Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
weil es eine große Gefahr beseitigt hat. Und stattdessen schicken sie uns einen Sachwalter? Sie bestrafen das Haus für Celinas Taten?«
»Nicht für ihre Taten«, sagte Ethan. »Sondern dafür, dass wir ihre Taten öffentlich aufgedeckt haben. Es geht weniger um das, was sie getan hat, sondern um die Verlegenheit, in die wir seiner Meinung nach das GP gebracht haben.« Er atmete tief durch. »Hättest du sie damals doch nur gepfählt.«
Ich habe ihr den Pflock in den Körper gerammt, dachte ich. Ich habe nur ihr Herz verfehlt.
»Das ist noch nicht alles«, warnte ich. »Celina war mit dem Geständnis zu schnell bei der Hand, und Paulie läuft noch frei rum. Ich bin mir sicher, dass sie ihn bereits geopfert hat – sie liebt Sündenböcke, gerade gegenüber der Polizei – , aber das Ganze ist noch nicht vorbei.«
»Für uns schon«, sagte Ethan. »Wir haben in diesem Punkt alles für die Stadt getan, was wir tun konnten. Tates Wünschen wurde entsprochen, und genau darum ging es.«
Ich hätte ihm gern widersprochen, aber die Erschöpfung und die Enttäuschung war ihm anzusehen. Ich wollte ihm nicht noch mehr Probleme aufbürden.
»Nehmt euch den Abend frei«, sagte er und stand vom Konferenztisch auf, ohne uns in die Augen zu sehen. »Schlaft euch aus, und dann organisieren wir uns neu. Wir brauchen einen Plan, um die Zwangsverwaltung zu überstehen.«
Wir nickten gehorsam und sahen ihm nach, als er den Raum verließ.
Ich hatte genau das getan, was meiner Aufgabe entsprach. Warum fühlte ich mich so schlecht?
Ich versuchte ein wenig Abstand zu den Geschehnissen zu gewinnen und ging daher zu Lindsey, um mir in ihrem Zimmer stumpfsinnige Fernsehsendungen anzusehen. So ging der Abend schneller vorbei, aber es beruhigte mich nicht, und es nahm mir auch nicht meine Ängste.
Zwei Stunden später stand ich schweigend auf, bahnte mir einen Weg durch die Vampire, die auf dem Fußboden saßen, und ging zur Tür.
»Wo gehst du hin?«, fragte sie mit neugierigem Blick.
»Ich such mir einen Kerl«, sagte ich.
Auf dem Weg zu seinem Zimmer war ich nervös, denn ich hatte Angst, wenn ich es betrat, könnte er all die Barrikaden einreißen, die ich zu meinem Schutz errichtet hatte – wir waren schließlich beide emotional am Ende unserer Kräfte. Wir würden danach auch nie wieder dieselben sein. Das Haus würde nicht mehr dasselbe sein.
Geschlagene fünf Minuten stand ich vor seiner Tür, ballte die Hände zu Fäusten und lockerte sie wieder, und versuchte den Mut zu finden anzuklopfen.
Schließlich, als ich die Anspannung nicht mehr ertragen konnte, atmete ich tief durch, ballte meine Finger zur Faust und wummerte gegen das Holz. Das Geräusch klang merkwürdig laut in der Stille des Flurs.
Ethan öffnete die Tür. Er sah mitgenommen aus. »Ich wollte gerade schlafen gehen. Fehlt dir irgendwas?«
Ich brauchte einige Zeit, bis ich den Mut aufbrachte, die Frage zu stellen. »Darf ich bei dir schlafen?«
Er war völlig fassungslos. »Du willst bei mir schlafen?«
»Nur heute Abend. Und nichts … Körperliches. Einfach nur –«
Ethan steckte die Hände in die Taschen. »Einfach nur?«
Ich sah zu ihm auf und ließ die Schutzschilde sinken, die ich aufgebaut hatte. Meine Ängste, meine Enttäuschungen und meine Erschöpfung – all das ließ ich ihn in meinen Augen erkennen. Ich war zu müde, um mich zu streiten, zu müde, um darüber nachzudenken, was diese Frage morgen zu bedeuten hatte. Ich war zu müde, um mich gegen das GP und gegen ihn zu wehren.
Ich brauchte Nähe, Zuneigung. Ich wollte ihm mein Vertrauen schenken, und er sollte es erwidern.
Und ich brauchte all das von ihm.
»Komm rein, Merit!«
Ich betrat das Zimmer. Er schloss die Tür zum Korridor und machte das Licht aus. Nur die beiden Nachttischlampen neben seinem Bett erhellten die Dunkelheit.
Wortlos legte er mir seine Hände auf die Arme und küsste mich zärtlich auf die Stirn.
»Wenn es ›einfach nur‹ sein soll, dann wird es ›einfach nur‹ sein.«
Ich schloss meine Augen, umarmte ihn und begann zu weinen.
»Was, wenn er mich zu seinem Feind erklärt?«, fragte ich. »Was, wenn er der Meinung ist, dass er die Kontrolle über die Häuser nur behalten kann, indem er mich ausschaltet – oder mich von Celina ausschalten lässt?«
»Du bist eine Vampirin Cadogans, Blut von meinem Blut. Du hast für dieses Haus gekämpft, und es ist an mir, dich zu beschützen. Meine Hüterin, meine Novizin. Solange es meine Aufgabe ist, werde ich
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