Chicagoland Vampires 03 - Mitternachtsbisse
wissen, in welche Richtung dieses Gespräch ging. »Ethan«, sagte ich, aber er schüttelte den Kopf.
»Wenn Morgan diese Nummer abgezogen hätte, dann hätte ich ihn niedergeschlagen. Ich hätte ihn aus dem Raum geschleift und an seine Pflichten erinnert. An seine Pflichten gegenüber seinem Haus und allen anderen. Ehrlich gesagt bin ich überrascht, dass Gabriel nicht handgreiflich geworden ist.«
Gabriel ist nicht handgreiflich geworden, dachte ich, weil Tonya ihn mit einer Berührung an den Grund für Ethans Handeln erinnert hat. Ethan hatte das für mich getan.
»Du hast eingegriffen, um mich zu schützen. Das ist verständlich.«
»Das ist inakzeptabel.«
Dieser Satz war wie ein Schlag ins Gesicht, und ich schaute aus dem Beifahrerfenster, damit er die Tränen nicht sehen konnte, die in meinen Augen brannten. Wie großartig seine Geste im Haus der Breckenridges auch gewesen war, Ethan bereitete bereits seine Entschuldigung vor.
»Ich hätte mit meiner Reaktion alle Angebote Gabriels zunichtemachen können. Die engen Beziehungen, die er zwischen Formwandlern und Vampiren aufgebaut hat. Einfach so«, sagte er und schnippte mit den Fingern.
Dann war er einen Moment lang still.
»Es ist lange her, dass ich mir etwas aus jemandem gemacht habe. Dass ich meinen Instinkten erlaubt habe, die Kontrolle über mich zu erlangen.« Seine Stimme wurde sanfter, als ob er vergessen hätte, dass ich mit im Wagen saß. »Ich hätte es kommen sehen müssen. Ich hätte die Möglichkeit bedenken müssen, dass ich derartig reagieren könnte.«
Sollte ich sein Eingeständnis, dass er sich etwas aus mir machte, etwa begrüßen, wenn er es doch so offensichtlich bedauerte?
»Was, wenn Gabriel ein Bündnis, eine Freundschaft anbieten würde aufgrund dessen, was du für Berna getan hast? Wenn wir unsere Beziehung fortführen würden und unsere Gefühle füreinander komplizierter, intimer werden würden und es zu demselben Ende kommen würde wie bei dir und Morgan – was dann? Dieselbe Verbitterung? Dasselbe böse Blut?«
Was sollte ich darauf antworten? Sollte ich mich mit ihm darüber streiten? Sollte ich ihn an den großartigen Sex erinnern? Ihm versichern, dass er nicht Morgan sei und dass unsere Beziehung etwas ganz anderes war?
»Wenn wir ein Bündnis mit dem Rudel eingehen, dann werden wir Geschichte geschrieben haben. Wir werden ein Bündnis geschmiedet haben, das einzigartig in der Geschichte ist. Meine Reaktion hat dieses Bündnis gefährdet. Wenn ich derartig reagiere, dann bin ich dafür nicht bereit – vielleicht bin ich nicht dazu fähig. Nicht, wenn es die Sicherheit und den Schutz des Hauses aufs Spiel setzt.«
Er schwieg für einen Augenblick. »Es gibt dreihundert Vampire Cadogans, Merit.«
Und ich bin eine dieser dreihundert, dachte ich und zwang mich dazu, die nächste Frage zu stellen.
»Was willst du damit sagen?«
»Ich sage, dass ich es nicht tun kann. Nicht jetzt. Die Lage ist zu kompliziert.«
Ich wartete mit meiner Antwort, bis ich wusste, dass meine Stimme nicht mehr zitterte. »Ich möchte nicht so tun, als ob es nicht geschehen wäre.«
»Ich kann es mir nicht leisten, mich zu erinnern. Ein Mädchen ist nicht Grund genug, um mein Haus wegzuwerfen.«
Mir schnürte sich die Kehle zu, und ich traf meine Entscheidung, während Tränen auf meinen Wangen trockneten. Ich hatte Ethans Annäherungsversuche abgewiesen, als es ihm nur um Sex gegangen war. Aber ich hatte nachgegeben, als er gesagt hatte, dass er mich brauche.
Tatsächlich hatte er gerade entschieden, dass ich unbedeutend war.
Ich kam mir so dumm vor – so naiv. Doch das wollte ich ihn nicht sehen lassen.
Ich ließ mich innerlich abstumpfen und merkte, dass ich in demselben eiskalten Tonfall sprechen konnte wie er. »Du hast deine Meinung schon einmal geändert. Wenn du es jetzt beendest und deine Meinung wieder änderst, dann werde ich nicht zurückkommen. Ich werde die Hüterin sein, aber nur als deine Angestellte. Nicht als deine Geliebte.«
Er brauchte einen Augenblick, um mir zu antworten … und mir das Herz zu brechen. »Dann werde ich dieses Risiko eingehen.«
Wir fuhren schweigend nach Hause, abgesehen von Ethans Hinweis, dass wir uns mit Luc vor Sonnenaufgang treffen würden, um die Versammlung zu besprechen.
Mit Mühe hielt ich mich davon ab, über die Mittelkonsole nach ihm zu greifen und ihn zu erwürgen, aber sobald der Wagen in der Garage zum Stehen kam, sprang ich heraus, rannte die Kellertreppe hinauf und
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