Chicagoland Vampires 03 - Mitternachtsbisse
Stille im Raum, bis ich meinen Blick wieder auf ihn richtete.
Ich fragte mich, was er in meinen Augen sah, als er den Blick erwiderte. War es dasselbe brennende Verlangen, das nur durch mein Zögern gehindert wurde?
»Habe ich dich zu einem starken Wesen gemacht?«, fragte er. »Habe ich dich zu einem leistungsfähigen Wesen gemacht?«
Einer meiner Mundwinkel zuckte verächtlich nach oben. »Ich bin, wer ich bin. Du hast mich nur zu einem Vampir gemacht.«
Ich wich einige Schritte zurück, solange ich noch die Kraft dazu hatte. »Es ist nicht mehr lange bis Sonnenaufgang. Ich sollte mich auf den Weg machen. Brauchst du mich noch?«
»Ich brauche dich für viele Dinge.«
Oh, es war so leicht, sich durch den Gedanken geschmeichelt zu fühlen, dass ein so ungemein gut aussehender Mann sich so sehr nach mir verzehrte. Natürlich war das das eigentliche Problem. »Du willst mich, um deine körperlichen Bedürfnisse zu befriedigen.«
Als ich keine Antwort erhielt, suchte ich wieder seinen Blick, denn ich glaubte, dass meine Oberflächlichkeit ihn verärgert hatte. Aber in seinen Augen war keine Wut zu sehen, sondern nur flüssiges, strahlendes Quecksilber – die Farbe seines Hungers.
Mir lief ein Schauer über den Rücken, nicht nur, weil ich erregt war, sondern wegen etwas viel Grundlegenderem – einer Art vampirischen Gefallens, einem Interesse an dem Spiel, was auch immer wir gerade zu spielen begannen.
Die Frage war nur: War ich bereit zu verlieren?
Er kam wieder auf mich zu und ergriff meine Hand, ließ seine Finger zwischen meine gleiten und hob unsere verschränkten Hände zwischen uns. »Du wärst jeden Preis wert.«
»Ob ich es wert wäre, ist hier nicht die Frage.« Meine Stimme klang sinnlich, verheißungsvoll und überraschte mich mit ihrer Tiefe. Offensichtlich war meine Angeberei bei Lindsey nicht einfach nur Show gewesen – als Vampirin hatte ich genügend Vertrauen in die Waffen einer Frau. Es war an mir, zu entscheiden, ob er überhaupt meines Interesses würdig wäre.
»Warum zweifelst du an mir?«
»Weil wir dieses Gespräch bereits geführt haben. Bei Malory. In der Bibliothek.«
»Ich fange an, mich zu erinnern …« Er unterbrach sich, schüttelte den Kopf und fing von vorne an. »Ich fange an, mich zu erinnern, was es bedeutet, Dinge zu brauchen. Gemeinsam zu lachen, zusammenzuleben, sich zu lieben.« Er beugte sich vor und berührte meine Stirn mit seiner. »Und ich brauche dich, Merit.«
Daran hatte ich schwer zu schlucken. Das waren nicht die Worte, die ich zu hören erwartet hatte, auf die ich vorbereitet gewesen war. Ich will dich, natürlich. Ich verlange nach dir, vielleicht. Aber nicht ich brauche dich – dass er sie zugeben würde, seine Schwäche, die damit einherging. Dieses schlichte Wort entwaffnete mich und umging alle Verteidigungslinien, die ich so aufwändig errichtet hatte.
»Ethan.« Meine Stimme war nur noch ein Flüstern, das die erdrückende Stille fast nicht zu durchdringen vermochte, aber darin lag noch eine Warnung verborgen.
Eine Warnung, die er ignorierte.
Er nutzte seine Gelegenheit – er umschloss mein Gesicht mit seinen Händen, brachte seine Lippen auf meine. Dort blieb er, sein Mund auf meinen gepresst, sehr lange, bevor er schließlich zurückwich. Seine Hände aber ließ er auf meinem Gesicht, und er sah mich mit seinen funkelnden Augen unvermindert an.
»Du bringst mich völlig durcheinander, Merit. Immer und überall. Du nimmst mich nicht beim Wort. Du forderst mich bei jeder Gelegenheit heraus. Das bedeutet, wenn ich bei dir bin, dann bin ich weniger als der Anführer dieses Hauses … und zugleich bin ich viel mehr als der Anführer dieses Hauses. Ich bin ein Mann.« Seine Daumen streichelten über meine Wangen. »In meinem sehr, sehr langen Leben habe ich nichts mehr gebraucht als dich.«
Diesmal wartete ich nicht darauf, dass er den ersten Schritt machte.
KAPITEL ACHT
Gierige Blicke
Ich küsste ihn. Meine Hände umfassten seine Hüften, als seine Hände um meinen Hals glitten, sich in meinen Haaren verkrallten und mich näher an ihn heranzogen. Er küsste mich gierig, hungrig, als ob meine Abweisungen ihn fast hatten verhungern lassen.
Ich ging in Flammen auf, und jede Faser meines Körpers brannte. Ich erwiderte seine Küsse, als ob ich ihm nicht nahe genug sein konnte. Ich knabberte an seinen Lippen, spielte mit seiner Zunge und spürte, wie sich Magie in den Raum ergoss, als die Leidenschaft von uns Besitz ergriff.
»Zieh dein
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