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Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)

Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)

Titel: Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chloe Neill
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die Hände in die Taschen steckte und uns mit offensichtlicher Verachtung betrachtete.
    »Es erscheint mir fraglich, ob ein Konzert im Sinne der Regeln ist. Hierbei handelt es sich um eine Prüfung, nicht um ein Straßenfest.«
    Malik, der in der vordersten Reihe der Menge stand, drehte sich zu ihm um und musterte ihn. »Es mag nicht im Sinne der Regeln sein«, sagte er, »aber es bricht sie auch nicht. Und wie Sie schon mehrfach betont haben, ist das das Entscheidende. Sich an die Regeln zu halten.«
    Frank starrte Malik einen Augenblick an … widersprach ihm aber nicht. Vielleicht hatte er ja doch begriffen, wann es besser war zu schweigen.
    Und wieder lag ich falsch. Nachdem er unsere Geschicklichkeit, Stärke und Ausdauer getestet hatte, entschloss er sich, all das erneut zu prüfen.
    Er führte uns in eine entlegene Ecke des Anwesens, wo vier Holzpfosten in den Boden getrieben worden waren. Mit ihren ein Meter zwanzig Höhe und etwa fünfundzwanzig Zentimetern Durchmesser wirkten sie wie kleine Telefonmasten.
    »Juliet, Kelley, Lindsey, Merit«, sagte er und deutete jeweils auf einen der Pfähle. »Stellt euch auf die Pfosten!«
    Wir sahen ihn für einen Moment an und dachten vermutlich alle dasselbe: Entschuldigung, du willst, dass ich auf einem Pfosten stehe?
    »Das war keine Bitte«, sagte er im gereizten Tonfall eines Anführers, der so unfähig war, dass er seine Untergebenen drangsalieren musste, bis sie seine Befehle ausführten.
    Wir warfen uns Blicke zu, aber da wir keine Alternative hatten – außer unsere Stellungen im Haus zu verlieren –, gehorchten wir ihm.
    Ich hüpfte auf den Pfosten und wedelte mit den Armen herum, damit ich nicht herunterfiel. Mit zitternden Knien und Füßen sowie ausgestreckten Armen stand ich langsam auf, bevor ich meinen Blick wieder auf Frank richtete.
    »Dieser Teil prüft euch auf Ausdauer, Stärke, Gleichgewicht«, sagte er.
    »Was genau sollen wir tun?«, fragte Juliet.
    »Ihr steht einfach«, sagte Frank, »so lange, bis ihr nicht mehr stehen könnt.«
    »Die Sonne geht bald auf«, sagte Lindsey.
    »Und ihr werdet hier so lange stehen, bis ihr nicht mehr könnt«, wiederholte Frank.
    Ich sah zu Malik hinüber. Er nickte mir zu, zum Zeichen, dass er uns für unsere Leistung dankte und zugleich versprach, einzugreifen, wenn es nötig sein sollte. Ich schloss die Augen vor der nahenden Bedrohung und wünschte mir die Kraft, mich ihr stellen zu können.
    Die Sonne würde in drei Stunden aufgehen. Und wir standen auf Pfosten mitten in Hyde Park und warteten auf sie.
    Wir standen fast drei Stunden lang auf diesen Pfosten: Vampire, die als Bauern in einem politischen Schachspiel geopfert werden sollten, das nichts mit uns zu tun hatte. Es war sicherlich unfair, aber bestimmt nicht das erste Mal, dass man Menschen und Vampire missbrauchte und manipulierte, um ein politisches Ziel zu erreichen. Entsprach das nicht den Mechanismen, mit denen sich jeder Diktator und Volksverhetzer seinen Platz in der Geschichte gesichert hatte? Gehörte es nicht dazu, die Untergebenen zu missbrauchen, um ein angeblich wichtiges politisches Ziel zu erreichen?
    Vor drei Stunden waren wir noch zu viert gewesen. Jetzt waren wir nur noch zu zweit. Kelley war getaumelt und von ihrem Pfosten gefallen, als die Dunkelheit langsam dem nahenden Morgen wich und die Erschöpfung sie übermannte. Lindsey, die ebenso übermüdet und dehydriert gewesen war, hatte einen Krampf erlitten und war zu Boden gestürzt.
    Diese Prüfung, welchen Sinn sie auch immer haben mochte, wurde zwischen mir und Juliet entschieden.
    Wir standen schweigend da – sie mit ihrer elfenhaften Gestalt und ihrem zarten Gesicht, ich mit der zufälligen Balance einer ehemaligen Ballerina, deren ganzer Körper ein einziger Schmerz war. Juliet hatte sich für die Laufstrecke Tennisschuhe angezogen, aber ich war immer noch barfuß und konnte meine Füße praktisch nicht mehr spüren. Die Krämpfe hatten sich schon längst in eine prickelnde Taubheit verwandelt. Die Hälfte meiner Muskeln brannte wie Feuer, während ich das Gleichgewicht zu halten versuchte, und ich wusste, ich würde nach dieser Prüfung einen schrecklichen Muskelkater haben.
    Im Osten zeichneten sich erste Spuren eines dunklen Orange ab. Die Vampire, die mit uns draußen geblieben waren, hockten sich jetzt in die Schatten, die sie vor der aufgehenden Sonne schützten.
    Uns stand diese Möglichkeit nicht zur Verfügung.
    Frank kam wieder in den Hinterhof und trug eine

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