Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
bedeutete die Tatsache, dass sie das Verbrechen nicht aufgeklärt hatten, noch nicht, dass es gar nicht stattgefunden hatte.
Ich erhob meine Stimme. »Der Augenzeuge hat berichtet, den Tod dreier Frauen gesehen zu haben. Die beschriebenen Details stimmten alle – blutrünstige Vampire, die Drogen zu sich genommen hatten und gewaltbereit waren.«
»Anders ausgedrückt«, sagte Darius mit einem äußerst selbstgefälligen Lächeln, »sie verhielten sich wie echte Vampire?«
Gib’s auf, Hüterin ! hörte ich Ethans Stimme in meinem Kopf sagen. Den Kampf gegen sechshundert Jahre eingefahrene Verhaltensweisen kannst du nicht gewinnen.
Er hat unrecht, protestierte ich.
Sei es, wie es sein mag, aber wir kämpfen für Chicago, nicht für Darius West, welche Macht er auch immer besitzt. Schlage Schlachten, die du gewinnen kannst! Und dann fügte er in typischer Ethan-Manier hinzu: Sei jetzt still !
»Und was ist mit der Tatsache, dass die Raves jetzt größer und brutaler werden?«, fragte Ethan.
»Vampire verhalten sich, wie sie es schon immer getan haben. Wenn einige fehlgeleitete Vampire die Gesetze deiner Heimatstadt brechen, dann soll die Stadt sich damit befassen.«
»Und wenn das nicht reicht?«
»Dann wird das GP dies diskutieren und entsprechend handeln. Halte die Ordnung in deinem eigenen Haus aufrecht, Ethan, und lass das GP seine Arbeit machen! Ihr werdet euch ab sofort aus diesem Problem heraushalten.«
Schweigen senkte sich auf den Raum.
Schließlich ergriff Scott das Wort. »Sire, man hat mir mitgeteilt, dass unsere Gäste angekommen sind. Da Sie eine Weisung erteilt haben, könnte Ethan diese freundlicherweise bestätigen, damit wir zum Essen schreiten können?«
Darius wandte sich Ethan zu und legte den Kopf schief, die Bewegung erinnerte eher an einen Hund als an einen Vampir. »Ethan?«
Ethan befeuchtete seine Lippen, und ich merkte, dass er auf Zeit spielte. Als er schließlich sprach, wurde mir auch klar, worum es ihm ging.
»Sire, ich bestätige den Erhalt der Weisung … und beuge mich eurem Befehl.«
Seine Körpersprache war ein einziges Aufbegehren. Er hätte ebenso gut die Finger hinter dem Rücken kreuzen können. Aber an seiner Antwort war nichts auszusetzen. Nichts an seiner Wortwahl oder seinem Tonfall deutete darauf hin, dass er der Anordnung zuwiderhandeln könnte.
Die Worte, die so formell klangen, als bildeten sie den Abschluss eines uralten feudalen Rituals, schienen auch Darius zufriedenzustellen. Er nickte gewichtig und sagte dann: »Lasst uns nun speisen, trinken und fröhlich sein!«
Mit ausgestrecktem Arm ging er auf Ethan zu. Auch Ethan streckte einen Arm aus – eine Geste, die ich zuvor schon bei Ethan und Malik beobachtet hatte – , dann packten sie sich an den Oberarmen und vollführten eine männliche Halbumarmung. Es folgten einige geflüsterte Worte, so leise, dass ich sie nicht verstehen konnte.
Nachdem so dem Brauch Genüge getan worden war, gingen Ethan und Darius gemeinsam aus dem Büro. Morgan folgte ihnen, dann Scott. Ich verließ den Raum als Letzte, aber ich kam nicht weit.
Morgan fing mich im Flur ab und legte seine Hand auf meinen Arm, um mich aufzuhalten. »Sie war meine Meisterin. Ich musste es ihm erzählen.«
Ich befreite mich aus seinem Griff. »Nein«, fauchte ich leise, »das musstest du nicht . Du wusstest ganz genau, dass wir uns darum kümmern, dass wir eine Ermittlung laufen haben. Was du aber anscheinend unbedingt tun musstest, war mich – und mein Haus – zu denunzieren, weil es mit uns beiden nicht geklappt hat und du deswegen immer noch sauer bist.«
Er starrte mich mit großen Augen an, schwieg aber.
»Ich werde dir nicht mehr trauen«, sagte ich zu ihm. »Wir kämpfen tagtäglich darum, die Häuser und diese Stadt zusammenzuhalten. Ich habe gedacht, ich könnte auf dich als Verbündeten zählen, deswegen habe ich dir diese Informationen anvertraut. Ich habe gedacht, es würde uns allen helfen, wenn wir auf demselben Stand sind. Ich habe mich offensichtlich getäuscht, denn du führst dich lieber wie ein beleidigter Vierzehnjähriger auf als wie ein Erwachsener.«
»Ich bin immer noch Meister«, sagte er und plusterte sich ein wenig auf.
»Was Navarre angeht, bleibt das noch abzuwarten, denn du lässt offensichtlich Celina weiterhin die Zügel in der Hand halten. Und was mich angeht?« Ich beugte mich zu ihm vor. »Du bist nicht mein Meister.« Damit ließ ich ihn stehen und ging davon, in meinem Kielwasser zweifellos eine
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