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Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)

Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)

Titel: Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chloe Neill
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Nächte, in denen Mallory lange hatte arbeiten müssen oder sich mit irgendeinem hübschen Banker oder Anwalt getroffen hatte –, und dann hatte ich mir eine Pause vom Lernen gegönnt, indem ich in meinen Wagen gestiegen und einfach durch die Stadt gefahren war. Ich wusste, an welchen Straßen nur wenige Ampeln standen und wo am wenigsten los war. Ich nutzte diese Ausflüge, um meine Gedanken schweifen zu lassen, mich zu vergessen und alles zu vergessen, abgesehen von der Straße vor mir.
    Manchmal nahm ich ein Hörbuch mit, die zwölfte oder dreizehnte Folge irgendeiner spannenden oder actiongeladenen Geschichte, die ich einfach kaufen musste, obwohl sich irgendwann jede Folge als formelhafte Wiederholung der vorherigen erwies. Ich drehte die Anlage bis zum Anschlag auf, ebenso wie die Heizung, und fuhr durch Chicago – manchmal nach Indiana, manchmal nach Wisconsin, manchmal aufs Land nach Illinois –, um mir eine Auszeit zu gönnen.
    Leider war dies hier keiner dieser Ausflüge. Ich hatte keine Zeit für eine Spritztour, und die Fahrt war auch nicht entspannend. Es waren noch immer zahllose Leute zu sehen, die in Gruppen auf dem Bürgersteig oder ihren Eingangstreppen standen und zögerlich zum Himmel aufblickten, während sie mit Handys und Kameras Fotos machten.
    In jeder Nachrichtensendung im gesamten Land war mit Sicherheit der Aufmacher das Chaos in Chicago, vor allem, da die Nationalgarde im Spiel war. Sie alle würden nach Gründen für die Veränderung von Himmel und Wasser suchen, und ich konnte ihnen keine Erklärung liefern. Ich wünschte mir, ihnen die Antworten geben zu können, nach denen sie suchten.
    Ich überquerte den Fluss, oder besser gesagt einen seiner glänzenden kohlrabenschwarzen Arme, und fuhr nach Downtown hinein. Hier standen die Gebäude wesentlich enger, aber auch hier schien der Himmel genauso rot zu leuchten wie im Potter Park und die Blitze genauso regelmäßig herabzuzucken. Nicht weniger, nicht mehr.
    »Verdammt«, murmelte ich leise. Es war vermutlich einer dieser seltenen Momente, in denen jemand anders als ein Meteorologe oder Sturmjäger sich in einer dicht bewohnten Gegend einen riesigen Tornado herbeisehnte, wie Jonah es ausgedrückt hatte. Dann hätte ich wenigstens eine Antwort gehabt, von denen ich in den letzten Tagen nur so wenige bekommen hatte.
    Stattdessen … gab es nur jede Menge Fragen. Fragen über mich. Fragen über die Hexenmeister. Fragen über unser Haus und dessen Mitarbeiter. Fragen über die Stadt, und ob sie uns zutrauten, unser eigenes Leben zu führen, ohne ständig beschwören zu müssen, dass wir ihnen nichts Böses wollten.
    Nach dem, was ich heute Nacht erlebt hatte – dass eine Feenkönigin ihren Untergebenen absichtlich Narben beibrachte, weil sie ihr Informationen nicht schnell genug mitgeteilt hatten –, fragte ich mich, ob sie nicht vielleicht recht hatten. Vielleicht konnte man uns nicht vertrauen.
    Gott, jetzt fing ich schon an, mich selbst zu deprimieren!
    Da ich nichts Besseres tun konnte, fuhr ich auf einen Parkplatz und stellte den Wagen ab. Es war relativ ruhig in der Stadt, aber die Nacht war dennoch von Geräuschen und einem unterschwelligen Summen erfüllt. Wir mochten vielleicht nicht die Stadt sein, die niemals schlief, aber wir waren auf jeden Fall die Stadt, die niemals ruhte.
    Da das Katana für meinen Geschmack übertrieben wirkte, nahm ich den Schwertgürtel ab und ließ ihn im Wagen zurück. Die Menschen hatten bereits Angst vor uns; es gab keinen Grund, sie noch mehr aufzuregen, wenn wir uns anderen Problemen zu widmen hatten.
    Ich war einen Straßenblock von der State Street entfernt, wohin ich mich auf den Weg machte. Ich ging dicht an den Gebäuden entlang, während ich die ganze Zeit die Augen offen hielt, ob etwas nicht stimmte. Es war nicht viel los auf den Straßen; nur Kneipengänger und Leute, die den Himmel nach Meteoren oder Außerirdischen oder einer anderen Erklärung für seine Farbe absuchten.
    Ich folgte der State Street bis zum Fluss und bemerkte das seltsame Kribbeln, das das ständig stärker werdende, magische Vakuum verursachte. Als ich die Brücke überquerte, blieb ich in ihrer Mitte stehen, um mich umzuschauen. Der Fluss erstreckte sich vor und hinter mir – eine erstarrte schwarze Arterie, die sich durch Downtown zog. Über mir befanden sich der durchgehend rote Himmel und mächtige Wolken, die ebenso rot angestrahlt wurden von … wem oder was auch immer. Handelte es sich um die

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