Chicagoland Vampires
leid, aber ich habe gerade meine Schwierigkeiten, das zu verstehen. Wo wollt ihr sie denn hinbringen?«
»Wir haben eine Unterkunft.« Mehr verriet Gabriel nicht. »Ihr dürft sie selbstverständlich jederzeit besuchen. Catcher auch«, sagte er und sah zu Mallory hinüber. »Bei uns wird sie sich nicht trauen, so eine Scheiße wie beim Orden abzuziehen.«
Er warf ihr einen stechenden Blick zu, der sie hätte zu Tode erschrecken sollen. Ich bekam Angst und ich war nicht mal diejenige, die hier in Schwierigkeiten war.
»Sie braucht Betreuer«, sagte Ethan. »Sie glaubt, sie sei krank – dass sie unter einem magischen Ungleichgewicht leidet, das sie zu ihren Taten gezwungen hat.«
Gabriel zog eine verächtliche Grimasse. »Sie muss nicht verhätschelt werden. Sie hat sich wie eine gewissenlose Verbrecherin verhalten. Wenn sie eine von meinen Leuten wäre, dann hätte sich das Problem von alleine gelöst.«
Gabriel war von seinem jüngsten Bruder Adam verraten worden, und seitdem hatten wir von Adam nichts mehr gehört. »Bei uns wird sie keine Magie anwenden. Dafür können wir ziemlich leicht sorgen. So, wie ich das sehe, braucht sie keine Ausreden. Sie muss endlich ihren Scheiß geregelt kriegen.«
»Und ihr könnt ihr dabei helfen?«
»Nein«, sagte Gabriel und sah Mallory mit zusammengekniffenen Augen an. »Niemand kann ihr helfen . Sie tut es, oder sie tut es nicht. Eine andere Wahl wird sie bei uns nicht haben.«
Er würde es also mit liebevoller Strenge versuchen. Es hörte sich beileibe nicht einfach an, aber alles andere hatte auch nicht funktioniert. Der Orden hatte sie in einer medizinischen Einrichtung untergebracht – einschließlich Rund-um-die-Uhr-Betreuung –, und wir wissen ja, wo uns das hingeführt hat.
»Ich werde nach ihr sehen«, sagte Paige zu Gabriel, die offensichtlich geneigt war, die Aufgabe der Überwachung an die Formwandler abzugeben.
Er nickte. »Ich verstehe, dass Entscheidungen über ihre langfristige Zukunft getroffen werden müssen. Sie muss einiges wiedergutmachen. Bei Freunden und Familie.« Gabriel sah zu mir auf. »Ich werde ihr die Chance geben, dies zu tun. Ob sie es schafft oder versagt, liegt allein bei ihr.«
»Das ist eine große Verantwortung«, sagte Ethan.
Gabriel nickte. »Ich bin nicht auf der Suche nach noch mehr Verantwortung. Ich habe eine Frau, einen Sohn und meine eigenen Probleme. Aber wenn ich dabei helfen kann, dieses Problem hier jetzt zu lösen, dann muss ich mich nicht später darum kümmern. Außerdem«, sagte er und richtete seinen strahlend goldenen Blick auf mich, »habt ihr uns auch schon geholfen. Ich schulde euch noch etwas.«
Gabriel hatte eine Prophezeiung über mich und meine Zukunft – mit oder ohne Ethan – gemacht. Es handelte sich angeblich um einen Gefallen, den ich ihm tun würde, aber natürlich hatte er mir keine näheren Details anvertraut.
Ethan sah zu Mallory. »Seid ihr sicher, ihr schafft es nach Chicago zurück, ohne dass sie Ärger macht?«
Gabriel lachte leise. »Für ein solches Problem gibt es immer eine Lösung.« Er ging hinüber zu Mallory und hockte sich vor sie.
»Wie geht es dir?«
Sie sah auf, um ihm zu antworten, doch bevor sie sprechen konnte, hatte er ihr eine Hand auf die Wange gelegt und ihr einen leichten Klaps gegeben. Als ihr Kopf leblos auf die Schultern sank, stand Gabriel wieder auf. »Und damit hätten wir auch das erledigt.«
»Ist sie in Ordnung?«, fragte ich.
»Alles gut. Nur eine sanfte Berührung. Es ist wie bei einem Hai, den man verkehrt herum hält – das beruhigt ihn. Eine ziemlich praktische Technik, mit der man verwirrte Hexenmeisterinnen beruhigen kann. Wir haben jetzt vier bis fünf Stunden Zeit, bevor sie wieder aufwacht. Und sobald sie wieder aufgewacht ist, können wir ein nettes Gespräch führen.«
Ich starrte ihn ausdruckslos an. »Hättest du das nicht schon vor drei Tagen machen können?«
Gabriel zuckte mit den Achseln. »Mich hat ja niemand gefragt.«
Und das war vermutlich die prägnanteste Lektion dahingehend, dass man während einer Krise alle verfügbaren Agenten einsetzen sollte.
»Wie bekommt ihr sie nach Chicago zurück?«, fragte Ethan.
»Beiwagen«, sagte Jeff und deutete mit dem Daumen auf die Zufahrt.
»Du hast einen Beiwagen?« Ich hielt eine Hand hoch. »Moment. Lass mich das umformulieren. Du bist im Beiwagen nach Nebraska gefahren?«
Jeff war wirklich süß, und ich bekam das Bild, wie er völlig begeistert in einem altmodischen Beiwagen
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