Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
Bett und stopfte mir ein Kissen hinter den Kopf.
»Wie war das Treffen mit Tate?«, fragte sie.
»Ganz großes Kino. Luc wird dich ins Bild setzen, aber die Kurzversion lautet, dass Ethan nächste Woche im Cook County-Gefängnis sitzen könnte.«
»Sullivan mag ja ein Herz aus Stein haben, aber ich würde wetten, dass er selbst in Gefängniskleidung gut aussieht. Miau! «, sagte sie und krallte mit ihren Fingern nach mir.
Lindsey glaubte noch weniger als ich selbst an die Möglichkeit, dass Ethan nach unserer Trennung einen ehrlich empfundenen Sinneswandel durchlebt hatte. Deswegen sah er aber nicht schlechter aus.
»Ich bin sicher, er weiß deine Kommentare zu schätzen, wenn er sich in die Anstaltskleidung quält«, sagte ich. »Aber Luc könnte eifersüchtig werden.«
Luc war als Hauptmann der Wache Lindseys Chef. Er war groß gewachsen, hatte einen Strubbelkopf, dessen dunkelblonde Locken von der Sonne gebleicht worden waren, als er – so stellte ich es mir zumindest vor – noch als lederbestiefelter Cowboy auf einer Farm irgendwo in der Prärie Kühe und Pferde vor sich hertrieb, die Menschen und Vampire an Zahl übertrafen. Luc behielt nach seiner Wandlung die Stiefel an und hatte sich Hals über Kopf in Lindsey verliebt. Eine lange Geschichte, deren Zusammenfassung lautete: Sie hatten bis zu dem Angriff auf das Haus nichts auf die Reihe bekommen. Danach begannen sie mehr Zeit miteinander zu verbringen.
Ich hielt es für eine bislang noch nicht allzu ernste Angelegenheit. Zumeist waren es Filmabende oder ein gemeinsames Abendessen nach Sonnenuntergang. Aber es schien doch, dass er es endlich geschafft hatte, die emotionalen Mauern zu überwinden, die sie errichtet hatte, um ihn auf Distanz zu halten. Ich befürwortete diese Entwicklung voll und ganz. Luc hatte sich so lange nach ihr verzehrt; es war höchste Zeit, dass er auch mal vom Geschmack des Erfolges kosten durfte.
»Luc kann auf sich selbst aufpassen«, lautete Lindseys trockener Kommentar.
»Er würde es sicherlich bevorzugen, wenn du ein wenig auf ihn aufpasst.«
Lindsey hob eine Hand. »Schluss mit den Kerlen. Wenn du die ganze Zeit über Luc redest, dann bekommst du eine Sullivan-Breitseite zu spüren, und ich werde dich den Rest des Abends über seinen heißen Körper und seine emotionale Kälte ausquetschen.«
»Spielverderberin.« Ich schmollte, drang aber nicht weiter in sie. Ich wusste ja, dass sie sich mit Luc nicht ganz sicher war, auch wenn sie nun mehr Zeit miteinander verbrachten. Sie jetzt zu schnell deswegen zu nerven schien nicht ratsam. Und um ganz ehrlich zu sein, war sie natürlich in keiner Weise verpflichtet, sich ihm zuzuwenden – ich fand bloß, dass sie beide gut zusammenpassten. Aber letztlich war es ihr Leben und ihre Entscheidung, und das respektierte ich auch.
Also beließ ich es dabei, machte es mir neben ihr gemütlich und ließ mich von Unterschichtenfernsehen unterhalten. Eine Massage mit heißen Steinen war sicherlich entspannender, ein Schlammbad bestimmt auch, aber eine Vampirin nimmt, was sie gerade kriegen kann.
KAPITEL FÜNF
UNTEN AM FLUSS
Als ich wieder aufwachte, schlüpfte ich in meine persönliche Alltags-Uniform – Jeans, Tank-Top, hochhackige Stiefel, mein Cadogan-Medaillon, mein Schwert und mein Piepser – und machte mich auf den Weg.
Am Haustor blieb ich stehen, um mir einen Überblick zu verschaffen, wie anstrengend der heutige Spießrutenlauf ausfallen würde. Einer der beiden Feensöldner erriet meine Gedanken.
»Sie sind heute friedlich«, sagte er. »Ethan hat vorausgeplant.«
Ich sah ihn an. »Er hat vorausgeplant?«
Der Feensöldner zeigte auf die Straße. Ich warf einen schnellen Blick aus dem Tor und lächelte, als ich Ethans Strategie erkannte. An der Ecke war ein fahrbarer Imbissstand aufgebaut, der Italian Beef Sandwiches verkaufte. Ein Dutzend Demonstranten stand mit Sandwiches in den Händen daneben. Ihre Schilder hatten sie an den Wagen gelehnt.
Ethan musste ein Telefonat geführt haben.
»Frisch gebratenes Fleisch im Namen des Friedens«, sagte ich leise und eilte zu meinem Auto, einem kastenförmigen orangefarbenen Volvo. Der Wagen war alt und hatte schon bessere Zeiten gesehen, aber er brachte mich überall sicher hin.
Heute musste ich Richtung Süden.
Man sollte doch meinen, dass ein Titel wie »Ombudsmann« (was eigentlich nur »Ansprechpartner« bedeutet) meinem Großvater ein hübsches Büro in einem netten, städtischen Gebäude Downtown hätte einbringen
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