Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
aber keine Maschine. Wenn du wegen deiner Aufgaben Sorgen hast, dann sprich mit jemandem darüber. Wenn du der Meinung bist, dass irgendetwas nicht ganz koscher ist, dann hör damit auf. Widersetze dich der Befehlskette, wenn es sein muss. Du hast ein Gewissen, und du weißt, dass du dich darauf verlassen kannst.«
Wir saßen einen Augenblick schweigend da, bis sie entschlossen nickte.
»Das habe ich gebraucht.«
»Darum liebst du mich.«
»Deswegen, und weil wir dieselbe Schuhgröße haben.« Sie drehte sich und zog ein Knie hoch. Ihr Fuß stand jetzt auf ihrem Sitzplatz, und er steckte in einem gut sitzenden limettengrünen Puma (die limitierte Auflage!) … Ohne jeden Zweifel eins der kostbaren Paare, die ich bei meinem Umzug nach Cadogan in Mallorys Haus gebunkert hatte.
»Sind das etwa –«
»Was denn? Sie sind so bequem.«
»Mallory Delancey Carmichael.«
»Du, dieses Wochenende ist Street Fest«, sagte sie plötzlich. »Wir könnten hingehen und Fleisch am Spieß futtern.«
Street Fest war das alljährliche Straßenfest Ende August, bei dem die Restaurants und Partyservices in Chicagos im Grant Park weiße Vinylzelte aufschlugen, um ihre Köstlichkeiten anzubieten und das Ende der unerträglichen Hitze und Luftfeuchtigkeit in der Stadt zu feiern. Normalerweise war ich sofort mit dabei. Chicagos bestes Essen zu verspeisen und dabei Livemusik zu hören war ein ziemlich erbauliches Abendprogramm.
Aber in mir schwelte ein Verdacht. »Versuchst du mich gerade mit gebratenem Tier von deinem Übergriff abzulenken?«
Sie klimperte mit den Wimpern.
»Also wirklich, Mallory. Das war eine limitierte Auflage. Weißt du denn nicht mehr, wie lange ich gebraucht habe, um die zu finden? Wir haben fast drei Wochen lang das Netz durchforstet.«
»Hier herrscht eine epistemologische Krise, Merit. Ernsthaft. Man darf so etwas nicht auf die leichte Schulter nehmen, schon gar nicht in billigen Sneakern. Wer in der Krise steckt, muss neue Wege gehen.«
Ich seufzte, denn ich wusste, wann ich mich geschlagen geben musste.
Wie sich herausstellte, brauchte sie keine zwei Stunden. Gerade mal zwanzig Minuten reichten völlig aus, um wieder in ihr Leben zurückzukehren – zu den Schlüsseln, zur Magie und Catcher. Sie entschloss sich, heute früher ins Bett zu gehen und vorher noch bei Catcher anzurufen. Das Gespräch bestand aus so vielen gehauchten Küssen und süßen Nichtigkeiten, dass ich mir die Ohren zuhalten musste
Der Anruf mochte für mich eine wahre Tortur gewesen sein, aber Mallory strahlte danach. Ein großes Dankeschön an den zauberhaften Catcher war von meiner Seite angebracht. Wir umarmten uns auf dem Parkplatz, und dann schickte ich sie zurück nach Wicker Park, um sich in die Arme eines grünäugigen Hexenmeisters zu werfen.
Hauptsache, es funktionierte.
Welche Ironie, dass ich in das Haus eines grünäugigen Vampirs zurückkehrte, aber nicht, um mich in seine Arme zu werfen – was er sehr bedauerte. Ich hatte das Territorium eben dieses Vampirs fast wieder erreicht, als mein Handy klingelte.
Ich nahm den Anruf an. »Merit.«
»Heute passiert irgendwas«, sagte Jonah.
»Ein Rave?«
»Das könnte nur der Anfang sein, denn wenn diese Treffen so brutal verlaufen, wie ihr es gehört habt … «
Bedauerlicherweise musste er den Satz nicht beenden. Die Folgen waren klar – und schwerwiegend.
»Wie hast du davon gehört?«
» SMS . Ein Flashmob, genau wie bei den anderen.«
»Und diesmal haben wir rechtzeitig davon erfahren?«, sprach ich meine Zweifel laut aus.
»Diesmal hatten wir Glück und haben das Handy gefunden«, sagte Jonah. »Jemand hat es bei Benson’s liegen gelassen.«
»Benson’s? Bei Benson’s gegenüber von Wrigley Field?«
»Ja. Die Bar von Haus Grey.«
Das Benson’s hatte wie viele andere Bars am Stadion auf dem Dach eine kleine Tribüne. In meinen Augen war es der beste Platz in der gesamten Stadt, um sich ohne Ticket ein Spiel anschauen zu können.
»Gratulation dazu«, sagte ich. »Ich habe schon einige nette Abende im Benson’s verbracht.«
»Also warst du bereits in der Gesellschaft von Vampiren, bevor du überhaupt von ihnen wusstest«, sagte er. »Ironie des Schicksals.«
Ich musste einfach kichern. Er mochte ein kleiner Angeber sein, aber offensichtlich verfügte er auch über Sinn für Humor.
»Wie auch immer, ich hatte das Handy in meinem Büro liegen, und wir haben uns keine großen Gedanken darüber gemacht. Bis wir die SMS bekamen. Dasselbe Format,
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