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Chiffren im Schnee

Chiffren im Schnee

Titel: Chiffren im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Berlinger
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wolltest das Spiel spielen, und hier sind wir nun. Neben dir steht die Gouvernante des Hauses, die einen Passepartout am Gürtel trägt!»
    Das war nun das zweite Mal, dass Anna sah, wie die sonst so selbstbeherrschte Haltung von Ungeduld durchbrochen wurde. Der Gegensatz zwischen der Heftigkeit seiner Worte und seinen stets so verhaltenen Bewegungen liess sie erahnen, wie sehr ihm seine körperliche Eingeschränktheit zu schaffen machte.
    «Du hast ja recht.» Lady Georgiana rieb sich müde die Stirn. «Müssen wir das noch heute tun?»
    «Nein», sagte er mit einem Blick auf Anna, «ich habe gehört, dass der viele Schnee die Bahnstrecke lahmgelegt hat. Momentan ist Sternenbach von der Außenwelt abgeschnitten, und das soll noch eine Weile so bleiben. Die Gräfin wird uns nicht davonfliegen.»
    «Also gut.» Lady Georgiana wandte sich an Anna. «Können Sie sich irgendeinen Vorwand ausdenken, dass ich Sie begleiten kann? Und wann wäre es am besten?»
    Anna überlegte eine Weile. Sie hielt ihren Blick auf den Salontisch gesenkt. Die Christrosen brauchten dringend Wasser.
    «Ich werde mir etwas überlegen. Die Gräfin schläft morgens recht lange, da wird es nicht gehen. Am besten machen wir das über die Mittagszeit.»
    Lady Georgiana seufzte. «Also gut. Ich brauche jetzt ein Bad und muss mich umziehen.» Sie stand auf und legte ihrem Cousin eine Hand auf die Schulter. «Es bleibt dabei, wir essen heute gemeinsam hier? Ich habe das Dinner eine Stunde früher geordert.»
    Anscheinend wollte sie ihn nicht aus den Augen lassen. Er schenkte ihr ein müdes Lächeln und nickte.
    Christian war müde, aber er konnte sehen, dass Miss Staufer noch etwas auf dem Herzen hatte. Sie wartete, bis sich die Tür hinter Georgiana geschlossen hatte, dann wandte sie sich ihm zu. «Es gibt noch etwas, worüber ich mit Ihnen reden möchte, wenn Sie etwas Zeit haben.»
    «Natürlich, aber wollen Sie sich nicht hinsetzen?»
    Sie schüttelte den Kopf, obwohl sie müde aussah. Und er war sich sicher, dass sie geweint hatte. Und doch hatte er das Gefühl, dass ein Teil von ihr immer noch erstarrt war. Auf dem Dachboden war etwas mit ihr geschehen.
    «Ich weiss nicht, wie viel Jost Ihnen von seinem Vater erzählt hat.»
    «Er hat viel von ihm gesprochen. Ich weiss, dass sich Vater und Sohn sehr nahestanden.»
    «Die Mutter starb bei Josts Geburt, und der Vater hat nicht wieder geheiratet.» Sie blickte ihn direkt an. «Wir schicken Vater Ammann den einzigen Sohn in einem Sarg als Selbstmörder zurück.»
    «Ich weiss, das ist grausam …»
    Sie unterbrach ihn mit einer brüsken Handbewegung. «Ich will, dass er die Wahrheit erfährt! Dass sein Sohn nichts Furchtbares getan hat, sondern dass ihm Furchtbares angetan wurde.»
    Er wollte etwas erwidern, aber sie liess ihn nicht zu Wort kommen. «Vor zwei Tagen noch haben Sie mir gesagt, wie Sie es leid sind, als Bauer in einem Spiel behandelt zu werden. Und wie dabei Unschuldige in Gefahr geraten werden. Und jetzt ist Jost tot, das mache ich Ihnen nicht zum Vorwurf. Aber was Sie jetzt seinem Vater antun wollen, das ist nicht richtig!»
    «Ich weiss, und glauben Sie mir, ich habe in den letzten Stunden viel darüber nachgedacht.
    «Das ist nicht gut genug!»
    Er ignorierte ihre Heftigkeit. Vielleicht würde sie durch diesen Ausbruch endlich wieder zu sich finden. «Nein, das ist es nicht. Aber ich war noch nicht fertig. Wenn das alles vorbei ist, werde ich Herrn Ammann die Wahrheit sagen. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.»
    Sie kehrte langsam von dem dunklen Ort, an den Ammanns Anblick sie gebracht hatte, zurück. Die Härte, die Christian in der grausamen Mittagsstunde bemerkt hatte, begann zu schwinden.
    «Ich danke Ihnen.» Sie atmete immer noch heftig und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Nun schien ihr auch zu Bewusstsein zu kommen, dass sie eben einige Grenzen überschritten hatte. «Es tut mir leid, ich wollte nicht –»
    Er unterbrach sie. «Sie müssen sich für nichts entschuldigen. Aber ich hätte gerne etwas von Ihnen gewusst.» Er hatte viel nachgedacht, seit er beobachtet hatte, wie sie auf dem Dachboden in jene eisige Stille verfallen war – und er hatte seine Schlüsse gezogen. Jetzt war der verwundbare Moment, wo er die Frage stellen konnte, die sonst niemals erlaubt wäre. «Wer war es? Wer hat sich umgebracht und Ihnen so viel Kummer bereitet, Miss Staufer?»
    Die Härte kehrte für einen Augenblick zurück. «Ich weiss nicht, was Sie meinen.»
    «Doch, das wissen

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