Chili Con Knarre
an.
»Was gibt es zum Abendessen?«, erkundigte sich sein Vater ungeduldig.
James stellte seine Aktenmappe neben der Hintertür ab und ließ sich seinem Vater gegenüber in einen Stuhl fallen. »Nichts Salziges«, sagte er und seufzte schwer.
Jacksons buschige Augenbrauen zogen sich zu einer Linie zusammen. »Ich hoffe, das bedeutet nicht wieder so eine verdammte Diät«, brummelte er. Als sein Sohn nicht darauf einging, schob er ein Blatt Notizpapier, das mit seiner krakeligen Handschrift bedeckt war, über den Tisch. »Diese Lindy hat angerufen. Du sollst dich morgen vor deinem Kochkurs mit einem McClellan treffen.« In Jacksons Augen kam plötzlich Glanz. »Ich frage mich schon die ganze Zeit, was du wohl kochen wirst. Ich kann es gar nicht erwarten, deine Heimarbeit zu verspeisen.«
»Wo ist Lucy?«, wollte Gillian wissen, als sie sich eine Schürze umband, auf der sowohl die lateinischen als auch die herkömmlichen Namen der Pflanzen aufgelistet waren, die in vielen Kräutertees Verwendung finden.
»Sie kommt nicht«, antwortete James und wich Gillians forschendem Blick aus.
»Schon wieder«, murmelte Lindy und nahm dabei höchstwahrscheinlich Bezug auf den Schulausflug.
Bennett schlich sich an und stellte stolz seine neue Schürze mit der Aufschrift Iron Chef of the Shenandoah zur Schau. »Die habe ich selbst entworfen.« Er grinste,
wurde aber sofort wieder ernst. »Wie geht es euch? James? Lindy? Es wäre wohl noch untertrieben zu sagen, dass du eine harte Woche hattest.«
Lindy nickte. »Sagen wir einfach, ich werde in absehbarer Zeit nicht zur Lehrerin des Jahres gewählt werden.« Sie senkte ihre Stimme. »Ich glaube auch nicht, dass die Polizei irgendwelche Anhaltspunkte auf Mr. Sneeds wahre Identität hat. James und ich kommen gerade von dort, aber wir haben einfach nur unsere ursprünglichen Aussagen wiederholt. Es ist natürlich nicht sehr hilfreich, dass wir so gut wie nichts über Parker wissen, außer dass sie eine Freundin von Murphy und Tierärztin war und ein netter Mensch zu sein schien.«
»Dieses arme Mädchen!« Gillian ballte ihre Hände zu Fäusten. »Wer tut denn so etwas! Und was ist mit ihrer Schwester ?« Sie fächelte sich Luft zu, als könnte sie jeden Moment ohnmächtig werden. »Ihr wisst ja, wenn ein Zwilling sein Geschwister verliert, ist er nie wieder derselbe.«
»Das glaube ich auch«, meldete sich Murphy von hinten. Sie war so leise eingetreten, dass keiner der anderen Fix’n-Freeze- Schüler sie hatte kommen hören. »Ich zweifle ernsthaft, ob Kinsley sich jemals wieder davon erholen wird. Sie wird von Schuldgefühlen geplagt, weil sie Parker erlaubt hat, ihren Platz bei dem Schulausflug einzunehmen.« Murphy rieb sich müde die Stirn. »Ich denke, Kinsley hat das Gefühl, sie sollte eigentlich diejenige sein, die tot ist.«
»Aber wer könnte ein Interesse daran haben, diesen reizenden Mädchen ein Leid anzutun?«, gab Gillian zu bedenken. »Und wie passt dieser falsche Großvater ins
Bild? Was muss das für ein Mensch sein, der so etwas tut? Das ist ja fast, als würde sich einer für den Nikolaus ausgeben und dann das Gegenüber mit einer Zuckerstange abstechen!«
Auf Gillians bizarren Vergleich wollte keinem eine passende Bemerkung einfallen, also überdachten die fünf schweigend und traurig das Schicksal von Parker Willis.
Während Murphy ihren Mantel aufhängte und sich ihre Schürze umzubinden begann, betrachtete James sie lange. Er registrierte die tiefen Schatten unter ihren haselnussbraunen Augen, die von roten Äderchen durchzogen waren, und ihre hängenden Schultern. Er war es gewohnt, Murphy aufgeweckt und voller Entschlossenheit zu erleben. Aber schließlich trauerte sie um den Verlust ihrer Freundin, wohingegen er vor ihr davongelaufen war, als er sie in die Bibliothek hatte kommen sehen. Beschämt wandte er sein Gesicht ab, während sie sprach.
»Ich kann dahinter keinen Sinn erkennen, Gillian. Parker und ich standen uns damals auf dem College wirklich sehr nah, aber wir haben einander erst vor kurzem wiedergesehen. Und Kinsley habe ich selbst gerade erst kennengelernt, also kann ich auch nicht sagen, welche Leichen die beiden vielleicht in ihrem Keller haben.« James spürte, dass Murphy ihn anstarrte. »Glaubt mir, ich versuche so viele Informationen wie möglich zu sammeln, aber bis jetzt habe ich noch nichts Nützliches entdecken können«, fügte sie hinzu.
James sah ihr in die Augen. »Es tut mir wirklich leid, dass ich dir vor ein
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