Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
derselbe Inhalt wie bei den anderen.«
»Bringt uns das Handy irgendwas? Können wir die Nummer und damit den Besitzer nachvollziehen?«
»Das ist eins von diesen Wegwerfdingern, und es ist auch nicht lange genutzt worden. Die Anrufe, die vom Handy aus geführt wurden, landeten alle bei Anbietern, die die Anrufe nicht spei cherten. Wir haben die Nummer angerufen, und sie ist schon nicht mehr erreichbar. Wir haben sonst nichts herausfinden können.«
Sie hatten aber auch nicht den besten Joker auf der Hand: Jeff Christopher. »Kannst du mir die Nummer geben? Ich habe da einen Freund, der sich mit Computern auskennt. Kann nicht schaden, wenn er auch mal drüberschaut.«
Jonah las mir die Zahl vor; ich schnappte mir einen Umschlag und einen Stift aus dem Handschuhfach und schrieb sie auf. Ich machte mir eine geistige Notiz, sie Jeff später zu schicken.
»Wo findet der Rave denn statt?«
»In einem Penthouse in Streeterville.«
Streeterville war der Teil von Downtown, der sich von der Michigan Avenue bis zum See erstreckte. Eine Menge Wolkenkratzer, eine Menge Geld und viele Touristen.
»Mir gefällt der Gedanke eines Raves in Streeterville nicht besonders.«
»Hört sich aber nach einem guten Horrorfilmtitel an. ›Vampire in Streeterville.‹ Knackig. Bissig.«
Ein zweiter Witz binnen weniger Minuten. »Gut zu wissen, dass du Sinn für Humor hast.«
»Ich bin ein Vampir, kein Zombie.«
»Auch das ist gut zu wissen.«
»Wenn du mitwillst, dann triff mich am Wasserturm. Zwei Uhr.«
Ich warf einen Blick auf die Armaturenbrettuhr – es war kurz nach Mitternacht. Die Zeit reichte, um zum Haus zurückzukehren, mich umzuziehen und direkt wieder loszufahren. »Ich bin dabei«, sagte ich. »Was soll ich an Waffen mitbringen? Schwert oder verborgenen Dolch?«
»Du überraschst mich, Hüterin. Vampire verwenden normalerweise keine verborgenen Klingen.«
Er hatte recht. Der Kampf mit verborgenen Klingen wurde als unehrenhaft angesehen. Die Frage in seiner Stimme war nicht zu überhören: Bist du eine ehrenhafte Kriegerin?
Sicher, ich hatte Mallory eben noch gesagt, dass sie Dinge, die sie nicht für koscher hielt, nicht machen sollte, und verborgene Dolche gehörten auch in diese Kategorie. Aber was sollte ich tun?
»Verborgene Dolche galten in der Zeit vor Celina als Tabu. Dann kam sie auf die überraschende Idee, uns ins Rampenlicht zu hieven. Ich kann auch ohne Stahl kämpfen, aber ich hätte gerne eine Absicherung.« Ich fand, ich hatte meine Fähigkeiten gestern Abend ganz gut unter Beweis gestellt. Wenn man bedachte, dass ich bis vor wenigen Monaten noch Doktorandin in englischsprachiger Literatur gewesen war … Kaum zu fassen!
»Gutes Argument.«
Mir kam da ein Gedanke. »Ich kann Ethan unmöglich sagen, dass ich einen Rave alleine aufsuche, und ich kann ihm ganz sicher nicht sagen, dass ich mit dir dorthin gehe, wenn wir deine Mitgliedschaft bei der Roten Garde geheim halten wollen.«
»Vielleicht solltest du in der Version, die du Ethan erzählst, meinen Namen durch Noahs ersetzen.«
Da Noah praktisch der Anführer der Abtrünnigen Chicagos war, ergab das einen Sinn. Natürlich müsste ich Ethan immer noch anlügen. Das gefiel mir zwar nicht besonders, aber es wäre auch nicht fair, erst Jonah und sein Wissen zu benutzen und dann seine Zugehörigkeit zur RG auffliegen zu lassen.
»Das ist vermutlich eine gute Idee«, stimmte ich ihm zu.
»Ich rufe Noah an und informiere ihn über alles«, sagte Jonah. »Ich sehe dich heute Abend. Ruf mich an, wenn du was brauchst!«
Ich verabschiedete mich und hoffte inständig, dass ich die nächsten Stunden bis zu unserem Treffen überstehen würde, ohne ihn anrufen und um Hilfe bitten zu müssen.
Natürlich musste ich, selbst wenn ich diesen Vampir nicht um Hilfe bat, den anderen noch um Erlaubnis ersuchen.
Der fahrbare Imbissstand war nicht mehr da, als ich nach Hause zurückkehrte, und die Menschen wirkten wieder müde. Ethan hatte den zweiten Vorteil des Imbissstands vermutlich gar nicht mit bedacht: das durch den Genuss eines Beef Sandwich herbeigeführte Fleischkoma.
Ich ging mit einem freundlichen Lächeln an den Demonstranten vorbei, winkte ihnen zu und betrat das Haus. Als ich Ethans Büro im Erdgeschoss erreichte, stand die Tür offen, und ich wurde Zeugin hektischer Betriebsamkeit.
Helen, die Ansprechpartnerin des Hauses für die neuen Vampire, stand in der Mitte des Raums, hielt eine rosafarbene Mappe in der Hand und dirigierte die Männer und
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