Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
berühren, dann nur, weil du mich darum bittest.«
Ich war nicht naiv genug, ihm zu sagen, das würde nie geschehen. Ich konnte die Möglichkeit nicht ausschließen. Ich wusste das; wir beide wussten das.
»Ich habe Angst«, gestand ich ihm schließlich.
»Ich weiß.« Er sprach sehr leise. »Ich weiß, und ich bedaure es von ganzem Herzen, dass ich dafür verantwortlich bin.«
Wir schwiegen uns einen Augenblick an.
»Was machen wir als Nächstes?«, fragte ich und brachte uns damit zurück zum Geschäftlichen.
»Wie wäre es mit einem ordentlichen Drink?«
Ich wollte schon abschlägig antworten, doch da fiel mir etwas ein. Ich dachte daran, was Sarah mir erzählt hatte, dann deutete ich auf seine nagelneuen Sitzmöbel. »Weißt du, ein ordentlicher Umtrunk ist vielleicht gar keine schlechte Idee.«
»Habe ich dich endlich in die wartenden Arme des Alkohols getrieben, Hüterin?«
Ich grinste ihn verschmitzt an. »Wir haben unsere Renovierungsarbeiten fast abgeschlossen. Vielleicht sollte ich einige der Novizen anstiften, mit mir auf ein paar Drinks in die Temple Bar zu gehen.«
Er warf mir einen anerkennenden Blick zu. »Die ideale Gelegenheit, um ganz zwanglos zu untersuchen, ob jemand meine Bar dafür missbraucht, Menschen anzulocken. Gute Idee, Hüterin.«
»Ich weiß überhaupt nicht, wovon du sprichst, Sullivan. Ich rede hier nur von ein paar Drinks mit meinen Freundinnen.«
Wir sahen uns in die Augen, während die stillschweigend getroffene Abmachung Gestalt annahm. Ich würde für Ethan Augen und Ohren offen halten und sein heimliches Werkzeug sein, um zu einer Lösung seines Problems mit Tate zu gelangen. Aber zu seiner eigenen Sicherheit durfte er nicht mehr wissen als unbedingt nötig. Mir gefiel der Gedanke nicht, mich mit dem GP anzulegen, und ich hatte noch nicht viel Erfahrung als Hüterin ohne Ethan an meiner Seite, aber die Aussicht, meiner Rolle als Hüterin gerecht zu werden, ohne ständig Rücksicht auf unsere komplizierte Beziehung und die damit verbundenen Gefahren nehmen zu müssen, hörte sich vielversprechend an.
Er sah auf seine Uhr. »Nur für den Fall, dass es dich interessiert – Darius kommt sicherlich noch einmal zurück, um weitere Drohungen auszusprechen, aber früher oder später wird er sich ins Trump zurückziehen. Vermutlich aufgrund einer Mischung aus Jetlag und Vampirbedürfnissen. Wenn du dich, sagen wir mal, gegen drei Uhr in die Bar aufmachen würdest, dann dürftest du ihn mit ziemlicher Sicherheit genau verpassen.«
»Wie bedauerlich!« Da wir uns geeinigt hatten, ging ich zur Tür. »Ich halte dich über einschlägige Drink-Specials auf dem Laufenden.«
»Hüterin?«
Ich drehte mich kurz zu ihm um.
»Wenn du das nächste Mal ein erhöhtes Mitteilungsbedürfnis hast, dann sieh erst nach, ob jemand hinter dir steht.«
KAPITEL ELF
PARTYGIRLS
Ich musste mir eingestehen, dass es nicht gesund war. Mir war klar, dass Biskuitschaum mit Marshmallow-Cremefüllung kein vernünftiges Heilmittel gegen meine körperliche Frustration darstellte. Ein langer Lauf durch den Hyde Park oder eine Trainingsstunde mit Luc hätte mir wesentlich besser geholfen als dieser Berg Kalorien.
Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass mein vierter Mallocake genauso lecker schmeckte, wie es bereits der dritte getan hatte: Schokoladenbiskuits in Riegelform, gefüllt mit Marshmallow-Creme und so zuckerig, dass die Zähne noch lange nach dem Genuss davon klebten.
Mallory hatte die Mallocakes eines Nachts in einem Gemischtwarenladen in Bucktown entdeckt. Es gab nur wenige Geschäfte in Chicago, die sie verkauften, was ihre aufkeimende Liebe für diese Dinger ernsthaft belastete (die Namensähnlichkeit hatte sicherlich auch etwas mit ihrer Zuneigung zu tun). Mallocakes wurden von einem Familienbetrieb in Indiana hergestellt, der sie nur einmal im Monat auslieferte, und das machte es uns nicht gerade leicht, sie aufzutreiben. Aber auch wenn sie verdammt schwer zu bekommen waren, so lohnte sich bei dem Geschmack jede nur erdenkliche Mühe. Sie waren unbeschreiblich gut.
Der Schokobiskuitschaum war genau die richtige Mischung aus kräftiger Schokolade und nicht zu süßem Biskuitteig, und das wiederum passte perfekt zur Cremefüllung, die praktisch nur aus Zucker bestand. Ein einziges Exemplar brachte es auf mehrere Hundert Kalorien, und in jeder Schachtel versteckten sich sechs der zellophanverpackten Riegel. Wer in Selbstmitleid ertrinken wollte, kam an diesen Dingern nicht
Weitere Kostenlose Bücher