Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)
Haaren aus dem Pool kletterten und Dampf von unseren Körpern aufstieg, wuchs unser Hass auf Frank.
Frank trug ein Klemmbrett mit sich und machte sich Notizen, während wir seine Übungen hinter uns brachten. Er sah uns die ganze Zeit verächtlich an, als ob wir in jeder Hinsicht an den Kriterien scheiterten, die er sich in seinem kranken Hirn zurechtgelegt hatte.
Das kam wenig überraschend für uns. Er konnte nicht wirklich geglaubt haben, dass dies ein guter Zeitpunkt war, um die verbliebenen dreieinhalb Wachen des Hauses Cadogan auf den Prüfstand zu stellen. Es herrschte nur deswegen Ruhe im Haus, weil wir Claudias Lakaien für unseren Schutz bezahlten. Es wäre reine Zeitverschwendung gewesen, ihm zu beweisen, dass wir recht hatten. Er hätte es ohnehin nicht akzeptiert. Ob wir diese Prüfungen nun bestanden oder an ihnen scheiterten … Wir scheiterten auf jeden Fall.
Doch obwohl dieses Training anstrengend war, war es bloß ein Training. Schmerzhaft, sicher. Ermüdend, klar. Aber wie bei jedem Training gelangte man zu dem Punkt, an dem man einen Zustand des inneren Friedens erreichte und sich dem Rhythmus einfach hingab. Wir waren Vampire, und wir waren starke Vampire, was eine Menge bedeutete. Wir waren stark, schnell und beweglich, was immer Frank an uns auch zu mäkeln hatte.
Und wir waren nicht die Einzigen, die das dachten. Unsere Prüfung hatte sich im Haus herumgesprochen. Langsam, aber sicher schlichen sich die Vampire Cadogans in den Hof. Sie formten einen Schutzkreis um uns, während wir arbeiteten, und reichten uns wie die freiwilligen Helfer bei einem Marathon Blutgetränkekartons und Wasserflaschen.
Wir krochen bereits zum zweiten Mal über den Rasen, als sich Margot und Katherine durch die Menge quetschten.
»Wir haben da was für euch«, sagte Margot und blickte sich verstohlen um, um herauszufinden, wo sich Frank gerade befand.
Lindsey sah vom Boden zu ihr auf. Ihre Haare waren vom Pool klatschnass und strähnig, und ihr Gesicht war dreckig und verschwitzt. »Er nimmt gerade einen Anruf von Darius entgegen«, sagte sie. »Wenn ihr also gegen eine von seinen vielen Regeln verstoßen wollt, dann beeilt euch!«
»Machen wir doch glatt«, sagte Katherine, und sofort bildeten die Vampire uns gegenüber einen Halbkreis, während wir weiter über den Boden krochen. »Wir haben uns gedacht, dass eine kleine Nachtmusik euch vielleicht helfen könnte.«
Katherine stimmte sich kurz auf die richtige Tonlage ein, obwohl das bei ihrer perfekten Stimme eigentlich nicht nötig gewesen wäre. Sie zwinkerte uns zu und fing ohne langes Federlesen mit dem Rest ihres kleinen Chors an, »Blackbird« von den Beatles zu singen.
Schweigen senkte sich auf unser Anwesen. Alle Vampire schwiegen; nur Katherines Stimme erhob sich klar und deutlich in die kalte Novembernacht.
Franks herabwürdigendes Verhalten hatte nach endlos scheinenden Wochen seinen Tribut gefordert. Als Ethan noch Meister des Hauses Cadogan gewesen war, war es mehr als nur ein Gebäude gewesen – es war uns allen ein Zuhause. Ich hoffte, dass Malik dies eines Tages auch erreichte, aber wie Frank mehr als einmal deutlich gemacht hatte, war es sein erklärtes Ziel, jeden einzelnen Vampir zu brechen und Haus Cadogan in seine Einzelteile zu zerlegen, Ziegelstein für Ziegelstein.
Doch jetzt, als ich mit meinem Bauch auf dem eiskalten, taunassen Gras lag, hätte ich mich diesen Vampiren nicht näher fühlen können. Tränen liefen mir über die Wangen, und ich war nicht die Einzige, die aufgrund des Gesangs zutiefst bewegt war. Über Lindseys dreckiges Gesicht verliefen helle Spuren, und Kelley biss sich auf die Lippen, um die Tränen zurückzuhalten.
Als das Ensemble schließlich die Brücke erreichte, schlossen sich die restlichen Vampire auf dem Rasen Katherines Chor an. Ihre Stimmen erhoben sich gegen diese Idiotie und für das Haus, für uns und für alles, was Ethan zu erschaffen gehofft hatte.
Für die Familie, zu der er uns hatte machen wollen.
Magie umströmte uns und stieg in die Luft. Auf meinen Armen hatte sich eine Gänsehaut gebildet, und ich schickte ein stilles Stoßgebet in das Universum, verbunden mit einem Dankeschön. Frank mochte zwar ein Arschloch sein, aber er hatte es geschafft, uns, die wir uns nach Ethans Tod auseinandergelebt hatten, wieder zusammenzubringen.
Der Chor hatte das Lied gerade zu Ende gesungen, als Frank wieder zum Vorschein kam. Ein nervöses Flüstern ging durch die Reihen der Vampire, während er
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