessere Vampire zu werden – oder zumindest effizienter Gewalt einzusetzen.
    Die offizielle Trainingsuniform bestand aus einem Tanktop, das kurz unter Brusthöhe endete und am Rücken über Kreuz geführte Riemen hatte, sowie einer eng anliegenden, geraden, hüfthohen Hose, wie man sie beim Joga verwendete und die nur halb die Waden bedeckte. Beide Kleidungsstücke waren natürlich schwarz, abgesehen vom stilisierten silbernen C oben links auf dem Tanktop.
    Das Ensemble machte zwar keinen besonders interessanten Eindruck, aber es bedeckte bei Weitem mehr Haut als das Outfit, das mich Catcher bei unseren Trainingseinheiten zu tragen zwang. Beachvolleyballspielerinnen trugen mehr Kleidung als ich.
    Für den Weg nach unten zog ich mir kurz Flip-Flops an, schnappte mir mein Schwert und warf die Tür hinter mir zu. Ich ging den ersten Stock entlang zur Haupttreppe und hinauf in den zweiten.
    Lindseys Tür stand offen. Aus ihrem Zimmer drang Lärm, genau wie vor zwei Tagen, aber diesmal schmetterte mir eine Episode South Park aus dem Fernseher entgegen.
    »Wie kannst du hier drin schlafen?«, fragte ich sie.
    Lindsey saß auf dem Bettrand und zog sich Laufschuhe an. Sie trug dieselben Klamotten wie ich und ihre blonden Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. »Wenn du bei Sonnenaufgang zur Bewusstlosigkeit gezwungen wirst, erledigt sich das Problem von selbst.«
    »Da ist was dran.«
    »Wie war dein Date mit Ethan letzte Nacht?«
    Ich hätte wissen müssen, dass das auf mich zukam. »Es war kein

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