Chicagoland Vampires
nicht sicher, ob ich darauf antworten sollte, und wechselte daher das Thema.
»Todd meinte, sie würden abtauchen«, sagte ich.
Sie nickte. »Sie leben in unterirdischen Gängen. Sie sind unglaublich tüchtig, und ihre Tunnel führen dem Erdreich Sauerstoff zu. Hast du dich schon mal gefragt, warum im Mittleren Westen so viel angebaut wird? Das hat nichts mit der Erde zu tun«, sagte sie. »Es liegt an denen, die unter der Erde leben.«
Ethan rieb sich über die Schläfen. Selbst diese simple Bewegung versetzte mich wieder in Panik.
»Was ist los?«, fragte ich. »Ist sie wieder frei?«
»Nur Kopfschmerzen«, sagte er und lächelte entschuldigend. »Ich glaube, sie ist weiterhin bewusstlos. Sie ist auf jeden Fall noch sehr erschöpft, und das kann ich spüren. Aber das Gefühl wird schwächer, da wir uns in entgegengesetzte Richtungen bewegen, zumindest bis wir den Flughafen erreicht haben.«
»Du kannst sie spüren?«, fragte Paige und sah ihn mit gerunzelter Stirn an. Sie klang eindeutig besorgt.
»Es gibt eine Art Verbindung zwischen ihnen«, erklärte ich. »Es hat angefangen, nachdem sie ihn zurückgebracht hatte, aber die Zerstörung des Maleficium hat die Verbindung offensichtlich nicht unterbrochen.«
Ich sah seine Augen im Rückspiegel. »Wir werden eine Lösung finden.«
»Das sollten wir auch«, sagte er.
Seine Verbindung zu Mallory war eine Belastung, nicht nur für seine eigene Sicherheit, sondern auch für Cadogan. Er würde niemals zum Meister ernannt werden, solange sie weiter bestand. Ich hatte gehofft, dass sich das Problem löste, wenn die Geschichte mit Mallory und dem Maleficium hinter uns lag, aber da das nicht der Fall war, musste ich mich womöglich darauf verlassen, die Antworten mit ihrer Hilfe zu finden. Dieser Gedanke begeisterte mich überhaupt nicht.
»Ihre Müdigkeit ist nicht besonders überraschend, wenn man bedenkt, mit welchen Mengen Magie sie heute Nacht um sich geworfen hat«, sagte Paige. »In der Regel gilt es, das Universum mit Fingerspitzengefühl zu kontrollieren. Mit sicherer Hand, ja, aber mit Fingerspitzengefühl. Davon ist bei ihr definitiv nichts zu merken. Ihre Magie hat was von einer Discokugel. Auffällig, zehrt aber ganz schön an der Aura.«
Es zehrte an so ziemlich allem: an ihrer Lebensgrundlage, ihren Freunden, ihrer Familie, ihrem Karma. Niemand vertraute ihr, und das aus gutem Grund.
»Weißt du, was ich gerade brauche?«, fragte ich.
»Einen Schokoladenbrunnen?«, schlug Ethan vor. »Eine Druckausgabe der gesamten Encyclopedia Britannica ? Kostenloses Grillfleisch auf Lebenszeit?«
»Ich mag deine Vorschläge, aber ich dachte eher an ein magisches Spray, das ich bei Mallory anwenden kann, um sie von ihrem Wahnsinn zu befreien.«
»Was – Desinfektionsmittel gegen das Böse?«, fragte Paige.
»So was in der Art, ja.«
Wir versanken wieder in Schweigen, während wir über das Unmögliche nachdachten. Von Zeit zu Zeit hörte ich Ethans Telefon hinter mir auf dem Rücksitz klicken, und ich nutzte die Gelegenheit, Jonah über unsere Fortschritte und das Eingreifen der Formwandler zu informieren.
Die SMS, die er mir zurückschickte, brachte das Problem auf den Punkt: WAS MACHEN WIR MIT ZWEI TATES?
Ich wünschte, ich hätte darauf eine Antwort gehabt.
Der Jet war, wie versprochen, weiß und äußerst elegant. Er stand mit ausgeklappter Treppe mitten auf der Rollbahn.
Wir warteten in einer kleinen Empfangshalle, während das Flugzeug abflugbereit gemacht wurde, und gingen nach draußen, als man unsere Namen aufrief. Paige ging als Erste die Treppe hinauf, dann folgte ich und Ethan kam als Letzter.
»Großer Gott!«, sagte ich, als ich das Flugzeuginnere betrachtete. »So lässt es sich definitiv reisen.«
Die Kabine war in zwei Bereiche eingeteilt: In dem einen befanden sich einige Sitzreihen, wie sie üblicherweise in Verkehrsflugzeugen vorkommen, und im anderen gab es einen Sitzbereich mit Couch und Flachbildschirm. Alle Oberflächen bestanden aus feinstem Leder oder glänzendem Holz, und der graubraune Teppich war weich und luxuriös.
»Nicht schlecht, hm?«, sagte Ethan, setzte sich hin und schnallte sich mit einem hörbaren Klicken an. Paige nahm hinter uns Platz, ihren Bücherstapel im Schoß.
Ich setzte mich neben Ethan, und die Flugbegleiterin schloss die Tür. Sobald sie sie fest verschlossen hatte, setzte sich das Flugzeug in Bewegung.
»Sehr effizient«, sagte ich.
Ethan nickte. »Je schneller wir auf dem Weg sind, umso
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