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Chiffren im Schnee

Chiffren im Schnee

Titel: Chiffren im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Berlinger
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Hausknechte dabei versündigte.
    Herr Hrdlicka versuchte, bei all diesen Arbeiten zu helfen, stellte sich dabei aber so ungeschickt an, dass Anna ihn schliesslich auf die Suche nach geeigneten Stühlen mitnahm. Sie verwickelte ihn in ein langes Gespräch über das Repertoire seines Orchesters, und Herr Hrdlicka klärte sie in seinem wunderbaren Akzent über die Stärken und Schwächen seiner Kollegen auf.
    Im Personal-Speisesaal wurden sie schliesslich fündig, und während Anna ein paar Pagen für den Transport der Stühle rekrutierte, schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass einer der Herren Musikanten vielleicht auch auf ihre Liste gehörte. Herr Hrdlickas Akzent und sein liebenswürdig nachlässiger Umgang mit der deutschen Sprache waren vielleicht nur gute Tarnung.
    Schliesslich räumten Gärtner und Hausknechte das Feld. Die richtigen Stühle waren auf der Bühne platziert worden, und auch das Klavier stand im gewünschten Winkel zum Publikum. Herr Hrdlicka bedankte sich und eilte mit der frohen Kunde zur Dépendance, damit endlich die erste Probe vor Ort stattfinden konnte. Viel Zeit blieb den Musikern nicht mehr.
    Anna war allerdings noch nicht zufrieden. Im ganzen Raum lagen Tannennadeln am Boden verteilt. Zudem hatten die Gärtner mit ihren schweren Stiefeln Schnee hereingebracht. Sie schickte nach Marie und Agnes, damit sie den Raum auskehrten und das Wasser aufwischten.
    Nun war es schon bald Zeit für den Gong, der die Gäste zum Dinner rufen würde. Doch als Anna sich auf den Weg nach oben machte, hatte sie immer noch keine Ahnung, ob sie Lady Georgiana von Oberleutnant Ranke erzählen sollte oder nicht. Nicht nur, dass sie selbst nicht wusste, was sie von der Sache halten sollte. Sie wusste auch nicht, ob Lady Georgiana verstehen würde, was am Verhalten des Oberleutnants verdächtig sein sollte. Und die Vorstellung, das genauer erklären zu müssen, war nicht gerade angenehm.
    Anna beschloss, dass sie zuerst mit Henning über die Angelegenheit reden wollte.
    Dieses Mal öffnete Paget Anna die Tür. Lady Georgiana war eben dabei, ihre robe de chambre abzulegen. «Guten Abend, Miss Staufer. Ich wollte meinen Cousin zu einem Spaziergang überreden, hatte aber keinen Erfolg. Also habe ich den Park und das Dorf alleine erkundet. Was für ein wunderschöner Tag, und dieses Licht! Gott ist das schön, wenn der Schnee so glitzert – man hat das Gefühl, man stehe in einer riesigen Schatztruhe voller Juwelen.» Sie warf die robe de chambre auf das Bett und legte sich theatralisch eine Hand auf die Stirn. «Und dann kriegt man von dem grellen Licht Kopfschmerzen. Ich musste mich unbedingt in der Hotelbar mit einem Gin Tonic kurieren, obwohl ich fürchte, einige der anwesenden Herren haben den Schock jetzt noch nicht verwunden.»
    Paget schüttelte leicht tadelnd den Kopf, während sie damit beschäftigt war, die Abendgarderobe ihrer Herrin vorzubereiten. Lady Georgiana bedachte ihre Zofe mit einem Lächeln. Dann trat sie vor den Spiegel, mit dem die Front des Hotelschranks verkleidet war. Sie prüfte mit gerunzelter Stirn den Sitz ihres Korsetts, das der neuesten Mode entsprechend eine lange, schlanke Silhouette formte. «Nun, was haben Sie für mich, Miss Staufer?»
    «Nicht besonders viel, um ehrlich zu sein.» Anna bückte sich nach der robe de chambre , die vom Bett geglitten war. Sie liess die schwere Seide durch ihre Finger gleiten. «Mir kommt auf einmal jeder verdächtig vor. Es scheint, als würden alle eine Rolle spielen und dass man niemandem trauen kann.»
    Lady Georgiana drehte sich zu ihr um. «Ja, nicht wahr? Es ist nicht schön, wenn man auf einmal allen misstrauen muss. Ich würde niemals an Lieutenant Wyndhams Theorien zweifeln, aber ich fürchte, sie sind für mich zu subtil. Vielleicht arbeiten wir etwas einfacher. Wir schliessen zuerst einmal alle aus, die sich zu auffallend benehmen, um Agenten sein zu können. Nun, wer fällt Ihnen dazu ein?»
    Anna hängte die robe de chambre an einen Kleiderbügel, was von Paget mit einem beifälligen Nicken verdankt wurde. Dann begann sie von der Gräfin Tarnowska und der Frau Kommerzialrat Göweil zu erzählen.
    «Ja, Frau Göweil ist mir auch schon aufgefallen, und die Gräfin ist wirklich kaum zu übersehen.» Lady Georgiana hielt kurz inne, während ihr Paget in ein rosa Abendkleid half. «Ich werde versuchen, heute mit beiden ins Gespräch zu kommen; nur für den Fall, dass sie besonders raffiniert sind. Das ist allerdings nicht mein

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