Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
Vampir hatte die Nummer 27. »Und das GP auch? Bei uns ist die Kacke am Dampfen, und wir servieren einem Vampir aus Großbritannien Steak? Findest du das richtig?«
In Sekundenschnelle hielt ich meinen Dolch in der Hand. Und ich war nicht die Einzige, die alarmiert war.
Scott Grey sprang von seinem Stuhl auf und ging ans Tischende. »Matt, Drew, verpisst euch, verdammt noch mal! Lasst die Schwerter fallen und verschwindet durch die Tür, durch die ihr gekommen seid.«
Die Vampire des Hauses Grey zögerten, vermutlich, weil ihnen Scott die mentalen Kräfte eines Meisters entgegenwarf, aber die anderen schienen sich davon nicht beeindrucken zu lassen.
Ich stand vorsichtig auf und ging zu ihnen hinüber, während ich meinen Dolch auf der Handfläche rotieren ließ. Die Spannung nahm weiter zu. Die fünf Vampire wankten leicht hin und her, sie schienen ihre Bewegungen nicht ganz unter Kontrolle zu haben. Sie blickten sich gehetzt um. Als ich mich ihnen Schritt um Schritt näherte, erkannte ich den Grund dafür – ihre Augen waren fast vollständig silbern.
»Scott, sie haben V genommen«, warnte ich ihn.
»Gibt es eine einfache Art, sie zu handhaben?«, rief er mir zu.
»Nicht ohne einen Hexenmeister«, antwortete ich. »Wir werden sie auf die gute alte Art bewusstlos schlagen müssen.«
»Dann machen wir genau das«, sagte Ethan, der jetzt an meine Seite trat. Er hielt ein Messer vom Tisch in der Hand.
»Schön, dass du mit von der Partie bist, Sullivan«, witzelte ich, während mein Blick den Vampiren folgte, die sich verteilten und eine Linie bildeten. Sie wollten partout einen Kampf, egal, wie teuer es sie zu stehen kam. Und da wir Darius, einen Rudelanführer und drei Meister im Raum bei uns hatten, war der Einsatz mächtig hoch …
»Weg da, alter Mann!«, sagte Nummer 32 zu Scott. »Willst du gegen deine eigenen Vampire kämpfen? Willst du dich auf deren Seite stellen?«
»Lehnsherr«, meldete sich Jonah, »als Hauptmann muss ich dich auffordern, dich auf eine sichere Position zurückzuziehen.«
»Da kannst du lange warten, Red«, sagte Scott mit einem freudlosen Lächeln im Gesicht. »Du wirst mich nicht davon abhalten, diesen Arschkrampen zu zeigen, wo sie hingehören. Daskommt davon, wenn man sich darauf einlässt, V zu nehmen.«
Dasselbe gilt für mich, Hüterin, teilte mir Ethan lautlos mit, wohl um meine Bitte, er solle sich zurückhalten, gleich im Vorfeld abzuschmettern.
Die Vampire des Hauses Grey schienen gleichermaßen erpicht auf eine Schlägerei zu sein. »Ach, geh zur Hölle, Mann!«, rief Nummer 27.
»Nur wenn ihr mitkommt«, sagte Scott in einem freundlichen Tonfall, und ehe ich noch einmal blinzeln konnte, entlud sich die Situation in Gewalt. Jonah und Scott übernahmen die Vampire des Hauses Grey. Gabriel, Darius und Tonya hielten sich zurück. Um die Abtrünnigen mussten sich also Ethan, Morgan und meine Wenigkeit kümmern.
»Ich nehme den in der Mitte«, rief ich.
»Die beiden anderen gehören uns«, sagte Ethan. »Greer, schnapp dir den links.«
Und damit griffen wir an. Ich schlüpfte mich zwischen den beiden hausinternen durch und nahm mir den wütend dreinblickenden Abtrünnigen hinter ihnen vor. Seine Augen waren ebenso silbern wie die der Vampire Greys. Er war verdammt groß, und Schweißtropfen perlten auf seiner Stirn, während sich sein Körper dem Rausch der Droge entgegenstemmte. Allerdings war es diesem Kerl ziemlich egal, ob er mich nun aus reiner Wut oder wegen der Drogen in seiner Blutbahn angriff. Er bleckte die Zähne und stürzte sich auf mich.
Ich musste ihm Anerkennung zollen – er war schneller, als ich es bei seiner Masse erwartet hätte. Er ähnelte in gewisser Hinsicht einer Spinne – sein hohes Gewicht bewegte er tänzelnd auf kleinen Füßen.
Er schlug nach mir und brachte sein Bewegungsmoment in den Schwertstreich ein, wie es ein erfahrener Kämpfer tat. Ich blockte das Schwert mit meinem Dolch, berechnete seine Geschwindigkeit aber falsch und spürte einen kalten, brennenden Schmerz auf meinem Handrücken. Der Duft meines eigenen Bluts erfüllt die Luft und ließ meine Instinkte auf Hochtouren beschleunigen.
Ich sah auf meine Hand hinab und entdeckte die schmale karmesinrote Spur. Nur einige Zentimeter lang und nicht sonderlich tief. Er hatte mich nur gestreift, aber das Brennen schmerzte dennoch sehr.
»Uncool«, sagte ich, drehte mich blitzschnell und schnitt mit meinem Dolch durch sein Hemd. Er fluchte ausgiebig, wich aber sofort zurück.
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