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Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)

Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)

Titel: Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chloe Neill
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lächerlich zerbrechlich wirkende Tasse aus feinstem Porzellan in der Hand. Er hatte regelmäßig nach uns geschaut, was vermutlich nur geschah, um sicherzustellen, dass wir nicht vom Pfosten gefallen waren oder uns unerlaubte Pausen gegönnt hatten. Ich konnte einem Aufsichtsbeamten, der sich nicht einmal die Mühe machte, die Prüfungen eigenhändig zu überwachen, die er als unerlässlich für das Haus ansah, keinen Respekt entgegenbringen.
    Malik hingegen stand vor uns, den Rücken nach Osten gerichtet, die Arme vor der Brust verschränkt. Er sah eindeutig müde aus, und seine Augen waren vor Erschöpfung verquollen, aber er war bei uns geblieben. Er hatte auf uns achtgegeben. Es war wie das Versprechen eines Vaters seinen Kindern gegenüber, dass er uns die ganze Zeit unterstützen würde, selbst wenn er die Prüfungen nicht für uns bestehen konnte.
    Vor uns stand ein Meistervampir.
    Er sah Frank misstrauisch an, als er über den Hof auf uns zukam. »Die Sonne geht auf«, sagte Malik. »Wenn diese Prüfung einen Sinn hat, dann sollte dieser langsam erreicht sein.«
    »Natürlich hat sie einen Sinn«, antwortete Frank. »Es handelt sich um einen Ausdauertest. Dabei geht es nicht nur um die Ausdauer, auf einem Pfosten stehen zu können, denn das kann man ja wohl kaum als schwierige Aufgabe bezeichnen. Es gilt, seine Ausdauer dadurch zu beweisen, dass man in der Sonne auf einem Pfosten steht.«
    Juliet und ich sahen uns nervös an. »Aber das wird uns umbringen«, sagte sie.
    Die Bäume auf dem Hinterhof schützten uns zum Teil, aber wenn die Sonne aufging, würden ihre Strahlen über den Rasen wandern und uns immer näher kommen … Und Juliet war ihnen näher als ich.
    »Das ist lächerlich«, sagte ich, und die Hysterie in meiner Stimme war nicht zu überhören. »Sie ist der Sonne näher als ich. Sie wird sie verbrennen, bevor sie mir überhaupt nahe kommt.«
    »Nun, das liegt an ihrem Losglück«, sagte Frank. »Sie hat sich ihre Position selbst ausgesucht. Dafür kann man nun wirklich niemanden verantwortlich machen.«
    Was aber nicht stimmte. Frank hatte uns die Pfosten zugewiesen.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Greenwich Presidium ein solches Vorgehen gutheißt«, sagte Malik. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Vampire, die ihrem Haus Eide geschworen haben, derartig behandeln würde. Vampire, die geschworen haben, ihr Haus zu beschützen.«
    Frank drehte den Kopf leicht zu Malik. »Sie glauben nicht, dass es eine wichtige Fähigkeit für einen Vampir ist, sich der Sonne zu stellen? Sie glauben nicht, dass sie sich eines Tages in dieser Situation wiederfinden könnten?«
    »So Gott will«, sagte Malik und kniff die Augen zusammen, »werden sie sich in einer solchen Situation nur durch einen Feind befinden. Nicht, weil es ihnen eine Organisation befiehlt, deren Aufgabe es ist, sie zu schützen.«
    Mit diesen Worten beschrieb er genau die Erfahrungen, die ich mit dem Greenwich Presidium gemacht hatte. Es mochte vielleicht vor vielen Jahren gegründet worden sein, um die Vampire zu beschützen, Häuser aufzubauen und Ordnung herzustellen, aber alles, was ich mit Darius West und diesem Monster hier erlebt hatte, drehte sich nur darum, eine politische Weltsicht gewaltsam durchzusetzen.
    Vielleicht war dies der Augenblick, meine Haltung zur Roten Garde zu überdenken. Vielleicht war es für mich an der Zeit, diesen Schritt zu machen, um alle Vampire zu beschützen, nicht nur in den Häusern, denn Ethan war nicht mehr unter uns, und Malik stand unter erheblichem Druck.
    Als die Sonne über den Horizont stieg und Licht sich langsam in den Hof ergoss, klangen die Argumente für eine Mitgliedschaft in der Roten Garde immer überzeugender.
    Die Sonnenstrahlen wurden immer länger und kräftiger und erreichten schließlich den Pfosten, auf dem Juliet stand. Entsetzt musste ich zusehen, wie die Spitzen ihrer Tennisschuhe rot zu glühen begannen.
    »Juliet? Alles okay bei dir?«
    Mittlerweile liefen ihr Tränen die Wangen herab, aber sie biss die Zähne zusammen und blieb schweigend an ihrem Platz. Sie musste schreckliche Schmerzen haben, und dennoch blieb sie auf ihrem Pfosten und weigerte sich aufzugeben.
    Ihr großer Hunger schien nun auch seinen Tribut zu fordern – ihre Augen waren silbern, ihre Fangzähne hatten sich herabgesenkt. Das Raubtier in ihr war erwacht, vor Schmerzen, Hunger und Erschöpfung.
    Ich sah zu Frank hinüber, der unbeeindruckt von ihren Qualen einen Schluck aus seiner Tasse

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