Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
hatte, sahen wir zu, wie das Taxi sich entfernte.
Jonah warf mir einen Blick zu und sah dann zum Himmel im Osten. »Die Morgendämmerung naht«, sagte er. »Wir sollten auch nach Hause fahren.« Er deutete die Straße entlang. »Ich habe zufälligerweise ganz in der Nähe geparkt. Soll ich dich schnell zu deinem Wagen bringen?«
»Das wäre fantastisch«, sagte ich, denn die Wirkung des Adrenalins ließ nach, und ich fühlte mich einfach nur noch erschöpft.
Wir gingen schweigend einige Häuserblocks entlang und blieben vor einem Hybridauto stehen.
»Ganz schön umweltbewusst.«
Er lächelte reumütig. »Wenn sich das Klima wirklich verschlechtert, dann werden wir es auf jeden Fall erleben. Schadet nicht, ein wenig vorauszudenken.«
Als er den Wagen aufschloss und wir einstiegen, sagte ich ihm, wo ich geparkt hatte. Dann schloss ich die Augen und lehnte mich im Sitz zurück.
Binnen Sekunden war ich fest eingeschlafen.
KAPITEL NEUN
WIE BESCHEIDEN ES AUCH SEIN MAG …
AUSSER NATÜRLICH, MAN IST UNSTERBLICH
UND VERSTEHT WAS VON ZINSESZINS
Ich erwachte zitternd und blinzelnd im Schein mir unbekannter Lampen. Ich lag zusammengerollt auf einem riesigen Schlittenbett, das nach Zimt und einem waldig duftenden Parfüm roch. Hastig setzte ich mich auf und ließ die unbekannte Umgebung auf mich wirken. Ein überdimensionales Bett, das unter einem Berg braungrauer Bettwäsche fast verschwand. Ein genauso groß geratener Flachbildfernseher, der auf einer Kommode auf der anderen Seite des Raums stand. An dieser lehnte Jonah, die Arme vor der Brust verschränkt. Er hatte sich lässiger gekleidet und trug Jeans, Chucks und ein T-Shirt mit V -Ausschnitt.
»Guten Abend, Hüterin!«
»Wo sind wir?«
»Haus Grey. Mein Zimmer.«
»Haus –« Ich wollte es wiederholen, aber dann erinnerte ich mich an die letzte Nacht. Ich war im Wagen eingeschlafen, und er musste mich dann hierher gebracht haben. Nein, nicht einfach nur hergebracht – er musste mich ins Haus getragen haben, während ich schlief.
»Mit war einfach nicht wohl dabei, dich an deinem Wagen abzusetzen. Du warst völlig weggetreten, und deine Anwesenheit hier war für mich einfacher zu erklären, als wenn ich dich vor Haus Cadogan abgeliefert hätte. Die Morgendämmerung zog bereits auf; ich musste mich schnell entscheiden.«
Das leuchtete mir ein, auch wenn es mir nicht behagte, dass ich wie die wehrlose Maid in einer meiner Lieblingsschnulzen durch die Gegend getragen worden war.
»Danke! Hat uns jemand gesehen?« Falls ja, konnte ich mir nur zu gut vorstellen, was über meine Anwesenheit in seinem Zimmer spekuliert wurde. Ich spürte, wie ich rot anlief.
»Nein. Alle anderen waren zu dem Zeitpunkt längst am Pennen.«
Ich streckte vorsichtig die Beine aus dem Bett und fühlte, wie meine Zehen auf teurem, dickem Teppichboden landeten. »Wo hast du geschlafen?«
Er deutete mit dem Daumen über seine Schulter. »Wohnzimmer. Ich bin ein Gentleman, und die Verführung einer bewusstlosen Vampirin sagt mir in keinster Weise zu.« Er zuckte mit den Achseln. »Außerdem war die Sonne praktisch schon aufgegangen. Wir waren bewusstlos. Ich hätte direkt neben dir einschlafen können, und es hätte keinen Unterschied gemacht. Wir hätten uns beide wie unschuldige Engel verhalten.«
Ich erlaubte mir seit einer Weile eine Auszeit von Männern, aber ich wusste es sehr zu schätzen, dass er mir meinen Freiraum gelassen hatte. Es zeugte von guter Erziehung und gehörte definitiv zu den Dingen auf dieser Welt, die ich nicht als selbstverständlich hinnehmen konnte.
»Vielen Dank!«
Er zuckte nur mit den Achseln. »Ich habe mir dein Handy ausgeliehen, um Ethan eine SMS zu schicken, dass du in Ordnung bist. Ich ging davon aus, dass du dich normalerweise bei ihm zurückmeldest, wenn du nach Hause kommst, und ein Anruf von mir hätte wirklich merkwürdig ausgesehen.«
Ich nickte zustimmend. Allerdings bedeutete die Tatsache, dass er sich gegenüber Ethan nicht hatte erklären müssen, nochlange nicht, dass es keine Fragen geben würde. Ethan würde sich bestimmt Gedanken machen, wo ich den Tag verbracht hatte.
Ich sah mir das Wohnzimmer an, in dem er geschlafen hatte. Ein großes und ein kleineres Plüschsofa standen nebeneinander vor einem weiteren riesigen Flachbildfernseher, der an der Wand aufgehängt war. Der Rest des Raums war auch nicht schlecht. Exquisiter Teppich, kräftige Farben, Deckenstuck und Wandvertäfelung. An einer Wand stand ein Spielautomat, und
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